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Die Fed entfesselt Gold

26.09.2013  |  Adam Hamilton
Die Federal Reserve schockierte mit ihrer jüngsten Entscheidung die ganze Welt und widersetzte sich den allseits herrschenden Erwartungen. Sie versäumte es, die Monetarisierung der Schulden ihrer dritten Auflage der quantitativen Lockerungen (QE3) zurückzufahren und verschob damit die lang erwartete QE3-Verringerung auf unbestimmte Zeit. Diese Überraschung sorgte für viel Bewegung an nahezu allen wichtigen Märkten, doch am beeindruckensten verhielt sich Gold. Es schoss in die Höhe dank des verblüffenden Paradigmenwechsel der Fed.

Das ganze Jahr über litt der Goldpreis unter der Angst vor einer Rückführung der quantitativen Lockerung durch die Fed. Seit der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der FOMC (Offenmarktausschuss der Fed) am 3. Januar (damals wurde das QE3‑Programm um mehr als die Hälfte erhöht, um eine direkte Monetarisierung von Staatsanleihen mit einzuschließen) bestimmten die Ängste vor einem Umschwenken in der Geldpolitik die Goldmärkte. Insbesondere Future‑Händler waren geradezu krankhaft besessen von diesen Gedanken und ignorierten alle anderen Einflussfaktoren für Gold.

Jeder große Goldabverkauf dieses Jahr, welches mit Abstand das schlimmste im säkularen Goldbullenmarkt war, wurde entweder durch eine FOMC‑Entscheidung ausgelöst oder durch die anschließende Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls. Letzte Woche veröffentlichte ich einen Essay, in dem ich detailliert auf die heftigen Auswirkungen der Angst vor einer QE3‑Eindämmung auf den Goldpreis für 2013 einging. Future‑Händler zwangen den Preis dieses Jahr im extremsten Fall sogar schockierende 28,3% runter, im Glauben daran, dass die Fed diese Woche (verfasst am 20.09.13, d.Ü.) mit einer Reduktion beginnen werde.

Doch nach dem Absturz von ca. 1.675 USD am Jahresende 2012 auf 1.200 USD gegen Ende Juni hatten sich sämtliche Begründungen dieses Abverkaufs am Mittwoch einfach in Luft aufgelöst! Nachdem der Markt über Monate hinweg im Glauben einer Kürzung der quantitativen Lockerungen gelassen wurde, entschloss sich die Fed unter Ben Bernanke unerwartet anders. Den perfekten Zeitpunkt für den Beginn einer Verminderung, schließlich befanden sich die Aktienmärkte fast auf Rekordhöhe und hätten so mit Leichtigkeit etwaige resultierende Verkäufe abfangen können, ließ die Fed spektakulär verstreichen.

Viele Male dieses Jahr habe ich erörtert, dass ein Ausstieg der Fed aus ihrem QE3‑Plan nicht möglich ist. Sollte sie anfangen, weniger langlaufende Staatsanleihen zu kaufen und schließlich ganz damit aufhören, würden die Renditen für diese Anleihen steigen durch den Marktaustritt des dominierenden Käufers. Die daraus resultierenden, höheren Lanfrist‑Zinsen würden die empfindlich Erholung des Immobilienmarktes einbrechen lassen und die Arbeitslosigkeit in den USA weiter in die Höhe treiben. Dank Obamas maßlosem Schuldenwachstum würde das sogar zum Ende der Regierung führen.

Doch wie fast alle anderen auch, schloss ich mich den weltweiten Erwartungen an, dass die Fed mit einer leichten Kürzung der quantitativen Lockerungen beginnen würde. Ich habe sicher nicht daran geglaubt, dass man das Programm bis Mitte nächsten Jahres völlig auslaufen lassen werde, wie viele glaubten, aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass die Fed einen so großen Glaubwürdigkeitsverlust durch die Entscheidung gegen eine Kürzung riskieren würde. Eine Sache, die der Fed unter Bernankes Leitung immer ganz gut gelang, war es, mit den eigenen Aktionen den vorherrschenden Markterwartungen zu entsprechen.

