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Fokus auf Athen …

29.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.20 Uhr) gegenüber dem USD bei 1.4370, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.4397 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 81.05. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 116.50, während EUR-CHF bei 1.1930 oszilliert.

Beginnen wir heute bei einem wichtigen, aber bezüglich der kurzfristigen Fokussierung der Finanzmärkte doch eher unwichtigen Thema. Der IWF Verwaltungsrat hat sich gestern einstimmig für Christine Lagarde an der Spitze des IWF als "Managing Director" entschieden.

Damit ist der IWF wieder voll handlungsfähig. Das ist zunächst einmal sehr gut. Noch besser ist die Tatsache, dass die Entscheidung einstimmig fiel. Ein offener Dissens in dieser Frage hätte die Glaubwürdigkeit dieser Position und damit auch der Institution des IWF geschadet. Mit einer erfahrenen Europäerin an der Spitze ist das dominierende von der Eurozone ausgehende Krisenszenario voraussichtlich besser in den Griff zu bekommen, das schlussendlich für das Weltfinanzsystem und die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur von entscheidender Bedeutung ist.

Böse Stimmen mögen davon reden, dass dieser Posten des IWF nun ein Erbhof der Franzosen sei. Diese Sichtweise halten wir unter historischen Gesichtspunkten nicht nur für gewagt, sondern für schlicht weg und ergreifend unhaltbar.

Gleichwohl dürfen wir uns in Deutschland fragen, warum wir so viele hochkarätige Positionen in Europa und der Welt mit unseren Eliten bestücken (Vorsicht Ironie …)? Können wir eigentlich so sportlich auf Positionen verzichten, die determinierenden Einfluss ausüben?

Der Markt bleibt fokussiert auf die heutige erste Abstimmung über das Reform- und Sparpaket. Morgen steht die zweite endgültige Abstimmung an. Im Tagesverlauf ergab sich gestern an den Finanzmärkten Optimismus, dass das Sparpaket
durchgeht. Die lauten und aggressiven Proteste auf den Straßen Athens erreichten den Finanzmarkt nicht mehr wie zuvor.

Stimmungen am Markt können trügerisch sein. Ergo gilt es, mit Ruhe abzuwarten. Letzte Nachrichten aus Athen implizieren, dass drei Pasok-Abgeordnete der Regierungspartei gegen das Paket stimmen werden. Bei einem Mehrheitsverhältnis von 155 zu 145 ergäbe sich danach ein neues Verhältnis von 152 zu 148 Stimmen. Andererseits sind einige Abgeordnete der Oppositionsparteien nach letzten Angaben bereit, nationale Verantwortung zu übernehmen. Ergo sieht es derzeit so aus, als ob die Mehrheit nachhaltiger ausfallen kann, als bisher von Beobachtern vermutet.

Es stellt sich die Frage, was die Parlamentarier, die gegen die Pläne votieren, der eigenen Bevölkerung sagen werden, wenn sie sich durchsetzen und es zum GAU kommt. Dann ist Griechenland pleite und hat absolut keine Kreditwürdigkeit mehr. Eine internationale Refinanzierung wäre undenkbar. Auch die EZB könnte dann keine Rettungsleinen werfen. Dann brächen die Banken zusammen, da griechische Staatspapiere sich nicht mehr zur Refinanzierung eigneten. In der Folge brächen die Unternehmen zusammen. In der Folge kollabierte die allgemeine Versorgung. Löhne und Sozialleistungen würden nicht mehr gezahlt. Aus nationaler Sicht wären eine fiskalische, eine konjunkturelle und eine humane Katastrophe die Konsequenz aus diesem Handeln.

Ja, es ist derzeit ein schwerer Weg mit Brot und Wasser in Griechenland. Es sind große Reformanstrengungen und auch massive Reformerfolge bereits erzielt. Wir haben das an dieser Stelle in den letzten Tagen noch einmal verdeutlicht. Die Alternative für Griechenland zu Wasser und Brot wäre jedoch Staub. Kann man das als Parlamentarier verantworten?

In dieser vereinfachten Abfolge sind die internationalen Implikationen ausgelassen. Ein größeres Fiasko als die Lehmanpleite stünde auf der Agenda in einer Situation in der die öffentlichen Haushalte nicht mehr so aussehen wie 2007 …. "Food for thought!"

Die normative Kraft des Faktischen impliziert, dass die Ratio sich durchsetzt. Wir wünschen das Griechenland - wir wünschen es auch dem Rest der Welt! Dabei spielen humanistische und abgeleitet humanitäre Gedanken auch eine dominierende Rolle.

Dazu bieten wir Ihnen heute die Definition von Wikipedia via "Copy and Paste":

Humanismus ist eine Weltanschauung, die auf die abendländische Philosophie der Antike zurückgreift und sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Die eigentlichen Fragen des Humanismus sind aber: "Was ist der Mensch? Was ist sein wahres Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen ein Mensch sein?" Humanismus bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Der Begriff leitet sich ab von den lateinischen Begriffen humanus (menschlich) und humanitas (Menschlichkeit). Der Humanismus beruht auf folgenden Grundüberzeugungen:[1]
  • 1. Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll.

  • 2. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden.

  • 3. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln.

  • 4. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können.

  • 5. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.

Die Humanität ist die praktische Umsetzung der Ideen des Humanismus.[2] Dazu gehören die Güte, die Freundlichkeit und das Mitgefühl für die Schwächen der Menschen, seiner selbst inne und mächtig zu werden und sich im Mitmenschen selbst wiederzufinden.

Hehre Worten - lassen wir europäische Taten folgen!

Gestern standen Daten aus den USA auf der Agenda. in der Gesamtheit konnten die Daten nicht überzeugen. Ausnahme war der "Richmond Fed Manufacturing Survey" per Juni. Hier ergab sich ein Anstieg von zuvor -6 auf +3 Punkte. Damit signalisiert dieser Index nach einem einmonatigen Ausflug in den Bereich der Kontraktion wieder leichtes Wachstum. Der Auftragsindex legte von -15 auf +1 Punkt zu. Der Beschäftigungsindex sank von 14 auf 12 Punkte.

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Der "S&P Case/Shiller Home Price Index" per April unterstrich die prekäre Situation am US-Wohnimmobilienmarkt. Im 20 Städtevergleich kam es zu einem Rückgang der Preise im Jahresvergleich um -4,0% nach zuvor -3,6%. Im Monatsvergleich ergab sich bereinigt ein Rückgang um -0,1% und unbereinigt ein Anstieg um 0,7%. Der Chart verdeutlicht die problematische Situation.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" wurde per Juni seinem Ruf hoher Unberechenbarkeit gerecht. Es kam zu einem unerwarteten Rückgang von zuvor 60,8 auf 58,5 Punkte. Die Konsensusprognose lag bei 60,5 Zählern.
  • Die Bewertung der aktuellen Lage sank von 39,3 auf 37,6 Punkte
  • und die Einschätzung der zukünftigen Situation ging von 76,7 auf 72,4 Zähler zurück.

Das aktuelle Niveau ist und bleibt Ausdruck der unterproportionalen binnenwirtschaftlichen Entwicklung. Schlussendlich ist es Ausdruck einer nicht gegebenen Reformpolitik. "Muddle through" Ansätze der letzten 10 Jahre der US-Politik betrügen nicht nur die eigene Regierung, sondern vor allen Dingen das eigene Volk.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3950 - 1.4500 eröffnet neue Opportunitäten. Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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