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John Kaiser: Erfolgsstrategien in einem Blutigen Markt (Teil 1/2)

18.07.2013  |  The Gold Report
Aktuell fallen so viele Junior-Bergbaufirmen in den Winterschlaf, dass John Kaiser von Kaiser Research fürchtet, dass der gesamte Bergbausektor einschlafen könnte. In diesem Interview mit dem Gold Report spricht er zudem über bestimmte Strategien, die kleine, geschickte Unternehmen bei der Suche nach und der Entwicklung von Ressourcen nutzen können, um zu überleben. Ganz gleich, ob es um Edelmetalle, Basismetalle, kritische Metalle geht oder um die Produktion in exotischen Ländern wie Marokko oder in bekannten Abbaugebieten wie Nevada: In den heutigen brutalen Märkten braucht es grundsätzliche Dinge zum Überleben.


The Gold Report: Mr. Kaiser, von Ihnen stammt folgende Prognose: Von den am TSX Venture Exchange gelisteten Unternehmen werden bis Ende 2013 ganze 500 untergehen. Bleiben Sie dabei?

John Kaiser: Ich denke, dass mindestens 500 Unternehmen davon bedroht sind; ich bezweifle aber, dass sie bis Jahresende verschwunden sind. Die kritische Zeit ist der nächste Sommer, wenn die geprüften Finanzdaten fällig sind und die jährlichen Treffen abgehalten werden. Wenn wir bis dahin keine Wende erleben, werden die Management-Teams der Börse die Schlüssel überreichen und ihre Unternehmen verlassen.

Von den 1.800 Unternehmen, die wir beobachten, hatte 761, nach Stand vom 28. Juni, weniger als 200.000 $ Betriebskapital übrig. Das ist das absolute Minimum, um als börsennotiertes Unternehmen gerade noch existieren zu können.


The Gold Report: Gehört verfügbares Kapital zu den Dingen, auf die Sie bei einer Investitionsentscheidung zuerst schauen?

John Kaiser: Ja. Hat ein Unternehmen kein Betriebskapital mehr, schauen wir, ob das Management noch ausreichend Unternehmensanteile besitzt, die eine Rettung des Unternehmens und verbleibender Ressourcen noch sinnvoll erscheinen lassen könnten.

Ideal für uns wäre ein Unternehmen, das noch mindestens über 3 Millionen Betriebskapital verfügt, dessen Management-Team einen ordentlichen Aktienanteil hält und über eine gut abgerundete Expertise in den Bereichen Exploration und Entwicklung verfügt. Wir wollen Unternehmen, die auf ihren Projekten tatsächlich arbeiten. Zu viele Unternehmen verfügen zwar über ausreichend Kapital, gehen aber in Deckung und warten auf eine Kurswende bei den Edelmetallen.

Und das ist die tödliche Gefahr: Unternehmen gehen in den Winterschlaf. Es wird kein Geld für Exploration ausgegeben. Es tauchen keine neuen Entdeckungen auf. Bestehende Lagerstätten werden eingemottet, weil ihre Weiterentwicklung große Kapitalausgaben voraussetzt. Der gesamte Sektor geht schlafen.


The Gold Report: Wie aus Ihren Chart mit 1.788 Ressourcenunternehmen hervorgeht, sind aktuell 73% der Unternehmen mit weniger als 0,20 $/ Anteil bewertet. Ende 2008 stieg die Anzahl der Unternehmen, die mit weniger als 0,10 $/ Anteil bewertet waren, sprunghaft auf 53% an, bis Februar 2011 ging dieser auf 12,6% zurück, und dieses Jahr sind wir wieder zurück über 58%. Was ist der Grund für diese Fluktuationen?

John Kaiser: Während Aktien im Allgemeinen fast wieder auf Rekordstände geklettert sind, war und ist der Ressourcensektor Ziel eines massiven Ausverkaufs. Wir stecken nun schon seit mehr als zwei Jahren in einem ernstzunehmenden Bärenmarkt. Das hat zwei Grundursachen: Erstens der Eindruck, der Superzyklus sei vorbei und die Weltwirtschaft werde bestenfalls noch sehr moderat wachsen; schlimmstenfalls könnte es zu einer globalen Rezession oder Depression kommen. Und zweitens der Eindruck, dass die fundamentale "Gold-Story" nicht wirklich gehalten hat, was sie versprach: deutlich steigende Goldpreise.

In den letzten fünf Jahren sind im Bergbausektor zudem noch die Kosten eskaliert. Jetzt kriegen wir mit den sinkenden Metallpreisen noch einen zusätzlich drauf. Für Investoren ist der Bergbausektor inzwischen ein sicherer Weg, Geld zu verlieren.


The Gold Report: Im April machten Sie die "Goldbug-Story" und die Freude über schlechte Wirtschaftsnachrichten für die sinkenden Goldpreise mitverantwortlich. Ist eine gute Wirtschaft auch gut für Gold?

John Kaiser: Die apokalyptische Goldbug-Story postuliert: Wenn die Fiat-Währungen entwertet werden, steigt der Goldpreis. Hier wird allerdings nur eine mathematische Inflationsanpassung vorgenommen, aus der sich jedoch keine neuen Gewinnspannen für bestehende Goldminen ergeben.

Ein Alternativargument lautet: Ein großer Teil der Goldnachfrage des letzten Jahrzehnts entstand durch Goldkäufe, den der neue Wohlstand möglich machte, welcher durch Chinas Aufstieg zum großen Wirtschaftsmotor generiert wurde. Der Privatsektor besitzt jetzt 82% des existierenden Goldes, Zentralbanken besitzen ca. 18%, das ist der niedrigste Stand seit 1910.




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