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US-Wirtschaft: Die Erholung ist eine Illusion - Interview mit John Williams

25.05.2012  |  The Gold Report
- Seite 5 -
The Gold Report: Von offizieller Seite werden Inflationsraten zwischen 2% bis 3% in den USA festgestellt. Sie haben gerade den Hyperinflation Report 2012 aktualisiert. Wie hoch ist die reale Inflation aktuell?

John Williams: Die staatlichen Zahlen sind akkurat innerhalb ihres Definitionsrahmens, sie sind aber nicht das, für was sie von der Öffentlichkeit gehalten werden. Die Berechnungsmethoden haben sich mit den Jahren geändert.

Der Normalbürger denkt, der US-Verbraucherpreisindex (CPI) würde die Inflation so messen, dass man ihm die Kosten für die Beibehaltung eines konstanten Lebensstils entnehmen kann. Er glaubt zudem, dass hier die Inflationsraten angeben werden, die er direkt im Portemonnaie zu spüren bekommt. Dem ist aber nicht so. Dem CPI sind auch nicht die Mehrkosten einer Beibehaltung eines konstanten Lebensstils zu entnehmen.

Nach dem 2. Weltkrieg maß der CPI noch die Kosten für einen feststehenden Korb aus Waren und Dienstleistungen. Ein Warenkorb enthielt beispielsweise eine Gallone Benzin, ein Pfund Steak und ein Brot. Die staatlichen Statistiken erhoben dann Jahr für Jahr die Kosten für genau dieselben Dinge. Stiegen die Preise, stieg folglich auch die Inflationsrate.

In den 1990ern propagierten der Fed-Chef Alan Greenspan und Michael Boskin, der damalige Vorsitzende des US-Wirtschaftsrates, die These, dass der CPI die Inflation übertrieben hoch darstellen würde. Ihren Berechnungen nach hätte eine Anpassung der Verbraucherpreisstatistik die Sozialversicherungsausgaben für den Lebenshaltungskostenausgleich gesenkt. Das war der eigentliche Beweggrund. Hätte man den CPI nicht geändert, lägen die monatlichen Sozialhilfezahlungen schon beim Doppelten der heutigen Summe.

Gleichzeitig führten sie aber auch Substitutionen ein, die den CPI als weiterführende Berechnungsgrundlage wertlos machten - z.B. bei der Frage, welche Anlagerendite man mindestens benötigt, um seinen Lebensstandard halten zu können.

Wenn man eine zu niedrige Inflationsrate ansetzt, bekommt man zudem Wachstumsraten, die zu stark von der Inflation getragen werden. Man sieht eine Erholung, die gar nicht da ist - und das sehen wir ja gerade.

Neben den Substitutionen (Produkte/ Dienstleistungen mit erheblichen Teuerungsraten können durch günstigere Alternativen ersetzt werden) wurden auch noch weitere Änderungen im Index vorgenommen. Wenn die statistischen Ämter Änderungen ihrer Berechnungsgrundlagen vornahmen, veröffentlichten sie in der Regel auch eine Schätzung, inwieweit diese Änderungen die Inflationsrate verändern. Rechnet man jetzt all diese Änderungen zusammen, zeigt sich, dass seit 1980 etwa 5 Prozentpunkte von der annualisierten Inflationsrate abgezogen wurden. Weitere zwei Prozentpunkte lassen sich auf andere Anpassungen zurückführen, die die statistischen Ämter nicht als methodologisch betrachten und daher auch keine Schätzung zu deren Auswirkungen veröffentlichen, sie sind dennoch ein nicht unerheblicher Faktor.

Es wurden also sieben Prozentpunkte vom ehemaligen Verbraucherpreisindex abgezogen. Wenn die offizielle errechnete Preisinflation mit 2,5% angegeben wird und man wieder 7% dazu addiert, kommt man auf eine Inflationsrate, die nach den CPI-Berechnungsmethoden von 1980 bei 9,5% bis 10% liegt. Nach den Berechnungsgrundlagen von 1990 läge sie bei 6% bis 7%. Und diese Prozente müssen die Menschen ausgleichen, um mit der Inflation Schritt halten können.


The Gold Report: Was kann jeder selbst tun, um sich vor der Hyperinflation zu schützen, die Sie in Zukunft kommen sehen?

John Williams: Wir bewegen uns aktuell weiter in Richtung einer Hyperinflation. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, viele Gedanken an kurzfristige Gewinne oder Verluste an den Märkten zu verschwenden. Jetzt sollte man sicherstellen, dass das eigene Vermögen und die eigenen Vermögensanlagen grundlegend gegen Inflation abgesichert sind; man sollte so aufgestellt sein, dass man mit Blick auf die Zukunft einen schweren Finanzsturm überstehen kann.


The Gold Report: Und wie macht man das?

John Williams: Die Hauptabsicherung ist physisches Gold, Edelmetalle wie auch Silber und einige Vermögensanlagen, die nicht in US-Dollar denominiert sind. Schweizer Franken finde ich immer noch gut - die Kopplungsversuche an den Euro werden nicht dauerhaft sein. Australische und Kanadische Dollars finde ich auch nicht schlecht. Geldmittel außerhalb des US-Dollars zu haben ist ein Plus. Um durch die Krise zu kommen, braucht man eine physische Anlage, die auch kurzfristig liquide ist.

Auf lange Sicht sind auch Goldaktien wunderbare Anlagen zur Absicherung, sollte das System aber wirklich große Probleme bekommen, und davon gehe ich aus, dann könnte es an den Märkten auch Probleme bei der Liquidierung dieser Anlagen geben. Ich meine hiermit eingeschränkte Möglichkeiten, Transaktionen an den Märkten direkt vorzunehmen. Auch mit Immobilienanlagen kann man Probleme bei der Liquidierung bekommen, aber über längere Zeiträume hinweg sind Immobilien eine großartige Inflationsabsicherung.


The Gold Report: Wie lautet der beste Anlagetipp, den Sie jemals bekommen haben?

John Williams: Normalerweise nehmen ich ja keine Anlagetipps entgegen, aber der beste Tipp, den ich mir selbst gegeben habe, lautete: Kauf Gold.


The Gold Report: Ein Tipp, den unsere Leser begrüßen werden. Mr. Williams, wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.


© The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 21. Mai 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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