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S&P-Abstufung belastet Preise nur kurzzeitig

16.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise sind am Freitag unter Druck geraten, nachdem die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit mehrerer Lände der Eurozone abgestuft hat. Der Brentölpreis fiel daraufhin kurzzeitig unter die Marke von 110 USD je Barrel, kann sich mittlerweile aber wieder erholen. Der festere US-Dollar dürfte auch zu Wochenbeginn einen Belastungsfaktor für die Ölpreise darstellen. Es gibt aber auch weiterhin Faktoren, welche für einen erneuten Preisanstieg sprechen.

Laut dem iranischen OPEC-Gouverneur Khatibi könnte kein Land der Welt mit den Folgen einer Schließung der Straße von Hormus umgehen. Die USA haben den Iran explizit vor einer Blockade gewarnt und dies mit dem Überschreiten einer roten Linie gleichgesetzt. Der Iran hat seinerseits die arabischen Golfstaaten davor gewarnt, ihre Produktion zu erhöhen, um Angebotsausfälle aus dem Iran auszugleichen. Diese Warnung dürfte vor allem Saudi-Arabien betreffen, welches als einziges Land noch über hinreichend freie Kapazitäten verfügt. Das verbale Säbelrasseln zwischen Iran und dem Westen dürfte die Risikoprämie auf den Ölpreis weiter hoch halten.

In Nigeria haben die Gewerkschaften die Massenproteste angeblich ausgesetzt, nachdem Präsident Jonathan eine Senkung der Kraftstoffpreise angekündigt hat. Die Gespräche zwischen Regierung und Gewerkschaften sollen fortgesetzt werden. Die Gefahr eines Streiks in der nigerianischen Ölindustrie ist somit zunächst gebannt, was zumindest von dieser Seite für etwas Entspannung sorgen sollte. Nigeria ist mit einer Tagesproduktion von 2,2 Mio. Barrel der größte Ölproduzent Afrikas.


Edelmetalle

Letzten Freitag nach Handelsschluss kam es zu den schon lange angekündigten und vom Markt erwarteten Herabstufungen der Kreditwürdigkeit einiger Länder der Eurozone. In einem Rundumschlag setzte die Ratingagentur Standard & Poor’s das Kreditrating von insgesamt neun Ländern herab, darunter Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Die möglichen Auswirkungen der Aktion auf den Rettungsschirm EFSF sind noch unklar. Mit dem Verlust des AAA-Ratings der Länder gibt es immer weniger "sichere Häfen", so dass Gold an Attraktivität gewinnen dürfte. Allerdings zeigt sich auch der US-Dollar fester, der sich selbst mehr und mehr als "sicherer Hafen" herauskristallisiert, wodurch Preissteigerungen bei Gold begrenzt werden. In Euro gerechnet nimmt das gelbe Edelmetall allerdings einen neuen Anlauf, die Marke von 1.300 EUR je Feinunze zu überwinden.

Gemäß Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC haben die spekulativen Finanzanleger bei Gold in der Woche zum 10. Januar ihre Netto-Long-Positionen die fünfte Woche in Folge reduziert. Mit nur noch 104 Tsd. Kontrakten liegen diese auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren. Der Preisanstieg in der Beobachtungsperiode muss daher anderweitig unterstützt worden sein. Da es auch zu keinen nennenswerten Zuflüssen bei den ETFs kam, dürfte der Preisanstieg von einer starken physischen Nachfrage vor allem in China getrieben worden sein (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 11. Januar). Zudem war der Absatz von US-Goldmünzen Anfang Januar sehr robust. In den ersten zwölf Tagen wurden 85,5 Tsd. Unzen abgesetzt. Setzt sich die Dynamik bis Monatsende fort, wäre dies der stärkste Monatsabsatz überhaupt.

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Industriemetalle

Die Tatsache, dass die Metalle ihre Verluste im Nachgang der Herabstufung der Kreditwürdigkeit einiger Länder der Eurozone bereits wieder aufholen, zeigt, dass viele negative Nachrichten mittlerweile in den Preisen eskomptiert sind. So nähert sich Kupfer wieder der Marke von 8.100 USD je Tonne an. Auch die meisten anderen Metalle befinden sich im positiven Terrain. Damit widerstehen die Metalle zugleich den schwachen asiatischen Aktienmärkten.

Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer dürfte sich auf die morgen zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten aus China richten. Diese sollten zeigen, dass sich die chinesische Wirtschaft im vierten Quartal weiter abgekühlt hat. Dies könnte dennoch positiv aufgefasst werden, da es im Nachgang zu weiteren monetären Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Regierung kommen könnte. Das Handelsvolumen dürfte im Vorfeld des chinesischen Neujahrfestes in der nächsten Woche allerdings deutlich abnehmen. Aufgrund des "Martin Luther King Day" bleibt die COMEX in New York heute geschlossen.

Die spekulativen Finanzanleger zeigen sich unterdessen weiter zurückhaltend. Im Falle von Kupfer wurden die Wetten auf fallende Preise in der Woche zum 10. Januar wieder moderat ausgeweitet. Damit bleiben die Finanzanleger in Summe die 17. Woche in Folge negativ für Kupfer gestimmt.


Agrarrohstoffe

Nachdem die Notierungen für Kakao in der letzten Woche zunächst aufgrund eines Streiks in Nigeria und zu trockener Witterung in der Elfenbeinküste deutlich anziehen konnten, gaben sie gegen Ende der Woche nach und liegen nun wieder unter 2.300 USD je Tonne. Enttäuscht wurden insbesondere die Erwartungen einer robusten Nachfrage nach Kakao in Europa. Zwar wurde von der Europäischen Kakaovereinigung für das Gesamtjahr 2011 ein Anstieg der Verarbeitung um 6,8% und damit so hoch wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr angegeben. Der für das vierte Quartal 2011 gemeldete Anstieg betrug aber lediglich 1,8% gegenüber Vorjahr.

Der Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie meldete mit einem Verarbeitungsplus im vierten Quartal von 13% und im Gesamtjahr 2011 von 23% deutlich höhere Zahlen für Deutschland, was aber auch bedeutet, dass die Kakaoverarbeitung außerhalb Deutschlands außerordentlich schwach gewesen sein muss. Die Abkühlung in der Nachfrage ist nicht dazu geeignet, die Preise weiter zu beflügeln, nachdem bereits vorher schon ein moderater Marktüberschuss für die Saison 2011/12 erwartet wurde.

Die Einschätzung des USDA vom letzten Donnerstag, dass sich erstmals seit drei Jahren ein marginaler Überschuss am globalen Maismarkt ergeben könnte, dürfte die Entwicklung der Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger der letzten Wochen bremsen, wenn nicht sogar umkehren. Neueste Daten der CFTC zeigen, dass diese in der Woche zum 10. Januar um über 30 Tsd. Kontrake auf 202,5 Tsd. Kontrakte ausgebaut worden waren.




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