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Wir haben eine Goldkrise, keine Dollarkrise

20.07.2012  |  Prof. Antal E. Fekete
Der Titel ist eine Verbeugung vor Peter Schiffs vortrefflichen Artikel "Keine Ölkrise, sondern eine Dollarkrise".

Vor 35 Jahren wurde Gold, das Symbol der Dauerhaftigkeit, aus dem monetären Garten Eden vertrieben und durch einen flexiblen, uneinlösbaren Dollar ersetzt, der nun als Stützpfeiler des internationalen Währungssystems diente. Richtig: ein flexibler Stützpfeiler. Das Gold-Demonetsierungsmanöver war eine Farce. Die Unfähigkeit der USA, ihre in Gold einwechselbaren Verpflichtungen gegenüber dem Ausland zu bedienen, sollte durch dieses Feigenblatt den Blicken entzogen werden. “Zahlungsausfall” wurde zum Tabuwort erklärt, obgleich es große Löcher in die Bilanzen aller Zentralbanken dieser Welt pikste, da der Wert der in Dollar lautenden Aktivposten gegenüber allem sank - nur nicht gegenüber dem Dollar. Die betreffenden Banken durften nicht einmal “Aua" sagen, als sie mit ansehen mussten, wie ihre Bilanzen unter diesem Zahlungsausfall litten. Sie mussten die Verluste ganz einfach schlucken und gehorsam wie pflichtbewusst in das Halleluja des Byzantinerchors in Washington einstimmen, mit dem der uneinlösbare Dollar und das Nirvana des synthetischen Kredits besungen wird.

Eine Zeit lang sah es ganz so aus, als hätte das schlaue Amerika damit einen großen Coup auf Kosten des Rests der Welt gelandet. Man konnte sich jetzt alle ausländischen Güter und Dienstleistungen kaufen und diese "mit kleinen Papierfetzen [bezahlen], auf die ein wenig Tinte geträufelt wurde“. Vor allem konnte Amerika jetzt Militärbasen aufbauen und Kriege von fremdem Boden aus führen, die mit aus dem Nichts geschöpften Dollars bezahlt wurden. Das Ausland hatte es hinzunehmen und die Klappe zu halten. Aus den “Defiziten ohne Tränen” von damals wurden "Defizite mit einem Lachen“.

In den USA erkannten damals nur wenige, dass man sich nicht nur reich auf Kosten des Auslands beschenkte, sondern dass man sich auch selbst in Knie geschossen hatte. Zuerst schmerzte die Wunde vom selbstverabreichten Gewehrschuss nicht, sie war zudem so gut wie unsichtbar. Der Eiter und der Schmerz kamen erst später. Der zeitliche Abstand ließ auch die kausale Beziehung zwischen beiden Ereignissen verblassen. Dennoch existiert diese Verbindung, und sie sorgt für immer mehr Unheil, Fehldiagnosen und monetäre Quacksalberei und letztendlich auch für den größten Kreditkollaps der Geschichte.

Um den eigenen Zahlungsausfall zu verdecken, musste Amerika in der Welt eine Anti-Gold-Psychose hegen und pflegen. Milton Friedman wurden mit seinem Monetarismus zum Hohepriester dieses neuen Paradigmas, der die unvergleichlichen Vorzüge eines flexiblen Dollar pries. Auf diese Weise wollte man auch das US-Leistungsbilanzdefizit auslöschen. Das geschah aber nie. Stattdessen wurde der gesunde Handelsüberschuss der USA vernichtet, da die US-Industrie mit der Selbstverstümmelung des Dollars in einen endlosen Abschwung getrieben wurde.

