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Die viel gefürchtete “QE-Bremse"

25.06.2013  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 16. Juni 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Wie es scheint, wird das Lexikon der Finanzwelt mit jedem Jahr um ein neues Schlagwort bereichert. Beispiele aus den vergangenen Jahren sind: "irrationale Überschwänglichkeit ", "asiatischer Tigerstaat", "Produktivitätswunder", "Greenspan-Put", "Goldlöckchen-Wirtschaft", "Rohstoff-Superzyklus", "Sparschwemme", "Fiskalklippen", "BRIC", "PIIGS" und "QE". Der neue Modebegriff ist jetzt “tapering”, das geplante “Herunterfahren“ oder “Abbremsen“ der QE-Mengen durch die Federal Reserve.

Der Tag wird zweifellos kommen, an dem die Fed "QE“ nicht nur “herunterfahren“ wird, sondern letztendlich komplett aussetzen und den Rückwärtsgang einlegen wird. Die Alternative wäre die Zerstörung der Währung und der Wirtschaft durch Hyperinflation. Man sollte die letztendlich (und unvermeidlich) anstehende Verschärfung der lockeren Geldpolitik aber keinesfalls als gefassten Plan begreifen. Wir haben es hier nicht mit Super-Marktstrategen zu tun.

Wir haben es mit stümpernden Marktstrategen zu tun, die immer und immer wieder reflexartig auf Ereignisse an den Finanzmärkten oder in der Wirtschaft reagieren, welche sie nicht kommen sahen. Es passiert etwas und die Fed reagiert. Die Reaktion verzerrt die Preisgefüge und hat unbeabsichtigte Konsequenzen, die dann erneut eine Fed-Reaktion auf den Plan rufen, und so weiter und so fort. Mit anderen Worten: Die Fed kann gut und gerne über eine “Ausstiegsstrategie“ reden, im Grunde hat sie aber nicht den leisesten Schimmer, was sie in Zukunft tun wird. Ihr Handeln wird von Ereignissen bestimmt, die sie nicht vorhersagen kann.

Übrigens sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass es langfristig keinen Unterschied machen würde, falls die oberste Führungsriege der Fed ausschließlich aus Superstrategen bestehen würde. Mit ihren Versuchen, die wirtschaftliche Situation durch die Manipulation von Zinssätzen und Geldangebot zu verbessern, würde die Fed auch dann noch für Unordnung und Turbulenzen sorgen. Man sollte sich ebenfalls darüber im Klaren sein, dass die Fed nicht dazu da ist, die wirtschaftliche Situation zu verbessern; die Fed existiert, um alle Hindernisse zu beseitigen, die das Wachstum des staatlichen Sektors und des Bankensektors hemmen.

Kommen wir jetzt zur Beziehung zwischen Goldmarkt und “QE-Bremse“. Das Gerede über „QE-Bremsmanöver“ der Fed hat deutliche, kurzfristige Fluktuationen der Goldkurse bewirkt (was sicherlich auch weiterhin der Fall bleiben wird). Doch unabhängig davon, was die Fed in nächster Zeit auch unternehmen wird, der Goldpreis wird aller Wahrscheinlichkeit nach von seinem diesjährigen Tief zu einem großen Aufwärtstrend aufbrechen.

Der Grund: Der Schaden ist mit allen vorhergehenden QE-Maßnahmen schon geschehen (die Basis des nächsten großen Goldaufwärtstrends ist schon gelegt). Bislang haben wir nur die positiven Effekte gesehen, die fast immer in den Anfangsphasen monetärer Expansion zu beobachten sind. Diese positiven Anfangseffekte sind auch der Grund, warum monetäre Inflation bei den Massen nach wie vor beliebt ist, trotz ihrer langfristig lähmenden Effekte. Leider kann man nie vorher wissen, wie lange die positive Anfangsphase dauern wird. Wir wissen allerdings (und zwar ohne jeden Zweifel), dass die negativen Konsequenzen letztendlich an die Oberfläche dringen werden. Gold profitiert viel eher von diesen negativen Konsequenzen der monetären Inflation als von der monetären Inflation an sich.

Und eine der bekanntesten negativen Konsequenzen monetärer Inflation ist die "Preisinflation" (eine Verringerung der Kaufkraft von Geld). “Preisinflation" ist aber nicht die wichtigste negative Konsequenz. Von viel größerer Bedeutung ist die Verzerrung von PREISGEFÜGEN (das Verhältnis der verschiedenen Kurse untereinander) durch monetäre Inflation.

Diese Verzerrung führt nämlich zu Fehlinvestitionen und zu einer Wirtschaft mit sinkendem realem Fortschritt und größeren langfristigen Wachstumsschwankungen. Egal, wann sich die problematische "Preisinflation" in Reaktion auf die aggressive Geldpolitik der Fed durchsetzen wird, die US-Wirtschaft wurde durch die Preisverzerrungen (in Reaktion auf die vergangenen QE-Maßnahmen) ohnehin schon ernsthaft geschwächt; und einige dieser Schwächen werden wahrscheinlich noch im Verlauf dieses Jahres offensichtlich werden.

Aus unserer Sicht zeigen sich einige dieser Schwächen schon jetzt. Die Flut aus neuem Geld hat nicht zu Investitionen in neue Produktionseinrichtungen oder in die Ausweitung unternehmerischer Aktivität geführt, sondern beispielsweise dazu, dass viele börsennotierte Unternehmen hohe Preise für ihre eigenen Aktien zahlen. Das hat zum Anstieg der Aktienkurse beigetragen, obgleich die Unternehmensgewinne nur marginal wuchsen, die Einkommen nicht stiegen und die Arbeitslosigkeit beständig hoch blieb (richtig ermittelt, liegt sie bei ca. 15%).

Wie es scheint, müssen diese Schwächungen erst offensichtlicher werden, bevor sie auch vom durchschnittlichen Investor gesehen, erkannt und akzeptiert werden. Wenn diese Erkenntnis durchdringt, wird der nächste große Aufwärtstrend beim Gold am Laufen sein, auch wenn die Fed zu dieser Zeit zufällig gerade “bremsen" sollte.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.

Dieser Artikel wurde am 17. Juni 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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