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Inflation und Hyperinflation (Teil 2)

23.03.2011  |  John Mauldin
Den 1. Teil können sie hier lesen ...

Hyperinflationen und ihre Besonderheiten

So wie Reinhart und Rogoff das Buch über Banken- und Schuldenkrisen geschrieben haben, gibt es auch eine Bibel zum Thema Hyperinflation. Professor Peter Bernholz von der Universität Basel ist Autor des Buches "Monetary Regimes and Inflation". Es bietet unter anderem einen Überblick über alle bisherigen inflationären Perioden. Bernholz erklärt zudem die Ursprünge und Eigenschaften von Hyperinflationen. Falls Sie an den Wirkmechanismen von Hyperinflationen interessiert sind, dann dürfte sich dieses Buch sicherlich lohnen.

Professor Bernholz zufolge kann es auch inflationäre Perioden geben, ohne dass Geld gedruckt wird. Die Herrscher im alten Griechenland und Rom verkleinerten nicht selten die Größe der Gold- und Silbermünzen, oder sie brachten schlechte Münzen in Umlauf, wodurch die Währung entwertet wurde.

Hyperinflationen hingegen stehen immer mit Papierwährungen in Verbindung. Wie man in Tabelle 8.1 sehen kann, fanden fast alle Hyperinflationen im 20.Jahrhundert statt. (Anmerkung: Er schrieb das Buch vor den Ereignissen in Zimbabwe.) Die einzige Hyperinflation vor dem 20.Jahrhundert fand während der Französischen Revolution statt, als das französische Geldsystem ebenfalls auf einem Papiergeld-Standard basierte. Für die meisten Länder sind keine langfristigen Datensätze verfügbar; aber am Fall Großbritanniens, für das historische Daten existieren, kann man sehen, dass die Inflation rund 600 Jahre lang relativ stabil blieb. Erst als das Vereinigte Königreich zum Papiergeld überging, stieg auch die Inflation sprunghaft an.

Leider trifft das auf alle Länder mit Papierwährungen zu (siehe Abbildung 8.3). Interessanterweise gab es in den betrachteten Ländern nach der Abschaffung des Goldstandards mehr Hyperinflationsfälle als Deflationsfälle. In Abbildung 8.3 zeigt sich Inflation; allerdings muss zwischen Inflation und Hyperinflation unterschieden werden. Viele Länder haben hohe Inflation, doch Hyperinflation ist ein Spezialfall: Die Geldbestände wachsen von einem Monat zum anderen um mehr als 50% an. Wenn Geldbestände so schnell wachsen, dann drückt sich das auch in wahrhaft astronomische Zahlen aus. Schauen Sie sich Abbildung 8.4 an, um einen Eindruck von den verrückten Ausmaßen zu bekommen, die die Inflation annehmen kann - wenn sie zur vollen Entfaltung kommt. Die Abbildung zeigt die Inflation im Deutschland der Weimarer Republik. Wie man sehen kann, wuchs die Inflation gegen Ende 1923 mit 16 Millionen Prozent pro Jahr.

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Welche Preise ergeben sich bei 16 Millionen Prozent Inflation? Die höchste Banknote, die von der Reichsbank der Weimarer Republik ausgegeben wurde, trägt einen Nominalwert von 100 Billionen Mark (in Zahlen: 100.000.000.000.000). Auf dem Höhepunkt der Inflation war ein US-Dollar 4 Billionen Deutsche Mark wert. Eine Druckerei stellte der Reichsbank die gemachte Arbeit mit 32.776.899.763.734.490.417,05 (3,28 x 1019 oder 33 Trillionen) Mark in Rechnung.

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Was ist die Ursache solch spektakulärer Preissteigerungen? Bernholz hat diesen Prozess sehr elegant erklärt. Seiner Ansicht nach haben Regierungen einen Hang zur Inflation. Die Fakten widersprechen seiner Ansicht nicht. Die Inflationslust von Regierungen wird nur durch eine Sache eingeschränkt - eine unabhängige Zentralbank. Nach einer Betrachtung der Inflation in allen möglichen Ländern und einer Analyse der hyperinflationären Perioden ergeben sich die folgenden Rückschlüsse:

*Metall-Standards auf der Grundlage von Gold oder Silber weisen im Vergleich zu uneingeschränkten Papier-Standards keine inflationären Tendenzen auf oder aber sehr viel geringere.

*Systeme mit Papiergeld-Standards und einer von politischen Entscheidungsträgern unabhängigen Zentralbank neigen weniger zu Inflation als derartige Systeme mit einer abhängigen Zentralbank.

*Währungen, die auf uneingeschränkten Papier-Standards basieren und einem System fester Wechselkurse zu Währungen unterworfen sind, die wiederum über einen metallischen Standard oder (im Fall uneingeschränkter Papiergeld-Standards) eine unabhängige Zentralbank verfügen, weisen eine geringere Tendenz zur Inflation auf - ganz gleich ob deren Zentralbanken unabhängig sind oder nicht.




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