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Ein weiterer Sargnagel für das Deflations-Argument

11.10.2013  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 29.September 2013 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

In ihrer gesamten Geschichte war es der Federal Reserve rechtlich nicht möglich gewesen, Bankenreserven zu verzinsen, bis zum Oktober 2008. Dann kam das Emergency Economic Stabilization Act [Notgesetz zur Wirtschaftsstabilisierung]; es verlieh der Fed die Macht, Zinsen auf die Reserven der Banken zu zahlen, und die Fed hat diese Macht seither genutzt. Wir werden im Folgenden erklären, warum diese Veränderungen vorgenommen wurden und warum sie die Wahrscheinlichkeit, dass es in den USA in Zukunft zu Deflation kommen wird, stark sinken lässt.

Bevor wir die Gründe für die Entscheidung der Fed darlegen wollen, mit der sie sich selbst das Recht zur Reservenverzinsung zugestand (und zwar indem sie einem Gesetz, das eilig durch das Parlament gedrückt wurde, eine Klausel hinzufügte), sollten wir noch ein paar allgemeine Bemerkungen bezüglich der Bankenreserven machen. Die folgenden Fakten lassen Erklärungen ausscheiden, die von einigen “Experten" für diesen neuen Machtzuwachs der Fed angeführt wurden.

Fakt 1: Wenn die Fed Wertpapiere in Höhe von X $ monetisiert, fügt sie den Sichteinlagen innerhalb der Wirtschaft X $ hinzu und auch X $ zu den Reserven, die die Banken bei der Fed halten (also Einlagen bei der Federal Reserve). Jene Sichteinlagen sind Verbindlichkeiten der Geschäftsbanken und jene Reserven sind Aktiva der Geschäftsbanken. Praktisch “decken” die Reserven die Sichteinlagen.

Fakt 2: Obgleich die bei der Fed gehaltenen Reserven Aktiva der Geschäftsbanken sind, so ist ihre Verwendung durch die Geschäftsbanken streng begrenzt. Die Banken können zum Beispiel ihre Reserven nicht in die Wirtschaft verleihen oder ihre Reserven ausgeben; allerdings kann eine Bank einer anderen Bank Reserven leihen, die Reserven werden zwischen den Banken transferiert, wenn Schecks eingelöst werden (wenn ein Scheck, der von einem Kunden der Bank A ausgestellt wurde, bei Bank B vorgelegt wird, dann wird ein Transfer von Geld und ein Transfer von Reserven von Bank A zu Bank B stattfinden).

Fakt 3: Abgesehen von einem kleinen jährlichen Abfluss von Reserven aus dem Bankensystem – verursacht durch die stetig steigende Nachfrage der Öffentlichkeit nach physischen Banknoten und Münzen - werden alle Reserven, die bei der Fed gehalten werden, auch solange bei der Fed bleiben, bis sie von der Fed entfernt werden. Man kann also durchaus sagen, dass die Fed absolute Kontrolle über das Reservevolumen im Bankensystem hat.

Fakt 4: Die Gesamtmenge der Bankenreserven lässt sich in “Pflichteinlagen“ und “Überschussreserven“ unterteilen. Die als “Pflicht” definierten Reserven entsprechen jener Reservemenge, die benötigt wird, um die gesetzlichen Mindestreservebestimmungen zu erfüllen; doch alle Reserven haben allein nur die Funktion, als Deckung für das Geld zu dienen, das in den Geschäftsbanken eingelegt wurde.

Fakt 5: Kreditausweitung der Geschäftsbanken führt nicht dazu (und kann nicht dazu führen), dass Reserven aus der Fed abfließen. Wenn Banken Kredite vergeben und ihre Einlagen anwachsen lassen, dann ist es möglich, dass einige Reserven aus der Kategorie “Überschuss“ in die Kategorie “Pflicht“ wechseln, ein Anstieg der Kreditvergabeaktivität kann aber nicht dazu führen, dass sich die Gesamtreserven des Bankensystems ändern.

Ein hypothetisches Beispiel kann die Fakten 4 und 5 hoffentlich verdeutlichen: Gehen wir davon aus, dass a) die Gesamtmenge des auf Bankkonten deponierten Geldes 10 Bill. $ beträgt; dass b) für 2 Bill. $ jener 10 Bill. $ Mindestreserveanforderungen gelten; dass c) die gesetzliche Reservedeckung bei 10% liegt (d.h. dass das Bankensystem in unserem Beispiel gesetzlich verpflichtet ist, mindestens 200 Mrd. $ als Reserve zu halten) und dass d) das Bankensystem insgesamt 1 Billion $ Reserven hält.

Die Banken hätten somit “Pflichtreserven” von 200 Mrd. $ und “Überschussreserven“ von 800 Mrd. $. Jetzt gehen wir davon aus, dass die Banken via Kreditvergabe 5 Bill. $ neues Geld entstehen lassen, wovon 2 Bill. $ auf Konten landen, die Mindestreserveregelungen unterliegen - während die Fed keine Ausstockungen oder Löschungen von Bankenreserven vornimmt und auch die öffentliche Nachfrage nach physischer Währung unverändert bleibt. Das Ergebnis ist folgendes: Die Gesamtmenge der Bankenreserven liegt immer noch bei 1 Bill. $; die als “Pflicht" definierten Reserven liegen jetzt allerdings bei 400 Mrd. $ und die Menge der als “Überschuss“ definierten Reserven liegt jetzt bei 600 Mrd. $.

Fakt 6: Die Fed zahlt aktuell den gleichen Zinssatz (0,25%) auf alle Reserven, die bei der Fed deponiert wurden, ganz gleich, ob sie als “Pflicht“- oder “Überschussreserven“ definiert werden. Das bedeutet Folgendes: Wenn ein Teil der Reserven einer Bank durch die Ausweitung des Einlagengrundstocks von der Kategorie “Pflicht“ in die Kategorie “Überschuss“ wechselt, ergibt sich für diese Bank keine Veränderung der Zinserträge, die sie auf ihre Reserven erhält. Allgemeiner ausgedrückt: Die Gesamtzinsmenge, die die Fed auf die Reserven der Banken zahlt, wird nicht durch die Menge neuer Kredite und neuen Geldes beeinflusst, die der Bankensektor schöpft.

Eine Folge der oben genannten Faktensammlung ist, dass die Zinszahlungen für die Bankenreserven in keinster Weise ein Abschreckungsmittel gegen Bankenkreditvergabe sind. Das heißt, dass die Fed nicht mit der Verzinsung der Bankenreserven begann, um die Menge des durch Geschäftsbanken aus dem “Nichts“ herbeigeliehenen Neugeldes zu beschränken.




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