Ausblick 2014
20.01.2014 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Risikofaktoren Mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung 2014 sollten Investoren (gerade auch in einem "optimistischer" werdenden Stimmungsumfeld) die Risikofaktoren für die Wirtschaftsentwicklung nicht aus den Augen verlieren. Nachstehend seien einige genannt.
1. Fehllenkungen in kapitalintensiven Produktionszweigen
Die Geldpolitik der niedrigen Zinsen befördert vor allem kapitalintensive Produktionszweige. Verlockt durch niedrige Zinsen, weiten Unternehmer ihre Produktionskapazitäten (durch Neu- und Erweiterungsinvestitionen) aus.
Diese Investitionen werden aber nur dann erfolgreich sein, wenn die Zinsen tief bleiben. Steigende Zinsen bringen die Unternehmer in Bedrängnis, verursachen einen konjunkturellen Einbruch.
Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. * Januar 1995 = 100
2. "Preisblasen"
Die nach wie vor expansiven Geldpolitiken haben viele Finanzmarktpreise merklich aufgebläht, allen voran die Anleihekurse. In diesem Umfeld sollten Investoren die möglichen Folgen von "Preisblasen" (vor allem auch deren Platzen) auf das Finanzmarkt- und Wirtschaftsgeschehen stets im Auge behalten.
3. Kreditprobleme im Privatsektor
Dass viele Staatsschulden von minderer Qualität sind, hat die jüngste Krise gezeigt (und noch verstärkt). Die Kreditqualitäten von Unternehmens- und Haushaltsschulden gelten hingegen immer noch als relativ gut.
Doch auch hier könnten erhebliche Risiken schlummern. Denn die private Verschuldung hat sich ebenfalls im Zuge eines Kreditgeldbooms aufgebaut. Solange die Zinsen niedrig sind, treten Kreditprobleme nicht in Erscheinung.
Sie werden aber offensichtlich, wenn die Marktzinsen ansteigen. Und bekanntlich werden aus Kreditproblemen rasch Wachstums- und Beschäftigungsprobleme, gerade auch, wenn die Kreditgüte des Privatsektors angezweifelt wird.
4. Folgen der Zahlungsbilanzanpassungen
Die leicht gestiegenen Kapitalmarktzinsen haben eine Reihe von aufstrebenden Volkswirtschaften unter Druck gesetzt, weil sie dazu geführt haben, dass Auslandskapital abgezogen wurde.
Quelle: IWF, eigene Prognosen
Viele aufstrebende Volkswirtschaften weisen negative Zahlungsbilanzen auf (sie importieren also mehr als sie exportieren), sie sind damit stark abhängig von internationalen Kapitalzuflüssen zur Finanzierung ihrer Handelsdefizite.
Ein andauernder Kapitalentzug könnte die aufstrebenden Volkswirtschaften vor erhebliche Anpassungsprobleme stellen - und damit auch negative Rückwirkungen auf die internationale Arbeitsteilung und das weltweite Wachstum nach sich ziehen.
5. Chinesische Immobilien- und Schuldenkrise
Ein gewichtiger Risikofaktor bleibt die chinesische Volkswirtschaft. Die Anzeichen für einen überhitzten kreditfinanzierten Häuser- und Bauboom sind unübersehbar. Und bekanntlich können geplatzte Preisblasen im Immobiliensektor weitreichende Folgen für Wachstum und Beschäftigung haben. Im Falle Chinas wären erhebliche negative Rückwirkungen auf die Güter- und vor allem Rohstoffmärkte wahrscheinlich.