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Wie sind die chinesischen Seltene-Erden-Exportkontingente für das erste Halbjahr 2014 zu interpretieren?

04.01.2014  |  Dr. Dietmar Siebholz
Am Freitag, den 13.12.2013 veröffentlichte das chinesische Wirtschaftsministerium (MOFCOM) die vorläufigen Exportkontingentswerte für Seltene Erden für das Jahr 2014.

In der ersten Runde wurden total 15.110 Tonnen für Exporte freigegeben; bei einem Vergleich mit den Vorjahrswerten ist kaum eine Veränderung festzustellen. In 2013 wurden für das erste Halbjahr 15.499 Tonnen Exportkontingente beschlossen. Die Mainstream-Presse hat dabei wohl übersehen, dass MOFCOM in einer Zusatzerklärung mitgeteilt hat, dass damit ca. 70% des Gesamtjahreskontingents für 2014 definiert seien. Wenn man bei dieser Interpretation bliebe, dann läge das Gesamtjahresexportkontingent bei ca. 21.500 Tonnen - nach 30.999 Tonnen für 201

Dieser Zusatz ist aus der Sicht des objektiven Betrachters durchaus verständlich, wenn man bedenkt, dass in 2013 das damals eingeräumte Kontingent nicht einmal vollständig ausgeschöpft wurde. Man weiß ja in Peking auch, dass immer noch - zwar zurück gehende, aber dennoch erhebliche nicht genehmigte Mengen an Seltenen Erden "schwarz" sprich: außer Landes geschmuggelt werden.

Interessant an der Aufteilung der Exportkontingente sind folgende Fakten:

• 1. Es wurde der Export von 13.314 Tonnen leichter Seltener Erden genehmigt

• 2. Lediglich 1.796 Tonnen bezogen sich dann auf die Kontingente für mittelschwere und schwere Seltenen Erden. Leider gibt innerhalb dieser Gruppe keine Aufteilung auf mittelschwere und schwere Seltene Erden.

• 3. Die Firma HEFA Rare Earth Co. erhielt keine Exportgenehmigungen mehr, weil sie ihre Umweltauflagen nicht erfüllt hatte. Im Vorjahr betrug deren Exportkontigent noch ca. 470 Tonnen. Man scheint jetzt in Peking die Drohung mit der Verhängung von einschneidenden Maßnahmen im Falle von umweltschädigendem Verhalten wahr zu machen. Diese Gefahr droht aber vielen chinesischen Selten-Erd-Herstellern.

• 4. Chinesische Firmen, die als Joint-Venture mit ausländischen Firmen geführt werden, erhielten von den o.g. 15.110 Tonnen Genehmigungen über 3.522 Tonnen, immerhin mehr als 23% der Gesamtkontingente. Es kann unterstellt werden, dass deren internationaler Partner z.B. die Rhodia-Gruppe aus Frankreich dann zuerst ihren eigenen Bedarf decken.

Bleibt Peking bei seiner Aussage, diese Kontingente würden bereits 70% der Gesamtkontingente für 2014 ausmachen, ständen dann für das zweite Halbjahr lediglich 6.476 Tonnen für den Export bereit Davon ständen dann nur noch ca. 540 Tonnen für die mittelschweren und die schweren Erden für Exporte zur Verfügung.

Man kann zwar annehmen, dass die bei chinesischen Firmen mit ausländischen JV-Partner produzierten Seltenen Erden vollständig in den Export gehen, aber diese Mengen werden den nichtchinesischen Markt nicht befriedigen können, selbst wenn man dem starken Rückgang der Nachfrage nach Seltenen Erden aus konjunkturellen Bedenken Rechnung trüge.

Besonders gut Eingeweihte hatten erwartet, dass China bei der Festlegung der Exportkontingente wegen des laufenden WTO-Verfahrens (Welthandelsorganisation) gegen China Rücksicht auf die Interessen der Importländer nehmen werde. Die nun veröffentlichten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache; die Chinesen fürchten offenbar die WTO-Maßnahmen nicht.

Es ist denkbar, dass die HEFA Rare Earth Co. doch noch seine Umweltauflagen erfüllt, aber deren Potential dürfte die allgemeine Lage nicht wesentlich verändern.

Im Hinblick auf die Werte für die Schweren Seltenen Erden darf festgestellt werden, dass die Export-Kontingent-Mengen aus dem Jahre 2013 um ca. 8% gekürzt wurden. Das mag man für gering ansehen, aber diese Kürzung trifft die verarbeitende Industrie hart, wenn man berücksichtigt, dass die Mengen aus den nicht genehmigten (Schmuggel-) Exporten auch drastisch zurückgegangen sind und dies noch weiter tun werden.

Die immer wieder vorgebrachten Hinweise auf die Förderpotentiale von Lynas und Molycorp (USA) - also auf die nicht von China abhängigen Lagerstätten in Australien und in den USA stehen auf schwachen Füssen. Lynas kommt in seiner hochmodernen Aufbereitungsanlage in Malaysia nicht in Fahrt, weil Umweltgruppen permanent querschießen (ich unterstelle hier sogar eine stellvertretende Interessenwahrnehmung für China).

Die immer wieder vorgebrachten Hinweise auf die Förderpotentiale von Lynas und Molycorp (USA) – also auf die nicht von China abhängigen Lagerstätten in Australien und in den USA stehen auf schwachen Füssen.

Lynas kommt in seiner hochmodernen Aufbereitungsanlage in Malaysia nicht in Fahrt, weil Umweltgruppen permanent querschießen (ich unterstelle hier sogar eine stellvertretende Interessenwahrnehmung für China).

Und Molycorp? Nun denn, wenn sie die immer wieder revidierten Ziele irgendwann einmal erreichen werden (dazu bedarf es weiterer größerer Kapitalerhöhungen), dann produzieren sie aufgrund der Vorgaben der Lagerstätte Mountain Pass fast ausschließlich leichte Seltene Erden wie Cer, Lanthan und als Hoffnung für diese stark strapazierte Gesellschaft auch einiges an Neodym, das ja am Markt für Permanentmagnete gesucht wird.

Von den sehr gesuchten schweren Seltenen Erden fördern sie kaum nennenswerte Mengen. Mit reinen Zahlenspielen, also mit der Tonnagesumme aller Seltenen Erden darf man diesen nicht analysieren, sondern man muss sich auf die Werte und Mengen der einzelnen Selten-Erd-Metalle konzentrieren da werden bei den Schweren Seltenen Erden die erhofften neuen Fördermengen = von Lynas und Molycorp keine Erleichterung bringen.


Der Marktbeobachter sollte die Entscheidungen der Pekinger Zentralregierung bezüglich der Restkontingente für 2014 und eventuelle nachträgliche Genehmigungen wie z.B. in Falle HEFA sorgfältig verfolgen. Bleibt es bei den derzeitigen Ansätzen, ist es wohl kaum zu vermeiden, dass bei den schweren Seltenen Erden Lieferengpässe außerhalb von China auftreten werden, vorausgesetzt, die Weltkonjunktur bricht nicht zusammen.



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