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“Market Corner“: Wie der Goldmarkt beherrscht wird

13.08.2013  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Die Kommission hat Daten veröffentlicht, die zeigen, dass die vier größten Trader insgesamt 140.550 Goldkontrakte auf der Long-Seite halten; das sind nach Abzug der Spread-Positionen 42% vom gesamten Netto-Open-Interest. Die Behörde kann in Sekundenbruchteilen bestätigen, dass der größte Einzeltrader knapp 85.000 Kontrakte des Gesamt-Open-Interests im letzten COT hielt oder dass der größte Trader am 4. Dezember 75.000 Kontrakte leerverkauft hatte. Die Behörde kann allerdings nicht die Identität des Traders offenbaren (nur wenn diesem Rechtsbruch vorgeworfen wird); sie kann jedoch die Marktanteile des größten Gold-Longs bestätigen oder diese bestreiten, ohne den Namen dieser Körperschaft zu nennen.

Da der CFTC grundlegende Instruktionen zur Interpretation ihrer eigenen Daten geliefert wurden, verliert nun auch die Erklärung, die CFTC könne ihre eigenen Daten nicht korrekt interpretieren, an Glaubwürdigkeit; folglich bleibt nur noch die populäre Erklärung übrig: Die Behörde steckt in gewisser Weise mit JP Morgan unter einer Decke. Als US-Bürger kann ich nur hoffen, dass das nicht der Fall ist, obgleich auch ich immer mehr zu dieser Erklärung tendiere. Es lässt sich zumindest nicht abstreiten, dass sich die allgemeine Stimmungslage gegen die Großbanken dreht, die Handel mit Rohstoffpositionen betreiben.

Ich weiß nicht, warum es so lange gedauert hat. Denn schließlich hat es noch nie Sinn ergeben, dass Banken, die Einlagenschutz genießen, mit Rohstoffen spekulieren. Ich fühle mich diesbezüglich durch die jüngste Aussagen des CFTC-Kommissars Bart Chilton ermutigt, gleichzeitig bin ich aber auch enttäuscht, dass er die “Short-Corner“ am Goldmarkt im Dezember ignorierte und auch die aktuelle bestehende “Long-Corner“ ignoriert. Es ist an der Zeit, spezifisch zu werden und nicht mehr in Verallgemeinerungen zu sprechen.

Dass die CFTC die “market corner“ am COMEX-Goldmarkt nicht sehen kann, liegt möglicherweise daran, dass sie nicht hinschaut. Ich muss gestehen, seitdem JP Morgan so häufig als kontrollierender Akteur beim Gold und Silber auftaucht, schaue ich mir deren Marktaktivität genau an. Ich kann Ihnen Folgendes mit Sicherheit sagen: Wenn man sich die Daten betrachtet und dabei im Hinterkopf hat, dass JP Morgan nichts Gutes im Schilde führt, dann tritt es mit aller Deutlichkeit hervor. Das erinnert mich daran, wie ich die Silbermanipulation Mitte der 1980er entdeckte; ihr ging die provozierende Frage Izzy Friedmans voraus, der mich fragte, wie ich den niedrigen Silberpreis angesichts eines Angebotsdefizits erklären könne.

Auf der Suche, was hier nicht stimmen konnte, entdeckte ich dann die Manipulation auf der Leerverkäuferseite und die konzentrierte Position. Dasselbe auch im vorliegenden Fall: Wer versucht, eine legitime und rechtmäßige Erklärung dafür zu finden, warum JP Morgan bei 1.700 $ so stark short gewesen und jetzt nach Kursverlusten von 500 $ so stark long ist, der wird verrückt. Wir haben es hier mit einer verdorbenen, halsabschneiderischen Bank zu tun, und ihre Aktivitäten lassen sich nur im Rahmen illegalen Handels erklären.

Da wir in der beispiellosen Lage sind, eine “market corner“ im Goldmarkt in Echtzeit zu beobachten, ohne aber auf historische Anhaltspunkte zurückgreifen zu können, so kann auch keiner vorhersagen, wie all das im Detail enden wird; doch enden wird es. Wird es mit steigenden Kursen enden und gewaltigen, realisierten Profiten für JP Morgan (wie schon bei der vorhergehenden Short-Gold-Manipulation), oder wird es enden, indem JP Morgan durch die Aufsichtsbehörden aus der “Gold-Corner“ zwangsverwiesen wird? Die Beispiele aus der Vergangenheit deuten eher auf das erste Szenario hin; es ist allerdings nicht unmöglich, dass die CFTC aus ihrem Koma erwacht und endlich auch den Edelmetallmarkt ordentlich reguliert und beaufsichtigt. Wie JP Morgan aus dieser "Gold-Corner" hervorgeht, ist mit Sicherheit von höchster Bedeutung für den Goldkurs.

Ganz gleich wie JP Morgan diese “Gold-Corner“ an der COMEX zum Abschluss bringt, es dürfte gut für Silber sein. Sollte JPM die Goldkurse mit reichlich Gewinnen in die Höhe treiben (was am wahrscheinlichsten ist), dann rechne ich damit, dass Silber auf dieser Reise nicht nur mitziehen wird. Sollten die Aufsichtsbehörden aber etwas klüger werden hinsichtlich der Interpretation ihrer eigenen Daten und etwas tapferer in ihrem Vorgehen gegen die Gold-Manipulationen JP Morgans, so sehe ich bei den derzeitigen Kursen keine Gefahr für Silber. Immerhin hat JP Morgan keine dominante Long-Position beim Silber, die zwangsliquidiert werden könnte, zudem liegen die Kurse ohnehin schon unter den Produktionskosten vieler Silberbergbauunternehmen.

Ich bin nicht sicher, zu welchem Ausgang ich tendiere. Sollte JP Morgan gezwungen werden, seine marktbestimmende Position beim Gold aufzulösen, dann wäre das aus aufsichtsbehördlicher Sicht eine so grundlegende Veränderung, dass aggressives Leerverkaufen bei der nächsten Silber-Rally extrem unwahrscheinlich wäre. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass diese Entwicklungen von höchster Bedeutung für die Marktentwicklungen sind. Eine maßvolle Interpretation der Fakten und Umstände deutet darauf hin, dass die “market corner“ beim Gold der Katalysator für die seit Langem erwartete Trennung der Silber- und Goldkurse sein könnte. Aber eines sollte klar sein: Diese “market corner“ scheint fast schon aus einer anderen Welt oder Zeit zu stammen. Hätte ich nicht handfeste Indizien in Form von nachprüfbaren Daten gesehen, ich würde schwören, sie wäre unmöglich. Stattdessen werden wir jetzt alle gemeinsam zuschauen, wie sie aufgelöst wird.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 09.08.2013 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht. Ursprünglich erschienen am 7. August 2013 für Abonnenten.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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