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Euro weiter freundlich - Gute Daten und begründete Zinsphantasie unterstützen

25.02.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3825 (07.38 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3838 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.95. in der Folge notiert EUR-JPY bei 113.30, während EUR-CHF bei 1.2790 oszilliert.

Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone lieferten auch diese Woche weit überwiegend positive Überraschungen oder bestätigen zumindest den intakten konjunkturellen Aufschwung. Es wird deutlich, dass der Aufschwung innerhalb der Eurozone an Breite gewinnt.

Gekoppelt mit den jüngsten Äußerungen diverser Schwergewichte der EZB, die allesamt das Thema Inflationsrisiken aufnahmen und implizit eine Wende in der Zinspolitik andeuteten, ergibt sich für den Euro unverändert Aufwärtspotential.

Bezüglich der Inflationsdebatte ist die Einlassung des Mitglieds Posen des MPC der Bank of England von Interesse. Er sagte, dass er nicht eine dauerhafte Erhöhung der Preisinflation erwarte. Die Inflation mag nur ein paar Jahre höher ausfallen (Quelle IDEA). Wir nehmen derartige Äußerungen mit äußerster Verwunderung zur Kenntnis und enthalten uns einer vertieften Stellungnahme.

Die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten führen aktuell nur bedingt zu den stereotypen Reaktionsmustern an den Finanzmärkten, die aus der Vergangenheit bekannt sind. Der CHF wird unverändert als sicherer Hafen angesteuert. Das hängt jedoch nach unserer Ansicht maßgeblich damit zusammen, dass die Zinspolitiken der EZB und SNB eng korreliert sein werden.

Der USD kann in diesem Zusammenhang derzeit nicht punkten. Das ist schlussendlich auch verständlich. Die USA haben die autokratischen Regime in den kritischen Regionen gestützt und sie für ihre Einflussnahme genutzt. Sie verlieren diese Regime und damit ihren Einfluss, zumindest zu großen Teilen. Fakt ist, dass China eine immer prominentere Rolle in diesen Regionen spielt. Ergo ist das Risiko einer verringerten politischen Macht in diesen Regionen für die USA aus der aktuellen Gemengelage ein Aspekt, der die Attraktivität des USD nicht unterstützt.

Der "Economic Sentiment Index" der Eurozone setzte per Februar mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 106,8 Punkten (revidiert von 106,5) auf 107,8 Zähler einen markanten positiven Akzent ob der Konjunkturentwicklung der Eurozone. Die Prognose lag bei nur 106,8 Punkten, dem revidierten Wert per Januar. In allen Sektoren, die in diesem Index untersucht werden, kam es zu Verbesserungen.

Der Index hat jetzt den höchsten Stand seit September 2007 (108,0) markiert. Der Unterschied zu 2007 liegt darin, dass derzeit die Defizitländer der Eurozone stringenten Reformen unterworfen sind und 2007 opportunistisches Wachstum dominierte (Hoffnungswerte, Konsum via Verschuldung). Damit hat das aktuelle Sentiment ein ungleich höheres Gewicht als 2007.

Unsere positive Prognose ob der Entwicklung der Reformländer setzten wir als bekannt voraus. Sofern unsere Erwartungshaltung positiver Überraschungen aus den Reformländern per 2. Hälfte 2011 eintritt, ergibt sich in diesen Indices ein nicht unerhebliches positives Potential.

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Die Daten aus den USA lieferten ein gemischtes Bild, das insgesamt jedoch einen positiven Unterton bot.

Der „Chicago Fed National Activity Index“, ein Index, der sich aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft zusammensetzt, lieferte ein zweischneidiges Ergebnis.

Per Januar kam es zu einem Rückgang von 0,18 auf -0,16 Punkte. Positiv ist anzumerken, dass der Vormonatswert von 0,03 auf +0,18 nach oben revidiert wurde.

Bezüglich der kurzfristigen Volatilität macht es Sinn, sich den 3 Monatsdurchschnitt näher anzusehen. Hier ergab sich ein Anstieg von zuvor -0,14 auf -0,10 Zähler.

Der Indexstand impliziert unterproportionales Wachstum.

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Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter legten per Januar den Erwartungen entsprechend um 2,7% im Monatsvergleich zu. Positiv ist anzumerken, dass der Vormonatswert von zuvor -2,3% auf -0,4% revidiert wurde. Ergo war das aktuelle Zweimonatsergebnis deutlich besser als antizipiert.

Dieser Index atmet sehr stark im Gefolge der Auftragseingänge für den Transportsektor, insbesondere der Flugzeugindustrie. Ohne diesen volatilen Sektor ergab sich eine Kontraktion um -3,6%. Mit anderen Worten mangelt es diesem Wirtschaftszweig in den USA an Breite.

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Positiv überraschten die Arbeitslosenerstanträge per 19. Februar. Hier kam es zu einem Rückgang von revidiert 413.000 (zuvor 410.000) auf 391.000. Die Prognose lag bei 400.000. Die Entspannung am US-Arbeitsmarkt setzt sich sukzessive fort. Die Vorzeichen für eine deutlichere Belebung am US-Arbeitsmarkt werden latent besser.

Die freien Kapazitäten, die der Teil der US-Wirtschaft zu bieten hat, der eng mit der Weltwirtschaft korreliert ist, werden zunehmend erschlossen. Es gibt halt kein ökonomisches Vakuum. Was für die USA gilt, gilt auch im Grundsatz für die europäischen Reformländer. "Food for thought!"

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Der Absatz neuer Wohnimmobilien sank per Januar unerwartet von 325.000 (revidiert von 330.0000) auf 284.000 in der annualisierten Fassung. Die Prognose lag bei 310.000. Das Absatzvolumen liegt damit um 18,6% unterhalb des Vorjahresniveaus.

Die Krise bleibt in diesem Sektor der US-Wirtschaft ausgeprägt. Nur der Teil der US-Wirtschaft, der direkt mit der Weltwirtschaft korreliert ist, reüssiert nachhaltig.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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