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Echte Trendwende beim Goldpreis oder nur Zwischenrallye?

17.02.2014  |  Thorsten Proettel
Gold auf Dreimonatshoch

Der Goldpreis kletterte am späten Donnerstag Abend über die Marke von 1.300 USD und damit auf den höchsten Stand seit Anfang November 2013. In Agenturmeldungen wird der Anstieg mit den am Nachmittag bekannt gegebenen und schlechter als erwartet ausgefallenen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA begründet. Hierzu wird das Argument der "Safe haven"-Käufe bemüht.

Tatsächlich erhöhte sich die Anzahl der Erstanträge nur um 8.000 auf 339.000 bei einer Konsensschätzung der von Dow Jones Newswire befragten Analysten in Höhe von 330.000. Prinzipiell handelt es sich damit nur um eine minimale Abweichung, die kaum kursrelevant sein sollte. Die US-Wirtschaft befindet sich weiterhin im Aufschwung und es scheint eher, als machten die Preise die Nachrichten und nicht umgekehrt.


Charttechnik derzeit dominierend

Der eigentliche Grund für die kleine Goldrallye der letzten Tage dürfte vielmehr in der Positionierung größerer Adressen zu suchen sein. Die Preisentwicklung seit Frühjahr 2013 entspricht dem charttechnischen Idealbild einer Umkehrformation und lässt - zumindest laut Theorie - weitere Preissteigerungen erwarten.

Für schnell agierende Händler winken Gewinnchancen. Daneben wird am Markt berichtet, einzelne Teilnehmer wären mit ihren ungedeckten Shortpositionen auf dem falschen Fuß erwischt worden und würden nun im Wege der Glattstellung dieser Positionen den Preis nach oben treiben. Unabhängig hiervon stellt sich jedoch die Frage, ob auch Änderungen der fundamentalen Lage zum Preisanstieg beigetragen haben könnten.

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Änderung der fundamentalen Lage?

Gestern waren erstmals seit Mitte Januar wieder größere Goldkäufe durch die Emittenten physisch besicherter Fonds (ETCs) zu beobachten. Der Weltmarktführer SPDR aus den USA erwarb 7,5 Tonnen, um seine Bestände um ein knappes Prozent aufzustocken. Zwar hat der Verkaufsdruck der ETCs in den letzten Wochen spürbar abgenommen. Von kleineren Schwankungen abgesehen bewegte sich der Gesamtbestand der ETCs seit Mitte Januar um die Marke von 1.740 Tonnen seitwärts.

Ein nachhaltiger Trend zu verstärkten Käufen ist nicht auszumachen. Ähnliches gilt für die Münz- und Barrenkäufe. Laut US-Münzamt wurden im Februar bislang nur 11.000 Feinunzen zur Prägung von Gold Eagles aufgewendet. Damit dürfte die Nachfrage nach den Goldstücken mit dem US-Wappentier schon den siebten Monat in Folge unter den Werten des jeweiligen Vorjahresmonats bleiben.


Netto-Long-Positionen Anfang Februar weiterhin auf eher niedrigem Niveau

Das im Zuge der kleinen Goldrallye vermutlich zunehmende spekulative Interesse an dem Edelmetall dürfte sich in den kommenden Veröffentlichungen der US-Terminmarktaufsicht widerspiegeln. Stand Anfang Februar hielten sich die Veränderungen in Grenzen. Die Netto-Long-Position der Money Manager stieg aufgrund einer abnehmenden Anzahl von Short-Kontrakten in den Händen dieser Gruppe an (siehe Chart). Die Long-Position bewegt sich dagegen schon rund ein halbes Jahr ohne größere Veränderungen im Bereich von 100.000 Kontrakten.

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Schmucknachfrage dürfte unter Preisanstieg leiden

Auf die Nachfrage in Asien dürfte der jüngste Goldpreisanstieg kaum zurückzuführen sein. Zwar überraschte China im vergangenen Jahr mit glänzenden Absatzzahlen. Die China Gold Association verkündete diese Woche ein Nachfrageplus an Schmuck und Barren im Reich der Mitte von 41% im Gesamtjahr 2013 gegenüber 2012. Aktuell stehen aber Monate bevor, in denen die Goldnachfrage saisonal stets etwas schwächer als vor dem chinesischen Neujahrsfest ist.


Ökonomisch-politisches Bild unverändert

Wie bereits in dieser Publikation ausgeführt, könnte sich die aktuelle Krise in manchen Emerging Markets eher negativ auf die Goldnachfrage auswirken. Das ökonomische und politische Bild ist trotz des sich abzeichnenden Wechsels an der Spitze der italienischen Regierung weiterhin unverändert. Die Wirtschaft in Euroland und in den USA befindet sich auf Erholungskurs, die Drosselung der Anleihenkäufe dürfte auch unter der neuen Fed-Chefin weitergehen und die Überschussliquidität drängt derzeit auf den Aktien- und nicht auf den Goldmarkt.

Ein nachhaltiger Anstieg der Notierungen des gelben Edelmetalls ist vor diesem Hintergrund kaum vorprogrammiert, weshalb wir unsere langfristig ausgerichtete Prognose von 1.200 USD zum Jahresende beibehalten. Die jüngste Rallye könnte unabhängig hiervon spekulativ getrieben aber noch eine Zeit lang anhalten.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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