Das Schlimmste an dieser Anti-Gold-Psychose waren aber ihre Auswirkungen auf das Bankensystem. Den US-Banken war damit jegliche Möglichkeit genommen, die eigenen Aktivposten, die alle in Form uneinlösbarer Schulden gehalten wurden, durch Geldmetallbestände - Gold und Silber - abzusichern (uneinlösbar deswegen, weil sie bei Fälligkeit nur wieder durch uneinlösbare Währung beglichen wurden). Ausländische Banken, die dieser Praxis noch treu blieben, machten sich zum Gespött des Bankensektors. “Progressive” Banken konnten in den Aktiva-Spalten ihrer Bilanzen Schulden über Schulden auftürmen, ohne sich überhaupt noch um Mindestreserven zu kümmern - man fiel dem Papierprofitwahn anheim. Waren die Bilanzen nicht groß genug, nicht schlimm, immerhin gab es "außerbilanziell“ noch genug Platz für weitere Schulden. Letztendlich stimmten auch die ausländischen Banken ein: “Wir auch, wir auch!"

Es war ein wahrhaft unglaublicher Anblick, wie die Schweizer Union Bank (heute UBS), eine solide und liquide Bank vor 1973, alle Bedenken in den Wind schlug, um sich eifrig in verrückte Kreditverbriefungsgeschäfte zu stürzen und jede Menge schlechte Schulden aus den USA in die eigenen Bilanzen zu nehmen.

Aber es bot sich noch ein weiterer unglaublicher Anblick: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die einzige noch zurechnungsfähige Zentralbank nach der Gold-Demonetisierungsfarce, beging Harakiri. Seit ihrer Gründung führte die BIZ ihre Bilanzen in Schweizer Goldfranken. Und das hatte einen Grund: Die BIZ wollte sich vom Wirrwarr des Währungsentwertungswettkampfs fernhalten, der 1936 sogar den starken Schweizer Franken erniedrigte. Die BIZ führte ihre Bilanzen weiter in Goldfranken, woran auch die bösartige Anti-Gold-Agitation, die im Jahr 1973 einsetzte, nichts änderte. Doch am 10.März 2003 schaffte die BIZ schließlich den Schweizer Goldfranken ab und erhob nun die SZR (Sonderziehungsrechte) zu ihrer Verrechnungseinheit.

Die SZR hatten unter den Fiat-Währungen den zweifelhaften Ruf, nicht einmal einen Ausgabeschuldner zu haben. Das Sonderziehungsrecht ist eine ausgemachte Scheinwährung. Sie entsteht nicht einmal aus seiner Forderung. Sie ist ein Gratisgeschenk, Manna vom Himmel, das der Weihnachtsmann, alias IWF, verteilt. (Der Weihnachtsmann hat gerade ankündigt, dass er im Rahmen des Gürtel-Enger-Schnallens, Gold verkauft, um die Reparaturkosten für seinen Sack schultern zu können.) Ohne definitive Verrechnungseinheiten sind die Banken auch keinen maßgeblichen Bilanzierungsregeln mehr unterworfen. Die letzte Zentralbank, die im Fall eines weltweiten Kreditkollapses mit werthaltigen Krediten hätte hier einspringen können, verschwand von der Bühne.

Bedingt durch die Anti-Gold-Psychose geriet der Dollar in der Abwärtsspirale ins Trudeln, ohne jemals wieder aufzutauchen. Nun stellt sich die Frage, ob Gold nur ein Schmuck, ein barbarisches Relikt, eine Talisman für Abergläubige ist, oder ob Gold ein wahrer Anlegeplatz ist, ohne den die Bankensysteme ihre Risiken auf lange Sicht nicht sicher managen können.

Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir die Hauptprinzipien der Absicherung - des "Hedgings“ - verstehen. Als Geldmetalle sind Gold und Silber die beiden wichtigsten potentiellen Hedges von Banken, mit denen sich die Risiken auf der Aktiva-Seite ihre Bilanzen ausgleichen lassen. Diese Risiken lassen sich aber nicht durch den Besitz von noch mehr Schulden - Verpflichtungen anderer - ausgleichen. Ein Hedge, der exakt denselben Risiken ausgesetzt ist, würde das Risiko nicht verringern, sondern vergrößern. Das ist dann ein “Texas-Hegde”. (Angespielt wird hier auf jenen Ranger, der, als man ihn darauf hinwies, dass seine Long-Kontrakte auf Lebendvieh keineswegs als Hedge für das Vieh auf seinen Weiden dienen, stolz antwortete: "Ich hab‘ halt ‘nen Texas-Hedge“!).




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