Dass die Fed die Zügel nun nicht anzieht, ändert alles. Der Offenmarktausschuss trifft sich acht Mal im Jahr, doch nur nach jeder zweiten Sitzung gibt der Vorsitzende eine Pressekonferenz, bei der er die Entscheidungen der Fed begründen kann. Für dieses Jahr stehen nur noch zwei Termine aus, am 30. Oktober und am 18. Dezember. Nach der nächsten Sitzung wird es keine Pressekonferenz geben und es wird nicht genügend wirtschaftliche Daten zwischen heute und dieser Sitzung geben, um eine Verbesserung erkennen zu lassen.

Der FOMC entschloss sich gegen eine Minderung der quantitativen Lockerungen, weil er laut eigener Aussage weitere Hinweise für ein Anhalten der positiven Entwicklung in Konjunktur und Arbeitsmarktbedingen abwarten will. Es erscheint nur noch ein weiterer entscheidender Monatsbericht für den US‑amerikanischen Arbeitsmarkt vor dem nächsten Treffen des Offenmarktausschusses, für den Monat September Anfang Oktober. Und nach dem sehr schwachen Bericht für August, der Anfang dieses Monats erschien, liefert auch ein neuer, großartiger Bericht nicht genügend Daten um einen Trend erkennen zu lassen.

Damit bleibt für die Dezembersitzung des FOMC die Option für eine Reduktion, die nächste Sitzung mit anschließender Pressekonferenz von Bernanke. Das ist jedoch fraglich, wie auch eine Entscheidung in der darauffolgenden Sitzung am 29. Januar, da Bernanke am 31. Januar zurücktritt. Die Entscheidung über den weiteren Verlauf des QE3‑Programms sollte so kurz vor Ende von Bernanke Amtszeit dem nächsten Vorsitzenden der Fed überlassen werden. Und sie (denn es wird höchstwahrscheinlich die geldpolitische Über-Taube Janet Yellen, Befürworterin einer extrem lockeren Geldpolitik) wird die Arbeit nicht vor Februar aufnehmen.

Die erste Sitzung des FOMC unter der neuen Leitung findet tatsächlich erst am 19. März statt. Also selbst wenn sich die Konjunkturdaten der USA dramatisch verbessern sollten und selbst wenn die abgehobenen Aktienmärkte irgendwie auf magische Weise eine heftige Korrektur vermeiden sollten, hat Bernankes Entscheidung QE3 höchstwahrscheinlich um mindestens sechs weitere Monate verlängert! Um das Schlachtfest am Anleihemarkt so gering wie möglich zu halten, müssen die quantitativen Lockerungen schrittweise reduziert werden, unabhängig davon, wann damit begonnen wird.

Die daraus resultierenden Folgen sind beachtlich, insbesondere für Gold. Wenn die Fed Anleihen kauft, erschafft sie das Geld dafür aus dem Nichts. Quantitative Lockerungen ist nur ein angenehm klingender Euphemismus für Schuldenmonetarisierung. Und besonders beim Ankauf von Staatsanleihen werden diese neuen Dollar von der Obama‑Regierung dank deren extremen Budgetüberschreitungen verschwenderischen direkt in die Wirtschaft geleitet. Das Ergebnis der quantitativen Lockerungen ist eine unverdünnte, hyper‑dynamische Inflation.

Dieses erste Diagramm ist eine Überarbeitung von letzter Woche und zeigt den Umfang und die Zusammensetzung der Bilanz der Fed (die gekauften Anleihen). Darin sind die entscheidenden FOMC‑Sitzungen der letzten fünf Jahre markiert bzw. der Zeitpunkt maßgeblicher Änderungen der Geldpolitik. Obwohl seit 2009 offiziell von Seiten der Fed immer wieder ein Ende der quantitativen Lockerungen angekündigt wurde, belegen die Daten, dass die Fed genau das Gegenteil gemacht hat. Die quantitativen Lockerungen wurden mehr und mehr und mehr.

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