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US-Wirtschaft: Die Erholung ist eine Illusion - Interview mit John Williams

25.05.2012  |  The Gold Report
- Seite 4 -
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Die Liquiditätsprobleme sind jetzt soweit gediehen, dass die Verbraucher - hinsichtlich Einkommen und Kredit - nicht mehr in der Lage sind, eine wirtschaftliche Erholung am Laufen zu halten. Eine Erholung zeichnet sich auch nicht ab. Und für die Märkte hat das die unterschiedlichsten Konsequenzen.

2008 hatten wir eine Finanzpanik und einen Fast-Zusammenbruch des Systems. Die Entscheidungsträger aus Washington D.C. mussten einen Zusammenbruch abwenden. Die Hauptfunktion der Federal Reserve besteht darin, dass Bankensystem gesund oder am Laufen zu halten. Wirtschaftliche Belange und der Inflationsschutz sind zweitrangig.

Die US-Bundesregierung und die Fed schöpften, verwendeten, garantierten oder vergaben alle notwenigen Geldmengen, um das Bankensystem am Leben zu halten; und die Regierung wird das auch noch einmal tun. Das Problem dabei ist nur, dass dabei Inflation entsteht und das Ganze nicht sehr effektiv ist. Ja, man konnte einen systemischen Zusammenbruch abwenden, aber auch vier Jahre danach steckt man immer noch in Schwierigkeiten. Die Solvenzkrise hält an. Die Wirtschaft hat sich nicht erholt. Man schiebt das Problem tatsächlich nur vor sich her.


The Gold Report: Was zeigen Ihre Statistiken zur Geldumlaufgeschwindigkeit mit Blick auf die Erholung oder dem Ausbleiben einer solchen?

John Williams: Ich erhebe immer noch das größte und breiteste US-Geldmengenaggregat - M3. Es gibt insgesamt drei Geldmengenaggregate. M1 ist das kleinste Aggregat, das Bargeld, Sichteinlagen, Reiseschecks und solche Dinge umfasst. M2 umfasst M1 plus laufende Girokontenbestände sowie kleine Termingeldeinlagen und Geldmarktfonds. So weit geht die Fed.

Sie veröffentlichte auch einmal die Zahlen für das Geldaggregat M3, welches M2 zuzüglich gewichtiger Kategorien wie institutionelle Geldmarktfonds und große Termingeldeinlagen über 100.000 $ umfasst. M3 ist fast doppelt so groß wie M2. Die Fed veröffentlicht keine M3-Daten mehr, aber sie erheben sie noch.

In letzter Zeit wurde häufig das Geldmengenwachstum bei M2 thematisiert, ich denke aber, dass es nicht im Kontext gesehen wird. Das Wachstum lässt sich auf Kapital zurückführen, das von M3-Konten auf M2-Konten floss. Auch das umfassendste Geldmengenaggregat M3 hatte in letzter Zeit Wachstum zu verzeichnen, jetzt stagniert es aber und dreht nach unten ab. Das ist ein Anzeichen für Stress im System.

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Ich habe einen Stressindikator auf Grundlage von M3 und M2 zusammengestellt. Hohe Stände signalisieren im Allgemeinen, dass dem Bankensystem recht hohes Vertrauen geschenkt wird. Große, nicht abgesicherte Kapitalströme fließen in die Banken.

Als die Krise 2008 einsetzte, brach dieses Verhältnis ein. Unmittelbar darauf führte die Fed ihre Programme zur quantitativen Lockerung (QE) ein. Als diese nicht ausreichten, um die Banken wieder auf die Beine zu bringen, wurde QE 2 gestartet. Das M3-M2-Verhältnis verschlechtert sich aber auch weiterhin. Ich würde davon ausgehen, dass von der Fed in nicht allzu entfernter Zukunft eine 3.Runde QE kommen wird.

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Die Fed könnte einen anderen Namen für diese Lockerungsmaßnahmen finden, weil es politisch nicht mehr schicklich ist, die Flutung des Bankensystems mit einigen Billionen Dollar unter diesem Namen anzukündigen. Die Fed wird sagen, all das sei notwendig, um die nachlassende Wirtschaftsaktivität wieder anzukurbeln.

Das ist eine sehr gefährliche Situation, sie wird letztendlich zu einer enormen Abwertung des US-Dollarkurses führen. Das globale Vertrauen in den US-Dollar ist verloren gegangen. Die nächste Maßnahme der Fed wird erneut eine Verkaufswelle beim Dollar auslösen, die zu einer Dollar-Inflation führt, welche sich jetzt schon beschleunigt. Dollar-Schwäche lässt die Ölpreise in der Regel deutlich ansteigen - und das ist einer der großen Faktoren, der die US-Inflation in die Höhe treibt.

Wir hatten und haben Inflation in einem schwachen Wirtschaftsumfeld. Sie ist allerdings nicht durch kräftige Nachfrage bedingt - das wäre noch ein recht glücklicher Umstand für Inflation. Heute wird die Inflation durch einen schwachen Dollar und unbeständige, unsolide Geldpolitik der Federal Reserve verursacht. Und das ist kein glücklicher Umstand. Unter solchen Umständen, welche deutlich steigende Inflationsraten vorzeichnen, versuchen die Menschen ihre Vermögen zu sichern und in Schutz zu bringen.




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