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2013 - Das Jahr JP Morgans

07.01.2014  |  Theodore Butler
Wahrscheinlich liegt es an dem drastischen Kursverlusten bei Gold und Silber - nie zuvor habe ich derartig viele Jahresendberichte zu den Metallen zu lesen bekommen. Wie die meisten von Ihnen, lese auch ich, um zu lernen. Deswegen lese ich jeden dieser Jahresendberichte auch mit Blick darauf, verstehen zu können, was genau einen solchen Kursverfall bei Gold und Silber verursachen konnte, und was das für das neue Jahr zu bedeuten hat.

Ich weiß, dass ich Silber und Gold aus einem anderen Blickwinkel betrachte als die meisten Kommentatoren, und aus diesem Grund werden für mich Entwicklungen ersichtlich, die ich sonst nirgendwo beobachten kann, ob das nun gut oder schlecht sein mag. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle versichern, dass ich nicht um das Andersseins willen versuche, anders zu sein; mein Ziel ist es, zu verstehen, was die Kurse von Gold und Silber wirklich bewegt - nicht mehr und nicht weniger. Ich habe kein Interesse an fabrizierten Stories, die nicht überprüft oder belegt werden können; ich würde meinen Namen für nichts hergeben, das meiner Einschätzung nach unsachlich oder ungenau wäre.

Wie schon die letzten fünf Jahre über war auch das Jahr 2013 für Silber und Gold wieder ein Jahr für JP Morgan (seitdem die Bank die konzentrierte Short-Position von Bear Stearns übernommen hat). Alle wichtigen Entwicklungen, die beim Silber und Gold stattfanden, lassen sich auf JP Morgan zurückführen; und genauso wie diese Bank auch diktieren, was in Zukunft passieren wird. Ich merke gerade, dass ich zu spezifisch werde und dass viele Faktoren Einfluss auf den Kurs eines Marktes haben; doch im Fall von JP Morgan sind die Begleitumstände im Bereich Silber und Gold so überwältigend, dass alle anderen Einflussfaktoren hypothetisch und irrelevant werden.

Vom ersten Tag des Jahres 2013 an bis zu letzten zwei Tagen hat JP Morgan die Kurse von Silber und Gold dominiert und kontrolliert. Hier kommen die dokumentierten Fakten: Zu Jahresbeginn 2013, als Gold bei 1.650 $ und Silber bei 30 $ stand, hielt JP Morgan dominante, kursbeeinflussende Leerverkaufspositionen (short market corner) am Silber- und Goldterminmarkt COMEX. JPM war mit 75.000 Goldkontrakten (7,5 Millionen Unzen) und 35.000 Silberkontrakten (175 Millionen Unzen) short. JP Morgans ‘Short-Market-Corners’ beliefen sich Anfang 2013 auf einen 21%igen Nettoanteil des gesamten COMEX-Gold-Futures-Marktes (minus Spreads) und auf frappierende (aber typische) 35% des gesamten COMEX-Silbermarktes. Keine einzige teilnehmende Körperschaft hat jemals zuvor einen solch übergroßen und wettbewerbswidrigen Marktanteil an einem wichtigen, regulierten Terminmarkt gehalten. Somit ist es auch nicht unlogisch, derart extreme ‘market corners‘ mit den beobachteten Kursentwicklungen in Verbindung zu bringen.

Das nächste hervorstechende Merkmal des diesjährigen, historischen Kursverfalls von 450 $ (28%) beim Gold und 10,50 $ (35%) beim Silber ist nun die spezielle Art und Weise, wie sich diese ereignet hatten. Der mit Abstand größte Teil der Gesamtkursverluste bei Gold und Silber ereignete sich innerhalb weniger Tage - hier sind zu nennen: zwei Tage im April (als Gold um 200 $ und Silber um 5 $ fiel) und einige Tage im Juni (als Gold erneut um 150 $ und Silber um weitere 3 $ fiel). Die Kursaufzeichnungen zeigen ganz deutlich, dass die größten Schäden in diesem schlimmsten Jahr der Gold- und Silbergeschichte innerhalb nur weniger Tage entstanden waren; und das hatte es noch nie zuvor beim Gold gegeben, beim Silber hingegen schon (gleich zweimal im Jahr 2011). Es geht nicht nur darum, dass Gold und Silber im Jahr 2013 drastische Verluste zu erleiden hatten, sondern auch um das Wesen dieser Kursverluste.

Ohne diese fünf Handelstage im Jahr 2013 wäre das Jahr für Gold und Silber wohl eher ‘so-la-la‘ gelaufen. Natürlich können wir diese fünf schrecklichen Handelstage nicht ungeschehen machen, sie zu ignorieren wäre aber ein Fehler. Diese zeitliche Gedrungenheit der diesjährigen Verluste beim Gold und Silber hätte an jedem anderen Markt eine historische Begriffssuche ausgelöst (Schwarzer Montag oder Freitag). Noch schwerwiegender als die eigentlichen Kurseinbrüche an den Gold- und Silbermärkten im Jahr 2013 war ihr zeitlich konzentriertes Auftreten. Versuchen Sie sich doch einmal vorzustellen, welche Wut sich entfesseln würde, wenn der Aktien- oder der Anleihemarkt innerhalb nur weniger Tage um ganze 35% wegbrechen würde.

