Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Japan im Winterschlaf - China nimmt Fahrt auf - GB gerät in Fokus von S&P

14.12.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.00 Uhr) bei 1.3097, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2996 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.61. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.50, während EUR-CHF bei 1.2125 oszilliert.

Zum Ende einer nachrichtenreichen Woche vermitteln zwei große Wirtschaftsmächte sehr unterschiedliche Bilder. Japan zeigt einmal mehr mit einem schwachen Tankan Index, dass die Industrie des Landes immer mehr an Bedeutung einbüßt. Der Index für die Stimmung der Großunternehmen des Landes aus dem verarbeitenden Sektor fiel noch schlechter aus als Fachleute vermutet hatten.

Dagegen werden aus China wieder erfreuliche Daten vermeldet. Der HSBC Index für die chinesische Industrie dringt wieder in altbekannte und geschätzte Dimensionen vor. Die 50,9 Punkte des Index signalisieren den höchsten Stand seit über einem Jahr. Auch die letzten Wirtschaftsindikatoren zeigten schon, dass die Werkbank der Welt und zweitgrößte Volkswirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Der Umbau von einer Exportnation zu einer binnenorientierten Gesellschaft scheint zu gelingen.

Wir haben in der Vergangenheit häufig Kritik an dem Vorgehen der Ratingagenturen geübt. Die Reformländer der Eurozone wurden häufig in sachlich nicht nachvollziehbarer Schärfe herabgestuft, andere Länder dagegen verschont bzw. ihre wirtschaftliche Situation nicht vergleichbar gewürdigt.

Nun knüpft sich die größte Ratingagentur das Rating von Großbritannien vor. Das Land genießt neben wenigen anderen den AAA-Status. Nun zeichnet sich ab, dass aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung (Nichteinhaltung der Defizitziele, Neuverschuldung, Gesamtverschuldung) eine Herabstufung innerhalb der nächsten zwei Jahre wahrscheinlicher wird. Unserer Meinung nach ist eine Revision des aktuellen Status zwingend notwendig und überfällig. Gerade die letzten Zahlen enttäuschten wieder einmal und warfen erneut Fragen über das AAARating auf.

Der Markt diskontiert die Schwierigkeiten und besonders den schwierigen Ausblick des Landes bereits durch steigende Risikoaufschläge auf Gilts (Britische Staatsanleihen). Der Status als sicherer Hafen des Landes bröckelt. Dies ist übrigens auch in Japan immer mehr der Fall. Dem gegenüber sehen wir den Vorbereitungen für eine Rückkehr Irlands an die Kapitalmärkte für Ende 2013 positiv entgegen. Auch die Krisenländer Spanien und Itlaien haben sich in den vergangenen Tagen schon Refinanzierungsmittel für das kommende Jahr im Voraus besorgt und dabei trotz der absurden Diskussionen (Bunga-Bunga Politik) niedrigere Zinssätze anbieten müssen als zuvor. Die Qualität der Eurozone gewinnt im Armdrücken der Wirtschaftskräfte langsam aber sicher verdientermaßen die Oberhand.

Die Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung fielen in der vergangenen Woche um 29.000 auf 343.000. Der Wert liegt deutlich unter dem Vier-Wochen-Durchschnitt, der zurzeit bei 382.000 liegt, aber durch außergewöhnliche Umstände (Sandy) beeinflusst wurde. Derzeit findet eine Normalisierung statt, die uns in die altbekannten Regionen um 350.000 Anträge bringt. Die 343.000 Anträge bewegen sich nahe dem Vorkrisenniveau aus 2008.

Open in new window


Die US-Einzelhandelsumsätze im November drehten in den positiven Bereich und wurden bei +0,3% festgestellt. Treiber waren die Kfz-Verkäufe, denn die Kennzahl ohne Kfz-Verkäufe wäre bei 0,0 gewesen. Durch lang aufgeschobene Neuanschaffungen und sinkende Spritpreise kommt der Markt gerade in Schwung, besonders die deutschen Hersteller freuen sich über starke US-Zahlen.

Open in new window


Die Produzentenpreise fielen nach -0,2% im Vormonat auch im November. Der Wert wurde mit - 0,8% über den Erwartungen ermittelt. Experten rechneten mit -0,5%. Nach den starken Steigerungen im Spätsommer war dies der zweite Monat mit einer negativen Entwicklung in Folge. Besonders stark sanken die Energiepreise mit -4,6%. Es zeichnet sich von dieser Front kein Inflationsdruck ab.

Open in new window


Dagegen stiegen die US-Lagerbestände um 0,4% im Oktober nach 0,7% im September. Das Verhältnis Lager zu Absatz verschlechterte sich von 1,28 auf 1,29. Das Verhältnis drückt aus wie schnell das Lager bei den momentanen Verkäufen abverkauft werden könnte.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2820 - 50 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"