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Wie sich die Depression stoppen lässt - Interview mit Antal E. Fekete (Teil II)

23.03.2012  |  Prof. Antal E. Fekete
Den ersten Teil können sie hier lesen ...

Jorge Nascimento Rodrigues: Erleben wir gerade wieder den politischen Wahnsinn der Weimarer Republik? Oder könnten wir zuerst eine Deflation bekommen und anschließend von einer Hyperinflation überrascht werden?

Antal E. Fekete: In der Weimarer Republik brach 1923 die Hyperinflation aus. Sieben Jahre später, 1930, setzte dann eine Deflation ein. Und 8 Millionen Arbeiter, oder etwa die Hälfte der organisierten Arbeiterschaft, wurden entlassen. Man könnte meinen, einer Hyperinflation folgt normalerweise eine Deflation. Die Welt ist schlecht vorbereitet auf das, was sich vor unseren eigenen Augen ereignen könnte, also eine Umkehrung der bekannten Abfolge, so dass der Hyperinflation eine Deflation vorausgeht, was Sie eben schon andeuteten. Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass der Dollar bald einer Hyperinflation erliegen wird, ausgelöst durch Rettungspakete und Hilfsmaßnahmen. Stecken Sie mich zu den "Deflationisten“. Meine Prognose lautet: Deflation jetzt, Hyperinflation später.

Der wichtige Punkt sind nicht die Billionen, die für Rettungspakete ausgegeben wurden, sondern der Anstieg des Liquidationswerts der ausstehenden Gesamtschulden, welcher, dank der fortlaufenden Halbierung der Zinssätze, in die Billiarden geht. Wir haben im Grunde zwei Fässer: das Bankensystem und der Dollar. Beim letzten Tropfen lief das erste Fass über. Der nächste Tropfen sammelt sich gerade über dem zweiten Fass.


Jorge Nascimento Rodrigues: In Europa, aber auch in den USA, stutzt man sich die Idee der Verstaatlichung des Bankensystems zurecht, um eine komplette Systemschmelze abzuwenden. Selbst der russische Präsident macht dahingehend schon Scherze über den Westen und spricht von "Finanzsozialismus“. Was denken Sie über solche Verstaatlichungen, über die Schaffung von "good banks“ und "bad banks“ und der "Rückführung der Verbriefungen toxischer Kredite“?

Antal E. Fekete: Verstaatlichung löst die Bankenkrise nicht. Es würde wohl genauso viel bringen, wie das Geraderücken der Stühle an Bord der sinkenden Titanic. Die Kernschmelze im Bankensektor wurde nicht PER SE durch Banken verursacht. Die eigentliche Ursache ist die staatliche Sabotage des Goldstandards. Der Gedanke, man könnte die Bilanzwerte scheiternder Banken trennen und den toxischen Teil in einer "bad bank“ unterbringen, ist wirklich albern. Toxische Anlagen sollten direkt abgeschrieben werden, und die Kreditverbriefungen sollten storniert jedoch nicht zurückgekauft werden! Die Verbriefung von Hypothekenkrediten und anderen Krediten war von Beginn an dubios, weil man vom ganz offensichtlich falschen Grundsatz ausging, dass die Stärke einer Kette durch die Stärke des stärksten Gliedes bestimmt ist.

Jedes Kind weiß aber, dass eben das schwächste Glied entscheidend ist.

Im System der uneinlösbaren Währung kann es gar keine "good bank“ geben. Wenn man wieder gute Banken will, müssen die krebsbekämpfende Goldkörperchen wieder in den monetären Blutkreislauf eingeführt werden. Der krankhafte Blutkreislauf - und das ist die uneinlösbare Währung - wird selbst die besten "good banks“ kontaminieren.


Jorge Nascimento Rodrigues: Wie würde ihr Nothilfepaket aussehen?

Antal E. Fekete: Das von der Obama-Regierung forcierte Nothilfepacket wird scheitern. Es besteht aus genau denselben Patentlösungen, mit denen die Welt in die derzeitige Depression gesteuert wurde: permanente Flutung der Wirtschaft mit Geld, um die Zinssätze zu drücken.

Sicher, Banken und Industriebetriebe müssen rekapitalisiert werden. Aber damit das gelingen kann, braucht es schon etwas Grundlegenderes als uneinlösbare Versprechen einer Regierung, die gleichzeitig der größte Schuldner der Welt ist. Wir sprechen hier zudem von einem Staat, der ohnehin schon bankrott ist und dessen zukünftige Steuereinnahmen immer mehr zur Illusion werden. Die Banken und die Industrie müssen sich über die Mobilisierung des monetären Goldes der Welt rekapitalisieren, das nun seit 35 Jahren brachlag.

Diese Heldentat könnte mit einem Plan gelingen, der unilateral umgesetzt werden könnte - sogar von einem kleinen Land wie Portugal, das ich hier als Beispiel nutzen möchte. Nehmen wir an, der offiziellen Münzprägeanstalt Portugals wird die uneingeschränkte Prägung von Goldmünzen erlaubt. Die Standardgoldmünze würde eine Unze wiegen und eine Reinheit von 99,99% haben und keine Nominalwert tragen. Wer der Prägeanstalt dieselbe Menge Gold in derselben Qualität überreicht, erhält im Austausch dafür eine solche Standardmünze (zur Kostendeckung ließe sich auch eine bescheidene Münzprägegebühr erheben).




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