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Gold & Silber: Deflationäre Abwärtswelle

10.01.2012  |  Clive Maund
Goldmarkt Update

Die letzten Wochen waren verwirrend. Und das lag am Widerspruch zwischen den deutlich bärischen Preismustern, die sich bei Gold und Silber abzeichneten (und auf ein großes Top sowie eine brutale deflationäre Abwärtswelle hindeuten) und den scheinbar bullischen COT-Strukturen im Edelmetallsektor. Für die COT-Entwicklungen scheinen wir jetzt eine Erklärung zu haben, auf die wir weiter unten eingehen. Aber zuerst werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Kursmuster.

Eingefleischte Bullen reden aufgeregt von "der großen Kaufgelegenheit", die sich nach den jüngsten Kursverlusten aktuell beim Gold präsentieren soll. Das ist logisch und verständlich, da Gold jetzt ca. 300 $ unterhalb der Hochstände von August-September 2011 gehandelt wird, zudem überverkauft ist, in der Umgebung seines immer noch steigenden 200-Tage-Durchschnitts liegt, auch die COT-Daten und Stimmungsindikatoren zeigen sich positiv. Trotz alledem machen die sich bei Gold und Silber gerade abzeichnenden Preismuster einen extrem bärischen Eindruck.

Wie wir im 2-Jahre-Chart für Gold sehen können, hat sich seit dem Erreichen des Tops ein großes bärisches Sinkendes Dreieck oberhalb einer deutlich ausgeprägten Unterstützungszone zwischen 1.520 $ und 1.530 $ entwickelt. Sollte Gold dieses Muster nicht mit einem Anstieg über die obere Grenze (die rote Trendlinie im Chart) durchbrechen, so wird der Goldpreis einbrechen - womit praktisch auch das Ende des Bullenmarkts markiert ist. Und das setzt stillschweigend das Einsetzen (oder eher die schnelle Ausbreitung) einer deflationären Abwärtswelle voraus - eine Welle, die auch viele Länder überschwemmen wird, denen die schlimmsten Konsequenzen bislang erspart blieben, wie beispielsweise das schuldengeplagte Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika. Falls Sie wissen möchten, wie schlimm es werden kann, dann sehen sie sich die bisherigen Ereignisse in Griechenland und Spanien an. Mit Nahrungsmittelengpässen, Aufständen und brennenden Städten könnte alles noch viel schlimmer werden.

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An dieser Stelle wollen wir noch einmal kurz auf die Debatte zum Thema Deflation-Inflation eingehen. Die Welt braucht eine ausgewachsene deflationäre Abwärtswelle - und früher oder später wird sie die auch bekommen. Ihr evolutionärer Zweck ist die Eliminierung massiver Schulden- und Derivateberge, welche die Weltwirtschaft in den Abgrund reißen. Zwangsläufig muss es auch zu einer Eliminierung parasitärer Institutionen kommen, die das aktuelle Chaos mit auf den Weg gebracht haben: die Zombie-Banken und die "Too-Big-Too-Fail-Kooperationen", die ihre Rüssel - über Rettungspakte und andere Vergünstigungen, wie extrem niedrige Zinssätze - ganz tief in den öffentlichen Kassen haben.

Seitdem die Krise im Jahr 2008 ins Zentrum der Aufmerksamkeit sprang, versuchen etablierte und mächtige Interessen, die notwendige deflationäre Reinigung zu unterbinden - durch Geldflutung, Manipulation der Zinskurve und durch die Mobilisierung von Staaten/Zentralbanken zur künstlichen Zinssenkung - damit sie weiterhin ihre einflussreichen, privilegierten Leben führen konnten und mehr Zeit hatten, ihre schlechten Schulden auf den Steuerzahler umzulegen. Doch auch für sie scheint die Zeit jetzt abzulaufen. Ihr letzter Trick war die heimliche Finanzierung der EZB durch die Federal Reserve - ein verzweifelter Versuch, den Zusammenbruch Europas aufzuhalten. Doch die Situation in Europa ist jetzt so schlecht, dass der Erfolg dieser Maßnahmen bezweifelt werden muss.

Allem Anschein nach wird wohl Folgendes passieren: Die Anleihehalter werden es darauf ankommen lassen und mit Massenverkäufen reagieren, worauf die Zinssätze in die Höhe schießen. Und das passiert diesmal auch in den USA, sodass das gesamte aufgeblähte Konstrukt geschwind zusammenstürzen wird. Das wollen uns die ominösen Muster beim Gold und Silber sagen. Die Blockierung der notwendigen deflationären Kräfte und das entschiedene Wirken mächtiger Interessen seit 2008 haben zum weiteren Erstarken der deflationären Kräfte geführt, so dass sich eine gefährlich explosive Situation ergeben hat.

Auf kurze Sicht bleibt noch Spielraum für eine Erholung, die Gold bis zur roten Umkehrlinie des Sinkenden Dreiecks (siehe 6-Monate-Chart) bringen könnte. Wir hatten uns im Sektor positioniert, kurz bevor sich dieser vor einer Woche von seinen Tiefs langsam erholte. Zu dieser Zeit hatten wir eine sehr risikoarme Marktphase - man konnte enge Stops gleich unterhalb des wichtigen Unterstützungsniveaus am unteren Ende des Dreiecks setzen. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Erholung steigt, weil sich ein kleines Kopf-Schulter-Muster abzuzeichnen scheint (siehe Chart). Wir werden versuchen, moderate Gewinne mitzunehmen, wenn sich Gold der roten Abwärtstrendlinie annähert - sollte die Rally überhaupt so weit kommen. Doch längerfristig betrachtet, wird die Dreiecksformation im Gold-Chart wahrscheinlich nach unten durchbrochen, was dann aller Voraussicht nach zu einem schweren Einbruch führen würde.




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