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Das böse Wort: die Schulden

15.09.2011  |  Richard Russell
So wie ich das sehe, ist das fundamentale Problem, mit dem die Vereinigten Staaten und die entwickelten Staaten kämpfen, das Zusammenziehen (Kontraktion) von Jahrzehnten des zuviel Geldausgebens, Leihens und Schuldenmachens, wie dies sie seit dem Ende des II. Weltkrieges stattgefunden hat.

Ich erinnere mich an die Tage vor dem Zweiten Weltkrieg, als Schulden zu einem verbrämten, bösen Wort geworden sind. Die Menschen haben sogar Hypotheken-Partys veranstaltet, wenn Hypotheken abbezahlt worden waren. Nachbarn und Freunde brachten Kuchen und Gebäck vorbei, und die Party war stets groß und vergnügt. Der verhasste Hypotheken-Sockel hing nicht länger im Rücken, und die monatliche Schuld lag nicht mehr am Ende eines jeden Monats im Briefkasten.

Die gängige Phrase dieser Tage lautete: "Kein Kredit, Buddy, nur Bares ist wahres". Alle dachten in Kategorien von Barzahlung, und wenn man kein Bargeld hatte, um zu kaufen, was man wollte, dann ist man ohne zu kaufen wieder gegangen.

Ich wohnte mit meiner Familie auf der höheren East Side auf der 89. Straße an der Lexington Allee. Davor lebten wir in einem Mietwohnung mit der Anschrift: 24, West, 69. Straße.

Ich erinnere mich an einen Tag und ich vor dem Gebäude stand, als eine italienische "Gang" von zirka 10 Kindern vorbei kam. Der Anführer dieser Gruppe goss Hohn und Spott über mir aus und sagte: "Schaut auf diesen kleinen reichen Jungen. Schaut wie schön er angezogen ist". Er kam auf mich zu, und liess in einem schnellen Feuer zehn Faustschläge auf mich niederprasseln. Ich fiel auf die Seite, ich hatte keine Verletzungen davongetragen, doch war mir das extrem peinlich. Das war die Welt, wie sie war, als man in einer passablen Nachbarschaft während der "großen Depression" gelebt hat.

Diejenigen, die etwas Geld hatten, schlichen in der Nachbarschaft herum und diejenigen, die kein Geld hatten, dachten sogar im Wachliegen darüber nach, wie sie Geld machen können, selbst wenn sie es stehlen mussten.

Ich denke nun, dass wir nach der "großen Depression" nun in die "große Kontraktion" eintreten. Es ist Zahltag. Und es dürfte nicht sehr angenehm werden. Der Ort, wo ich wohne, hier in La Jolla/Kalifornien, ist voll von Geschäften, Miet- und Eigentumswohnungen, die veräußert werden sollen. Kleine Gruppen von Obdachlosen (unter ihnen auch Frauen) hängen vor den Supermärkten herum, in der Hoffnung auf Almosen (die illegal sind). Den Märkten ist es aus hygienischen Gründen nicht erlaubt, nichtverkaufte Lebensmittel an wartende Obdachlose zu verteilen. Auf jedem Autobahn-Zubringer oder jeder -Ausfahrt kann man Männer und Frauen sehen, die Schilder halten, auf denen steht "Veteran arbeitet fürs Essen" oder bei Frauen "Alleinstehende Mutter: Helft mir, Essen für mein Kind zu kaufen".

Ich habe die letzte Ausgabe der wöchentlichen Wirtschaftszeitung "Barron's" sorgfältig durchgelesen. Für den Wechsel hat "Barron´s" seine fortwährend bullische Schlagzeile geschaltet: "Wo geht’s von hier aus weiter"?

Aber wie gewöhnlich beantwortet "Barron's" seine eigene Frage auch schon auf der Titelseite. "Barron´s" antwortet: "Warum der Markt 10 Prozent steigen kann bis zum Jahresende, angeführt von Technik, Industrie und Gesundheit."

Die Abonnenten könnten fragen, warum ich mich auf "Barron´s" konzentriere. Der Grund ist, dass "Barron´s" von nahezu allen seriösen Investoren und Analysten der Wallstreet und dem Rest der ganzen Nation gelesen wird.

"Barron's" ist ein Meinungsmacher. "Barron's" bringt die Statistiken und die Ansichten, die alle interessieren.

Unter den Analysten und landesweiten Kolumnisten bleibt nur der erfahrene Alan Abelson skeptisch, wo die Nation ihren Kopf hat.

Am Schluss dieser Ausgabe von "Barron's" gibt es noch eine sehr interessante Besprechung der Neuerscheinung "Das exorbitante Privileg: Aufstieg, Niedergang und Zukunft des internationalen Geldsystems" von Barry Eichengreen. Der letzte Absatz dieser Buchbesprechung sei hier wiedergegeben:

"Eine Geschichtsstunde erklärt uns vielleicht das derzeitige Stadium des Dollar und seine künftigen Entwicklung. Seit dem Nutzen, die erste Reservewährung der Welt zu sein, war die Analyse dieses Nutzens, und sein Verlustpotential, weitgehend wenn nicht vollständig unsichtbar für den Nichtökonomen, und führt die Debatte zurück zu den tagtäglichen Entscheidungen im Bereich der Wirtschaft, des Haushalts und der Länder. Wenn der Dollar möglicherweise eine kleinere Rolle in der Welt einnehmen muss, wird die internationale Nachfrage nach dem Dollar abnehmen, die Zinsen werden steigen und dies unweigerlich den amerikanischen Lebensstandard reduzieren, vor allem Amerikas Fähigkeit schmälern, über seine Verhältnisse zu leben."

Bitte lesen Sie diesen Paragraphen sorgfältig. Die wirtschaftliche Stärke der Vereinigten Staaten besteht vor allem darin, dass die USA die Weltreservewährung besitzen. Vor allem deshalb sollten die USA eine Nation sein von untadeligem Ruf hinsichtlich ihrer Ausgaben. Es sollten Ausgaben sein, die im Rahmen ihrer Verhältnisse bleiben.

Es ist eine Tatsache, dass die anderen Nationen von den Banknoten der Federal Reserve (dem Dollar) Abstand nehmen und mehr denn je mit Ernst auf das Gold schauen als dem Hüter ihres eigenen souveränen Vermögens.


© Richard Russell
Dow Theory Letters


Dieser Artikel wurde am 09. September 2011 auf 321gold.com veröffentlicht und exklusiv von Dr. Markus Wolf für GoldSeiten.de übersetzt.



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