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US-Shale-Boom: Weshalb der Traum platzen wird!

23.07.2013  |  Uli Pfauntsch
Ölpreise im Hoch - Aktien im Keller

US-Öl WTI kletterte vor wenigen Tagen mit 107 Dollar pro Barrel auf ein neues 15-Monatshoch, während die Sorte Nordsee-Brent mit mehr als 108 Dollar pro Barrel ebenfalls stark zulegen konnte. Wie kommt es, dass sich trotz der hohen Ölpreise die in Kanada notierten Öl-Juniors von den Höchstkursen, gedrittelt, geviertelt oder gezehntelt haben? Wie kommt es, dass Aktien von Ölexplorationsunternehmen, deren Projekte bei aktuellen Ölpreisen höchst rentabel wären, sogar unter Cash notieren? Wie kommt es, dass der Finanzierungsmarkt für Öl-Juniors nahezu völlig austrocknen konnte?


Fadenscheinige Argumente!


In den letzten 2½ Jahren musste die TSX-Venture mit einem Minus von 65 Prozent den bislang längsten und schmerzhaftesten Crash ihrer Geschichte hinnehmen. Dieser Niedergang war hauptsächlich der Tatsache zu schulden, dass die Wirtschaftlichkeit eines Großteils aller Gold- Silber- und Basismetallprojekte im Zuge fallender Rohstoffpreise und steigender Cash-Kosten verschwunden ist. Strengere Regularien der kanadischen Behörden und der Rückzug der Brokerage-Industrie aus dem Finanzierungsgeschäft verschärften die Krise zusätzlich. Die niedrige Bewertung der international operierenden Öl-Juniors wurde von den Finanzmedien häufig mit steigender "Risikoaversion" der Investoren im Zuge der Finanzkrise und den global zunehmenden politischen Risiken gerechtfertigt.

Sicherlich zeigten die Ereignisse aus der Vergangenheit Auswirkungen auf Ölunternehmen, die im Nahen und Mittleren Osten oder in Argentinien operieren. Was gegen diese allgemeine These spricht: Auch Öljuniors, die in politisch stabileren Regionen wie Kolumbien, Australien oder Zentralasien tätig sind, bekamen die vermeintliche "Risikoaversion" der Investoren mit ähnlicher Härte zu spüren. Auffällig war in den letzten beiden Jahren, dass Investment-Banken und Brokerhäuser gegenüber Unternehmen, die außerhalb der USA operierten, offensichtlich eine regelrechte Verweigerungshaltung einnahmen. Dazu zählte etwa die plötzliche Rücknahme der "Bought-Deal-Finanzierung" von PetroFrontier durch das Brokerhaus Macquarie. Vielleicht war die Politik der Investmenthäuser nicht so zufällig, wie man meinen könnte. Denn um das global zur Verfügung stehende Investitionskapital herrscht starker Wettbewerb.


Hinter den Kulissen!

In der Regel geht derjenige als Sieger vom Platz, der seine Story am besten promotet. Und das waren in 2012 erneut die US-Ölunternehmen. Die Top-50-Betreiber investieren laut Ernst & Young im letzten Jahr die Rekordsumme von 186 Milliarden Dollar in die heimische Öl- und Gasproduktion. Das waren 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Zentrum der US-Öl- und Gasindustrie, Houston, Texas, wo sich Banken und Ölunternehmen die Skyline teilen, wurden die Milliarden-Dollar-Deals eingefädelt. Um internationales Kapital anzuziehen, beauftragten Investmentbanken wie Goldman Sachs, Barclays und Jefferies & Company ihre besten Verkäufer.

Die New York Times berichtete jüngst, wie diese Deals hinter den Kulissen eingefädelt wurden: So rief der damalige CEO des Gasriesen Chesapeake Energy, McClendon, seinen alten "Burschenschafts-Kumpel", Ralph Eads, Vice Chairman von Jefferies, an und erklärte ihm, er habe hunderttausende Acre Land in den südlichen USA akquiriert. Er könne ihm nicht sagen wo genau, aber dass es eines der weltweit größten Gasfelder werden könnte. "Ich kann die Assets besorgen, du musst an das Geld kommen", so der Deal. Gesagt getan. Mr. Eads reiste um die Welt und war für das Gasprojekt von McClendon und andere Bohrprojekte von Chesapeake an Finanzierungen über insgesamt 28 Milliarden Dollar beteiligt.

Die New York Times fand heraus, wie diese Deals in der Praxis abliefen: Um im öffentlichen Mittelpunkt zu stehen, veranstaltete Eads regelmäßig Gala-Dinners und Charity-Events in Houston. So traf er auch auf Jim Flores, CEO von Plains Exploration, der ihn schließlich auf die Entenjagd einlud. Nachdem McClendon bei Eads dringend um Geld bat, meldete sich dieser bei Jim Flores um über eine Finanzierung des Haynesville-Projekts von Chesapeake zu sprechen. "Aubrey McClendon und ich haben es kalkuliert und es könnte das weltgrößte Gasfeld sein", so Eads zu Mr. Flores, unter Erwähnung, dass frühe Resultate eines einzelnen Wells "noch nie dagewesene“ Gas-Flows zeigten.

Der Deal, der als "Cash und Carry" bezeichnet wurde, galt als aggressiv und innovativ. Plains würde Chesapeake 1,70 Milliarden Dollar zahlen und dafür zu einem Drittel Eigentümer der Bohrrechte werden. Plains wurde im Gegenzug für eine Beteiligung an den künftigen Gewinnen zur Zahlung von weiteren 1,70 Milliarden Dollar verpflichtet, um die Hälfte der Bohrkosten zu decken. "Es wird ein großartiges Investment", so Flores zur Verkündung des Deals im Juli 2008.

Von diesem Deal und weiteren, die von Chesapeake einfädelt wurden, profitierten Mr. Eads und Mr. McClendon und ihre Firmen weitaus mehr, als diejenigen, die die großen Schecks ausstellten. Denn Chesapeake gab durchschnittlich 7.100 Dollar pro Acre aus, während Plains umgerechnet 30.000 Dollar pro Acre zahlte. Allein das Brokerhaus Jefferies soll 23 Millionen Dollar an Provision aus dem Deal erhalten haben.




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