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BRICS planen für die Zukunft

06.04.2012  |  John Browne
Letzte Woche kamen die Staatschefs Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas in Neu Delhi zu ihrem vierten Gipfeltreffen der "BRICS“ zusammen, das einmal pro Jahr staatfindet. Diese fünf Länder vereinigen 43% der Weltbevölkerung und 18% des globalen BIPs hinter sich. (Noch wichtiger ist, dass diese Ländergruppe auch 53% des globalen Finanzkapitals anzieht.)

Das zum Abschluss des Treffens (29.März) verabschiedete Kommuniqué der Länderkoalition war erneut eine subtile Herausforderung der zunehmend verzweifelten Banker und Politiker des Westens. Man kündigte an, entschlossener am Aufbau einer Entwicklungsbank zu arbeiten, die sich vorrangig um die Belange der BRICS-Staaten kümmern wird und eigens von diesen Ländern finanziert werden soll. Mit einer solchen Institution wäre der aufstrebende Block in der Lage, unabhängige Politik auf globaler Ebene zu betreiben. Gleichzeitig wäre sie eine Kampfansage an die globale Finanzvorherrschaft von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF), die nun schon fast 70 Jahre als mächtiger Hebel westlicher Interessen dienen.

Sollten sich die BRICS-Länder in bisherigen Ausmaß weiterentwickeln, werden sie meiner Meinung nach in fünf bis zehn Jahren in der Lage sein, ihre Bank finanziell so auszustatten, dass diese den westlichen Institutionen zur Konkurrenz wird (warum wir davon ausgehen, dass auch Indonesien den BRICS beitreten wird, können sie in unserem Global Investor Newsletter nachlesen). In diesem Fall könnten die internationalen Banken zum Ort werden, an dem sich die Welt entscheiden wird, welches Geld sie tatsächlich bevorzugt. Es treten an: die entwertete Fiat-Währung der Schuldnernationen unter Führung der Angloamerikaner - und eine Währung, hinter der Nationen stehen, deren Bürger in Ersparnissen schwimmen und deren Wirtschaften am laufenden Band benötigte Güter produzieren.

Das derzeitige Geldsystem fand seinen Ursprung auf der Konferenz von Bretton Woods in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs. Europa, Russland und der größte Teil der Welt standen aufgrund gewaltiger Kriegsausgaben und massiver Zerstörungen am Rande des Bankrotts. Die USA hatten die Welt hingegen mit hochwertigen Konsumgütern überschüttet und enorme Handelsüberschüsse eingefahren. Ihr Währung, der Dollar, war zum festen Kurs von 35 $ pro Unze in Gold konvertierbar. Der US-Dollar war damals also der klare Favorit bei der Wahl des internationalen Reservestandards. Die an Keynes ausgerichteten angloamerikanischen Tendenzen der Vorkriegszeit wurden später in den neuen internationalen, überstaatlichen Organen - wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen - eingebettet.

68 Jahre später haben die Angloamerikaner die Macht und den Umfang der Zentralstaaten und Zentralbanken deutlich vergrößert. Regierungen haben unvorstellbar verantwortungslose Staatsschuldenberge aufgetürmt und ihre Währungen bis zur Unkenntlichkeit entwertet. Sparen und Investieren wurde damit unattraktiv. Falls die Zeit der außergewöhnlichen Staatsausgaben aber zu Ende ginge und die monetären Fluttore schließen müssten, dann stünden diese Wirtschaften vor einer schweren Rezession und den nach Wahlstimmen suchenden Politikern blieben kaum noch eine gute Optionen. Auf der anderen Seite haben die Länder mit robusten Industrien, hohen Spar- und Investitionsquoten, niedriger Staatsverschuldung und einer vernünftigeren Wirtschaftspolitik gewaltige Reserven angehäuft (was an den Aufstieg der USA gegen Ende des 19. Jh erinnert).

Während die BRICS beeindruckende Reserven im Gesamtumfang von ca. 4 Billionen $ ansammelten, türmte allein das US-Schatzamt 15,4 Billionen Dollar Schulden auf. Die US-Politiker planen zudem, ihre Schuldenaufnahme auf absehbare Zeit um mindestens 1 Billion $ pro Jahr zu erhöhen. Vielen ist daher klar, dass die dauerhafte monetäre Dominanz der Angloamerikaner nicht länger verdient ist.

Dieser fundamentale Kampf, ohne Aussicht auf einen Kompromiss, steht im Zentrum des kommenden globalen Konflikts, in dem um Geld und Macht gestritten wird. Die BRICS, allen voran China, favorisieren offenbar eine Alternative zum US-Dollar, um nicht selbst von einem Geldsystem zerrieben zu werden, das auf immer wackligeren wirtschaftlichen Grundlagen fußt. Um das aktuelle Geldsystem ersetzen zu können, müssen die BRICS nach meinem Dafürhalten einen neuen internationalen Reservestandard anstreben, der an Gold gekoppelt ist.

Aktuell streben die BRICS eine schnelle Neuordnung im Bereich der internationalen Finanzierung an. Unter Druck geratene Länder könnten nicht abgeneigt sein, diese neue Möglichkeit der Unterstützung aufzugreifen. Man kann auch davon ausgehen, dass ressourcenreiche Länder wie Chile und Indonesien letztendlich mitziehen werden. Falls die Vereinigten Staaten weiterhin uneingeschränkt auf die Druckerpresse vertrauen, könnten auch einige westliche Nationen mit hohen Ersparnissen wie Deutschland, Norwegen oder die Schweiz geneigt sein, sich den BRICS auf deren Weg zu einer neuen Weltordnung anzuschließen, welche auf wertstabilerem Geld gründet.

Dann wird die Ära der ungezügelten Druckerpressen ihrem Ende entgegengehen. Und anschließend wird der neue Weg zur Freiheit und zum Unternehmergeist geebnet werden - aber nicht mit Papier, sondern mit Gold und Silber, was entsprechende Preiswirkung haben wird.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 04.04.12 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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