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Fallende Weltreiche und ihre Währungen: Rom, Frankreich, England und die USA

21.10.2011  |  Rolf Nef
- Seite 2 -
England

Die Engländer waren nur die vermeintlichen Gewinner. Die napoleonischen Kriege und der Verlust der amerikanischen Kolonien trieben die Staatschulden auf ungeahnte Höhen.

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Die bessere Finanzierungstechnik (ewig laufende Obligationen, die sog. Consols) der Bank of England, die 1694 einzig zum Zweck der Kriegsfinanzierung von Heinrich dem III und seinen Amsterdamer Geschäftskollegen auf privater Basis gegründet wurde, rette vorläufig das Reich. Das große Glück Englands war die industrielle Revolution, die das wirtschaftliche Wachstum brachte und die Staatsschuld im Verhältnis dazu massiv sinken ließ. Frankreich war nach Waterloo militärisch ungefährlich und andere Feinde nicht in Sicht.

Das 19. Jahrhundert verbrachte die englische Oberschicht mit dem Ausgeben ihrer Beuten und Plünderungen. Hier in der Schweiz galten sie als Gentleman, denn zu viel Geld kam man hierzulande damals nur über viel Arbeit. Frankreich blieb der potentielle Feind Englands und als Bismarck 1871 zum Krieg gegen den westlichen Nachbarn blies, wurde das in London gerne gesehen. Die Geburt Deutschlands war aber nicht nur die Geburt eines neuen Landes, sondern eines wirtschaftlichen Kolosses, während England um diese Zeit in einem Kondratieff-Winter in eine wirtschaftliche Depression fiel. Deutschland war in einem Kondratieff-Frühling mit neuen Erfindungen wie dem Diesel-, Benzin- und Elektromotor (Diesel, Otto und Siemens) und bald produzierte Deutschland auch mehr Stahl als England. Dass der neue Energieträger Öl auch für Schiffsmotoren eingesetzt werden konnte und diese schneller machte als die mit Kohle beheizten, alamierte die englische Adminiralität.

Als dann auf Initiative von Siemens und der Deutschen Bank eine Bahnlinie durch Österreich-Ungarn, Serbien und das ottomanische Reich nach Bagdad gebaut wurde, um unter Umgehung der englisch beherrschten Seewege an die dortigen Ölquellen zu kommen, gab’s endgültig Alarm in Whitehall. Und als schließlich Bismarck, der umsichtig eine Gleichgewichtspolitik der europäischen Mächte betrieb, vom Kaiser 1890 abgesetzt wurde und Deutschland Kolonien zu erwerben begann, fiel wohl der endgültige Beschluss der englischen Elite, den Deutschen den Öl-Stecker zu ziehen und die eigene Leitung anzuschließen.

Der erste Weltkrieg wurde konzipiert. Das Kriegsziel Englands, der führenden Weltmacht damals, war die Zerschlagung des ottomanischen Reiches, der Inbesitznahme seiner Ölquellen in der Nähe von Bagdad, die einzig bekannten außerhalb der USA und Russlands (Baku) sowie die Zerschlagung der kontinentalen Mächte Deutschland, Frankreich, Österreich und Russland, indem man sie gegeneinander ausspielte. Das Vorhaben war groß und kostspielig und wohl deshalb wurde mit englischen Finanzhintermännern (vor allem Rotschild und sein deutscher Helfer Warburg) und dem amerikanischen Bankier J.P. Morgan noch vor Kriegsanfang die amerikanische Zentralbank gegründet, um eine Finanzreserve zu haben, die dann tatsächlich auch gebraucht wurde und ohne die der Krieg wahrscheinlich nicht hätte gewonnen werden können.

Die Finanzreserve funktionierte als erstes so: kaufte der englische Staat in den USA Kriegsgüter und bezahlte sie mit englischen Pfunden, so brachte der US-Produzent diese zur US-Notenbank und bekam Dollars. Die Hilfe der US-Notenbank an England bestand darin, dass sie die Pfunde nicht gegen englisches Gold bei der Bank von England eintauschte, sondern als Währungsreserve behielt, denn die Golddeckung war mit dem ersten Weltkrieg aufgehoben worden. Ohne Notenbank wären diese Pfund in den Devisenmarkt verkauft worden und hätten das Pfund gedrückt. Der Geldumlauf in dieser Zeit stieg in den USA um etwa 45%. Die Zeche zahlte der amerikanische kleine Mann mit mehr Inflation.

Als zweites funktionierte die Finanzreserve so: Die Bank des J.P. Morgan war ein großer Kreditgeber an England, Frankreich und Italien. Dank der neuen US Notenbank und ihrer expansiven Politik konnte diese ihre Kredittätigkeit weit mehr ausweiten als ohne und so den Krieg in Europa finanzieren. Die Gesetzgebung der Fed wurde in einer Nacht- und Nebelübung im Dezember 1913 durch den Kongress gepeitscht, kurz vor den Weihnachtsferien, als die Abgeordneten Stalldrang hatten.




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