Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Schwäche der Industriemetalle ist Kaufgelegenheit

31.03.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können am Morgen leicht zulegen. Brent steigt auf 116 USD je Barrel, WTI wird bei 105 USD je Barrel gehandelt. Der Markt reagiert damit auf die Nachrichten aus Libyen, wo die Rebellen wieder an Boden verloren haben. Ein baldiges Ende der Kampfhandlungen ist somit nicht in Sicht und die Wiederaufnahme der Öllieferungen in weite Ferne gerückt.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche nach Angaben des US-Energieministeriums um 2,9 Mio. Barrel und damit stärker als erwartet gestiegen. Grund hierfür waren gestiegene Importe und eine niedrigere Rohölverarbeitung. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen um 1,7 Mio. Barrel und erreichten mit 41,9 Mio. Barrel ein neues Rekordniveau. Dies dürfte zu einer Versteilerung am vorderen Ende der WTI-Terminkurve und zu einer erneuten Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen. Die Benzinlagerbestände fielen dagegen erneut um 2,7 Mio. Barrel.

Der Lagerabbau wurde dadurch begünstigt, dass die Benzinproduktion stärker zurückging als die Benzinnachfrage. Ein Lagerabbau bei Benzin ist zu dieser Jahreszeit zudem nicht ungewöhnlich, da die Raffinerien ihre Produktion von Winter- auf Sommerbetrieb umstellen und in der Zwischenzeit Wartungsarbeiten durchführen. Dass der Lagerabbau in diesem Jahr deutlich stärker ausgefallen ist als saisonüblich, dürfte vor allem an den gestiegenen Exporten gelegen haben. Laut US-Energiebehörde EIA beliefen sich die Benzinausfuhren bereits im Januar auf 414 Tsd. Barrel pro Tag und lagen damit 87% höher als im Vorjahr. Im Februar und März dürften die Exporte vermutlich noch höher liegen.


Edelmetalle

Der Goldpreis nähert sich wieder der Marke von 1.430 USD je Feinunze und handelt damit rund 20 USD über seinem Tief von Anfang der Woche. Unterstützt wird er dabei von einem schwächeren US-Dollar. In Euro gerechnet zeigt sich der Preis dagegen nahezu unverändert knapp über der Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Heute werden die Ergebnisse des Banken-Stresstests in Irland veröffentlicht. Diese dürften die Notwendigkeit verdeutlichen, die irischen Banken mit mehr Liquidität auszustatten. Ein Notprogramm für irische Banken wird innerhalb der EZB kontrovers diskutiert.

Im Nachgang der Veröffentlichung der Ergebnisse dürfte es aller Voraussicht nach zu einer Herabstufung des Kreditratings von Irland kommen. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte bereits vorgestern die Kreditratings für Portugal und Griechenland um eine bzw. zwei Stufen herabgestuft. Dies dürfte dem Goldpreis Rückenwind geben. Dieser sollte aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten gut unterstützt sein.

In Japan dürfte die Autoproduktion einiger Hersteller noch länger als geplant ruhen. Neben Schäden an den Fabriken haben einige Hersteller Schwierigkeiten, Bauteile von Zulieferern zu bekommen. Und selbst nach der Wiederaufnahme der Produktion dürfte es noch eine ganze Zeit lang dauern, bis die Produktionsniveaus von vor der Erdbebenkatastrophe wieder erreicht werden. Dies sollte Preisanstiegen von Platin und Palladium kurzfristig entgegenstehen.


Industriemetalle

Während sich die Aktien gestern freundlich zeigten, fielen die Notierungen bei Metallen stark, im Falle von Kupfer und Nickel sogar um jeweils mehr als 2%. Dies ist insofern auffällig, weil zuvor beide Märkte eine starke Korrelation aufwiesen (Grafik des Tages). Die Suche nach Gründen für die zuletzt enttäuschende Entwicklung der Metallpreise gestaltet sich als schwierig. Denn fundamentale Nachrichten geben noch keinen Anlass zur Sorge.

Open in new window


Insbesondere bei Kupfer scheinen sich die Erwartungen eines massiven Angebotsdefizits zu bewahrheiten, weil die Produktion nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann. So ging die Kupferproduktion in Chile, dem weltgrößten Produzentenland, nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 6,6% auf 368,2 Tsd. Tonnen zurück. Dabei berichtete der weltgrößte Kupferproduzent aus Chile, Codelco, bereits für 2010 einen moderaten Rückgang seiner Kupferproduktion auf 1,77 Mio. Tonnen, was den fünften Produktionsrückgang in den letzten sechs Jahren markiert. Auch für dieses Jahr hofft Codelco, lediglich die Produktion auf einem Niveau von 1,7-1,8 Mio. Tonnen beibehalten zu können.

Wahrscheinliche Gründe für den jüngsten Preisrückgang sollte man u.E. vor allem in China suchen. Zum einen sind die chinesischen Aktienmärkte zuletzt schwächer gewesen, was vor allem auf die Ängste vor weiter steigenden Zinsen zurückgeführt wird. Zum anderen fürchtet man, dass die hohen Lagerbestände, die der chinesische Staat und die Händler vor allem im Jahr 2009 eingesammelt haben, bei den gegenwärtig hohen Preisen in den Markt drängen werden, weil die Preise nicht mehr weiter steigen, während die hohen Zinsen zu Buche schlagen. Dabei stehen Schätzungen von 500 Tsd. bis 1 Mio. Tonnen Kupfer im Raum, die vorm Markt "versteckt" sind. Wir glauben jedoch, dass diese Schätzungen überhöht sind und sich vor allem die Kupferpreise nach einer kurzen Korrektur bald wieder erhöhen werden.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium veröffentlicht heute die lange erwarteten Prognosen zu den Anbauplänen der US-Bauern. Bei Mais wird in diesem Frühjahr mit einer Flächenausweitung um 3,4% auf 91,8 Mio. Morgen gerechnet. Das wäre die zweithöchste Maisfläche seit dem Zweiten Weltkrieg. Dem steht eine vermutlich geringere Anbaufläche bei Sojabohnen gegenüber. Diese soll um 1,5% auf 76,9 Mio. Morgen zurückgehen, wäre damit aber noch immer die dritthöchste aller Zeiten.

Bei Weizen wird angesichts der im vergangenen Herbst deutlich gestiegenen Winterweizenfläche mit einer Flächenausweitung um 6,5% auf 57,3 Mio. Morgen gerechnet. Die Anbaufläche für Sommerweizen soll dagegen leicht zurückgehen. Gleichzeitig veröffentlicht das USDA heute die Lagerbestände per 1. März. Bei Weizen und Sojabohnen wird mit einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr gerechnet, bei Mais mit einem deutlichen Rückgang. Die Flächenausweitung dürfte den Maispreis daher nicht nennenswert belasten, solange sie nicht deutlich stärker ausfällt als erwartet.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

Open in new window


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"