Hier wollen wir einen Moment inne halten und einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Punkten herstellen - zwischen JP Morgans ‘Short-Market-Corner‘ und dem historischen und konzentrierten Kurseinbruch des Jahres 2013, der aufs Gesamtjahr betrachtet im Grunde Ende Juni schon abgeschlossen war. Wäre es möglich, dass diese beiden Fakten keine direkte Verbindung aufweisen und sogar ein Fall von simpler ‘Ursache-Wirkung‘ wären? Um es noch einmal anders auszudrücken - ist es möglich, dass JP Morgan nur rein zufällig zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war und der historische Gold- und Silbereinbruch ganze ohne JP Morgans Zutun von Statten ging? Bevor Sie antworten, lassen Sie mich noch einen Kommentar einschieben.

Der Kurseinbruch bis Ende Juni führte dazu, dass JP Morgan mehr als 3 Mrd. $ Gewinn aus seinen ‘Short-Market-Corners' an den COMEX-Gold- und Silbermärkten ziehen konnte. Also: Zu sagen, dass JP Morgan nichts mit dem Kursverfall zu tun hatte, würde letztendlich auch bedeuten, dass man einen Gewinn von 3 Milliarden $ im Rohstoff-Terminkontrakthandel als normal und Regelfall bezeichnen müsste. Der springende Punkt ist nicht allein, dass JP Morgan ganz unschuldig zuschaute, wie legitime Marktkräfte dieser Bank, die nachweislich schon unter ganz anderen Umständen unzulässig agiert hatte, einen Überraschungsgewinn von 3 Mrd. $ bescherten - der eigentlich springende Punkt ist auch, was JP Morgan dann in Folge dieses Kurseinbruches machte.

Die Fakten zeigen, dass JP Morgan nicht nur die Gewinne aus den eigenen Short-Market-Corners beim Gold und Silber mitnahm (im Bereich von 3 Milliarden $), sondern auch aggressiv beim Preiseinbruch bis Juni Positionen kaufte, so dass diese Bank ihre Short-Market-Corner beim Silber fast komplett beseitigen konnte und diese beim Gold sogar in eine Long-Market-Corner umkehren konnte. Die Fakten weisen darauf hin, dass JP Morgan der mit Abstand aggressivste Trader beim extremen Kurseinbruch gewesen ist - und nicht nur ein unbeteiligter, glücklicher Zuschauer.

Es ist bekannt, dass “market corners“ gegen die gesetzlichen Bestimmungen für die Rohstoffmärkte verstoßen. Das ist sogar der allerwichtigste Aspekt der Rohstoffmarktgesetze, weil ‘market corners‘ unstrittiger Beweis für Marktmanipulation sind. Die Daten der CFTC zeigen (wie ich schon das ganze letzte Jahr über berichtet hatte), dass JP Morgan zu Jahresbeginn konzentrierte, marktbewegende Short-Positionen am den COMEX-Märkten für Gold und Silber hielt - und dass diese betrügerische Bank jetzt aktuell eine solche ‘market corner‘ auf der Long-Seite des COMEX-Goldterminmarktes hält. Auf Grundlage der Marktanteile steht es außer Frage, dass JP Morgan ‘market corners‘ in den COMEX-Märkten für Gold und Silber aufrechterhält.

Noch eine Frage bleibt offen: Wie verdammt noch mal konnten diese Betrüger ein solches Ding durchziehen? Genauer gesagt: Wie konnte JP Morgan so viel COMEX-Gold und -Silber kaufen, während die Kurse purzelten? Man würde doch normalerweise davon ausgehen, dass ein Nettokauf von 150.000 COMEX-Goldkontrakten (15 Millionen Unzen) sowie 23.000 COMEX-Silberkontrakten (115 Millionen Unzen) durch die größte Bank der USA einen steilen Kursanstieg nach sich ziehen würde.

Das wäre normalerweise auch der Fall - mit einer Ausnahme: JP Morgan und andere Trader haben unter illegitimen Absprachen den Kursmechanismus der COMEX unter ihre Kontrolle gebracht - durch Hochfrequenzhandel, Spoofing (Positionen etablieren und sofort wieder annullieren) und andere illegale Praktiken im Computertrading. Beweis dafür ist die ansonsten unerklärliche tägliche Kursvolatilität an der COMEX und die Tatsache, dass JP Morgan und andere heimlich mitmischende Commercials an großen Kursverlusttagen immer auf der Käuferseite stehen - und zwar ausnahmslos.

Diese Kurskontrolle durch Hochfrequenzhandel (HFT), und auch das Agieren der Gegenparteien (technische Fonds), die allein aufgrund von Kurssignalen kaufen, hat einen Frankensteinmarkt entstehen lassen - ein außer Kontrolle geratenes Monster. An richtigen Rohstoffmärkten sollten die Kurse durch reales globales Angebot und reale globale Nachfrage diktiert und festgestellt werden; der COMEX-Monster-Markt hat Computeralgorithmen, die den realen Produzenten, Verbrauchern und Investoren der Welt die Kurse diktieren - zugunsten von JP Morgan.




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