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"Wir sind inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung" (Teil 1)

31.03.2011  |  Redaktion
Angesichts der Tatsache, dass der Ölpreis in diesen Tagen auf starkes Interesse stößt, ist es passend ein ausführliches Gespräch mit einem der prominentesten Beobachter des Geschäfts des "schwarzen Goldes" zu haben: F. William Engdahl. In dem folgenden Exklusiv-Interview diskutiert er seine Ansichten über den aktuellen Ölpreis, der Geschichte des Öl-Interessen im 20. Jahrhundert, die wahren Ziele des "War on Terror", und last but not least Peak Oil.

F. William Engdahl, geboren am 9. August 1944 in Minneapolis, USA, ist eine amerikanisch-deutscher Journalist, Historiker und wirtschaftlicher Forscher. Er wuchs in Texas auf und arbeitete nach einem Studium an der Princeton University und an der Universität von Stockholm als Ökonom und freier Journalist in New York und in Europa. Sein Hauptgebiet der Forschung ist die Geopolitik des Öls. Neben der Erörterung von Öl-und Energiefragen widmet er sich Fragen der Landwirtschaft, GATT, WTO, IWF, Politik und Wirtschaft seit als 30 Jahren, beginnend mit der ersten Öl- und Welt-Kornkrise in den frühen 1970er Jahren.

Er ist Autor des Bestsellers über Öl und Geopolitik, "Century of War: Anglo-American Oil Politics and the New World Order", veröffentlicht 1992 (auf Deutsch im Kopp-Verlag erschienen.) "

Darüber hinaus hat Herr Engdahl folgende Bücher verfasst (ebenfalls auf Deutsch im Kopp-Verlag erhältlich):
  • "Seeds of Destruction. The Hidden Agenda of GMO", Centre for Research on Globalization Publishing 2007;

  • "Full Spectrum Dominance: Totalitarian Democracy in the New World Order", Boxboro, MA: Third Millennium Press, 2009;

  • "Gods of Money: Wall Street and the Death of the American Century", edition.engdahl, 2010.

Er ist redaktioneller und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Michel Chossudovskys "Centre for Research on Globalization" (www.globalresearch.ca) und hat an zahlreichen internationalen Konferenzen zu geopolitischen, wirtschaftlichen und energiepolitischen Themen gesprochen.

F. William Engdahl lebt bei Frankfurt am Main und kann über seine Website www.engdahl.oilgeopolitics.net erreicht werden. Das nachfolgende Gespräch ist der Auftakt eines Exklusiv-Interviews in zwei Teilen für Goldseiten.de und LarsSchall.com.


Lars Schall: Herr Engdahl, wird der Ölpreis im großen und ganzen durch massive Spekulation angetrieben? Mike Norman, der Chefökonom der Wall Street Firma John Thomas Financial (http://www.johnthomasbd.com), schrieb mir im Oktober des vergangenen Jahres beispielsweise:

"Die gesamten offenen Kontrakte für Rohöl an der NYMEX entsprechen 1.4 Millionen oder ungefähr 1.4 Milliarden Barrel Rohöl. Das Tagesvolumen von Rohöl, mit dem an der NYMEX gehandelt wird, beträgt über 1 Milliarde Barrel pro Tag. Insgesamt ist die weltweite Nachfrage nur 83 Millionen Barrel pro Tag. Die Menge, die an nur einer einzigen Börse gehandelt wird, beträgt also mehr als das Zehnfache des gesamten täglichen Konsums. Es ist ein riesiges Casino mit Preisen, die durch Spekulanten angetrieben werden, und es sind die Verbraucher, die mehr und mehr zu zahlen haben." (i)

Was ist Ihre Meinung dazu?


F. William Engdahl: Ich schrieb in der Zeit von 2008, als Öl kurzfristig bis zu 147 USD pro Barrel dotierte und Goldman Sachs Kundenberatungen veröffentlichte, dass der Preis schnell auf $ 200 gehen würde, und als JP Morgan die chinesische Regierung beriet, dass China "alles physische Rohöl, dass Sie bekommen können", kaufen sollte, "weil es auf 200 USD gehen wird" - an diesem Punkt schrieb ich, dass etwa 60-70% des Ölpreises damals reine Spekulation war, manipuliert durch den GSCI, den Goldman Sachs Commodity Index. Es ist ein perfektes Szenario, dass sie an der Wall Street erstellt haben, um den Ölpreis unabhängig von Angebot und Nachfrage zu kontrolieren. (ii) Ich würde nur hinzufügen, dass die entscheidende Zutat in diesen Tagen nicht die NYMEX für die globale Ölpreissetzung ist, sondern der ICE Futures in London.

Warum sage ich das? Da der ICE Futures ein Tochterunternehmen des International Commodity Exchange in Atlanta, Georgia ist, der sich im Besitz von Goldman Sachs, Morgan Stanley, JP Morgan Chase usw. befindet - der großen Öl-Banken, die enorm von innen heraus profitieren. Es gibt absolut keine ernsthafte Regulierung des ICE Futures. Die Briten halten ihre Hände fern, und die Commodity Futures Trading Commission der USA, die CFTC, erlaubt seit 2006 im Rahmen des "Commodity Modernization Act 2000" ICE Futures den Handel von Energie-Termingeschäften ohne Offenlegung gegenüber der CFTC im US-Markt durch London. Also hat sie in Wirklichkeit den gesamten Terminwarenhandel von Energie, insbesondere von Öl, dereguliert und jeder staatlichen Aufsichtsfunktion entzogen.

Dies ist ein manipuliertes Spiel. Alles, was man jetzt braucht, ist ein plausibles Ereignis wie diesen Verrückten Gaddafi, der durchdreht, oder auch nur eine CNN-Wahrnehmung dessen, um einen Schneeballeffekt in den Terminmärkten loszutreten. Diese Spiele sind selbstverständlich nicht über eine Spanne von zehn Jahren nachhaltig. Letztendlich muss es immer wieder zu Angebot und Nachfrage auf einer bestimmten Ebene zurückkommen, aber die Realität ist, dass es derzeitig eine reine Preis- und Wahrnehmungsmanipulation ist.




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