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Nickelpreis fällt auf 2-Jahres-Tief

30.11.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise geben am Morgen einen Teil ihrer gestrigen Gewinne wieder ab. Neben einer erneuten Eintrübung des allgemeinen Marktumfelds belasten die US-Lagerdaten des American Petroleum Institute. Die US-Rohöllagerbestände sind demnach in der vergangenen Woche um 3,4 Mio. Barrel gestiegen. Ausschlaggebend für den überraschend deutlichen Lageraufbau waren gestiegene Importe. Auch die Destillatevorräte sind erstmals seit neun Wochen wieder um 1,35 Mio. Barrel angestiegen. Die Benzinvorräte fielen dagegen geringfügig um 173 Tsd. Barrel.

Nach den API-Daten bestehen für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums am Nachmittag Aufwärtsrisiken. Der Markt erwartet einen kleinen Lageraufbau bei Rohöl um 50 Tsd. Barrel und einen Rückgang der Destillatebestände um 1,25 Mio. Barrel. Einem deutlicheren Preisrückgang stehen weiterhin die geopolitischen Risiken gegenüber, nachdem gestern die britische Botschaft im Iran attackiert worden ist.

Die Ölproduktion der OPEC ist einer Reuters-Umfrage zufolge im November auf ein 3-Jahreshoch von 30,27 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Insbesondere Angola und Libyen, aber auch Saudi-Arabien und Kuwait, trugen zum Produktionsanstieg bei. Dadurch dürfte sich der Druck auf Saudi-Arabien bei der OPEC-Sitzung am 14. Dezember erhöhen, die Produktion auf das Niveau von vor Ausbruch der Libyen-Krise zurückzuführen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass Libyen bei der Wiederaufnahme der Ölproduktion nach dem Bürgerkrieg schnellere Fortschritte macht als von vielen erwartet.

Der deutliche Anstieg der US-Erdgaspreise gestern ist auf den Kontraktwechsel zurückzuführen und nicht auf fundamentale Gründe.


Edelmetalle

Gold hält sich trotz eines festeren US-Dollar über der Marke von 1.700 USD je Feinunze. Im Zuge dessen steigt Gold in Euro auf ein 2-Wochenhoch und unternimmt einen neuen Angriff auf die Marke von 1.300 EUR je Feinunze. Wir sehen Gold weiter gut unterstützt und gehen mittel- bis langfristig von deutlich höheren Preisen aus, denn insbesondere die Staatsschuldenkrise in der Eurozone ist noch lange nicht ausgestanden. Die Euro-Finanzminister haben während ihres gestrigen Treffens zwar Details zur Hebelung des EFSF beschlossen, suchen aber weiter intensiv nach alternativen Lösungen, da das Volumen zur Beruhigung der italienischen und spanischen Anleihemärkte vermutlich nicht ausreicht.

Darüber hinaus hat die Rating-Agentur S&P gestern die Kreditratings einiger US-Großbanken herabgestuft, was zu weiterer Unsicherheit unter den Marktteilnehmern geführt hat.

Chinesischen Medienberichten zufolge hat das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie die lokalen Regierungen aufgefordert, den heimischen Goldsektor zu konsolidieren. So sollen kleine Goldminen mit einer täglichen Erzverarbeitungskapazität von weniger als 50 Tonnen geschlossen werden. Damit wäre China noch stärker auf Goldimporte angewiesen, um die heimische Nachfrage zu befriedigen. Dies dürfte sich langfristig in steigenden Preisen widerspiegeln.


Industriemetalle

Morgen früh wird in China der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im November veröffentlicht. Markteinschätzungen zufolge dürfte dieser zum ersten Mal seit Februar 2009 unter die Marke von 50, die Expansion anzeigt, gefallen sein. Dies belastet schon heute Morgen vor allem die Metallpreise, die in der Breite teilweise deutlich nachgeben, nachdem auch die chinesischen Aktienmärkte stark unter Druck stehen.

Aluminium handelt weiter unter der Marke von 2.000 USD je Tonne und damit deutlich unter den Grenzkosten der Produktion. Dies bedeutet, dass sich die Verluste bei den Aluminiumproduzenten immer mehr ausweiten. Wir gehen daher davon aus, dass es bald zu umfassenden Produktionskürzungen kommen sollte, um den Preis zu stützen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich derzeit für Nickel. Der Preis ist unter die Marke von 17.000 USD je Tonne gerutscht und notiert auf dem tiefsten Stand seit fast zwei Jahren. Auch hier liegen die Grenzkosten der Produktion deutlich höher. Wir erachten daher das aktuell niedrige Preisniveau als nicht nachhaltig.

Der Zinnpreis steht kurz davor, unter die Marke von 20.000 USD je Tonne zu fallen. Der Verband der indonesischen Zinnproduzenten hat seinen Mitgliedern zugestanden, ihren vertraglichen Lieferverpflichtungen nachzukommen und somit Zinn zu exportieren. Dies konterkariert jedoch die Bemühungen, mittels dem selbst auferlegten Exportstopp den Zinnpreis wieder auf 25.000 USD je Tonne zu heben. Dieses Niveau erscheint damit immer unrealistischer.

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Agrarrohstoffe

Auf ihrer jährlichen Konferenz äußerte die Internationale Zuckerorganisation ISO die Erwartung, dass sich der Preis für Rohzucker in den nächsten zwei bis drei Jahren über der Marke von 21 US-Cents je Pfund halten sollte. Zum einen wird dies mit den gestiegenen Produktionskosten in Brasilien begründet, zum anderen mit der Notwendigkeit, durch hohe Preise einen Anreiz zur weiteren Produktionssteigerung zu geben. Zudem wird erwartet, dass die Nachfrage insbesondere in Indien und Fernost stark steigt.

So soll China bis zum Jahr 2020 die EU als zweitgrößten Konsumenten nach Indien ablösen. Soll die Produktion mittelfristig mit der Nachfrage Schritt halten, müssten auch andere Länder als die beiden Hauptproduzenten Indien und Brasilien deutliche Produktionssteigerungen vorweisen können. Für die laufende Saison rechnet die ISO mit einem weltweiten Zuckerverbrauch in Höhe von 167,8 Mio. Tonnen. Bis 2020 soll diese Menge auf 201 Mio. Tonnen steigen, was ein durchschnittliches jährliches Nachfragewachstum von gut 2% impliziert.

Derweil dürfte Brasilien wohl erst in zwei Jahren wieder das rekordhohe Ernteergebnis aus dem Jahr 2010/11 erreichen bzw. übertreffen, da Zuckerrohr aus jetzt neu angelegten Plantagen erst dann in die Verarbeitung zu Zucker gehen dürfte. Derweil dürfte Russland, das traditionell ein Abnehmer brasilianischen Rohzuckers gewesen ist, seine eigene Produktion ausbauen, was den Importbedarf deutlich verringern sollte. Zudem importiert Russland verstärkt aus Nachbarländern wie der Ukraine.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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