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Politik bestimmt das aktuelle Geschehen

13.02.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.44 Uhr) bei 1.3460, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3365 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.38, während EUR-CHF bei 1.2333 oszilliert.

In Zeiten wie diesen, in denen die politischen Entwicklungen die Ökonomie überlagern, beobachten wir mit starkem Interesse die Äußerungen aus dem politischen Lager.

Nachdem der spanische Bankensektor als Nothilfe eine Kreditlinie über 100 Mrd. Euro zur Rekapitalisierung erhalten hat, ist der Fokus momentan nicht mehr auf die Kreditportfolios der Banken gerichtet. Trotz der schockierenden Arbeitsmarktsituation im Land und Korruptionsvorwürfen um die Regierungspartei konntesich das Land gestern günstig refinanzieren. Es konnte etwas mehr Geld als geplant eingesammelt werden (ca. 5,6 Mrd. Euro). Kurzfristige 6 Monats Papiere rentieren sich mit 0,859% (zuvor 0,888%) und 12 Monats Papiere 1,548% (1,472%). Diese Niveaus spiegeln inzwischen eine gesunde Bewertung - "Teuer“ ist die Refinanzierung nicht mehr.

Vor diesem Hintergrund ist es verkraftbar, wenn dieEZB betont hat Anleihen der Krisenländer nur in dem Falle einer gestörten Refinanzierung zu erwerben. Bisher drückt sich das Land vor einem Hilfsantrag an den ESM, der bisher als Auflage gilt, um direkte Hilfen in Anspruch nehmen zu können.

Auch Italien emittierte gestern Anleihen. Im Gegensatz zu Spanien ist hier die Nervosität vor der anstehen Parlamentswahl Ende des Monats ausgeprägter. Es konnten 8,5 Mrd. Euro für 12 Monate zu 1,09% (vorher: 0,86%) aufgenommen werden.Zwar ließen sich Anleger wieder etwas besser für ihre Investments entschädigen als noch im Dezember. Das Renditeniveau liegt trotzdem meilenweit unter den knapp 4% aus Mitte 2012. Dagegen zeigt der italienische MIB-Index die Verunsicherung deutlich. Seit seinem Hoch in diesemJahr bei 17.897 Punkten ist der Index inzwischen auf 16.400 Zähler abgestürzt.

Von diesem günstigen Marktumfeld konnte der Euro Rettungsschirm EFSF ebenfalls profitierten. Er sammelte gestern erstmals Refinanzierungsmittel direkt bei Investoren ein. Die zehnjährige Anleihe spülte 974 Mio. Euro in die Kassen. Die Rendite lag bei 2,31%.

Die sich hinziehenden Diskussionen um Zypern hinterlassen derzeit keine Spuren bei den Renditen aktueller Emissionen. Es ist trotzdem nicht auszuschließen, dass die Virulenz des kleinen Landes in den nächsten Wochen zunimmt. Als vertrauensbildende Maßnahmen werten wir die Aussagen von Olli Rehn zu diesem Thema. "Wir arbeiten an einer Lösung für Zypern, die sowohl eine Schuldentragfähigkeit als auch die finanzielleZukunftsfähigkeit sichert".

Das Land soll nicht wie das wirtschaftlich eng verwobene Griechenland ausschließlich einem strengen Spardiktat unterworfen werden, sondern gleichzeitig arbeitet man an einer langfristigen Lösung für das Land. Diskussionen um einen Schuldenschnitt sollen gleich im Keim erstickt werden. "Griechenland ist ein besonderer Kandidat und ein Einzelfall." Man wird angesichts der Größte des Rettungspaketes sicher keinen zweiten Schuldenschnitt heraufbeschwören und damit die eigene Glaubwürdigkeit untergraben.

Ein Kuriosum konnten wir gestern beobachten als diestark beobachtete Meldung der G7-Staaten über die aktuellen Wechselkurse lanciert wurde. Eine falsche Interpretation der Meldung verbreitete sich im Markt und wurde erst nach einigen Minuten korrigiert. Aufgrund dieser kurzen Fehlinterpretation bewegte sich EUR/JPY in nicht einmal 10 Sekunden von 126,60 auf 125,20. Im Anschluss ging es dann wieder für das Währungspärchen bergauf.

Von einem Währungskrieg möchte man in der EZB nichts wissen. Die ist nur allzu verständlich, da die heterogenen Euroländer mit einer einheitlichen Geldpolitik gesteuert werden müssen und die EZB im Vergleich mit anderen Notenbanken ein schwerer Tanker ist, der keine plötzlichen Richtungsänderungen vornehmen kann.

Eine klare Absage an einige Eurostaaten wie Frankreich, die auf günstigere Eurokurse pochen um den Export anzukurbeln.

Dass die Meldung über die JPY-Wechselkurse allerdings doch ein Signal der Sorge ist, lässt vermuten, dass dieses Thema am kommenden Wochenendethematisiert wird und noch nicht vom Tisch ist. Dass es nicht die Absicht der Japaner war die eigene Währung zu schwächen, ist noch nicht wirklich glaubhaft bei uns angekommen…

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3200 - 30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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