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Gold mit überraschend starkem Jahresauftakt

20.03.2014  |  Eugen Weinberg
Der Goldpreis ist Mitte März auf ein 6-Monatshoch von knapp 1.400 USD je Feinunze gestiegen. Schlüssel hierfür war eine Trendwende bei den ETF-Verkäufen. Der Preisanstieg war teilweise aber auch spekulativ getrieben. Der Goldpreis dürfte daher vorübergehend nochmals nachgeben, wenn die Unterstützung durch die Krim-Krise nachlässt und die Realzinsen aufgrund besserer US-Daten wieder steigen. Das Ende der ETF-Verkäufe und die robuste Nachfrage aus Asien sprechen danach für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends und ein Preisniveau von 1.400 USD je Feinunze zum Jahresende. Silber sollte begünstigt durch eine Belebung der Industrienachfrage seine Unterbewertung gegenüber Gold abbauen und auf 24 USD je Feinunze steigen.

Der Goldpreis setzt seine im Januar begonnene Erholung bis zuletzt fort. Seit Jahresbeginn hat sich Gold in US-Dollar gerechnet um fast 15% verteuert. Mitte März erreichte der Preis mit 1.392 USD je Feinunze ein 6-Monatshoch (Grafik 1). Die Stärke von Gold ist nicht nur auf den schwachen US-Dollar zurückzuführen, welcher gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit Oktober 2011 gefallen ist. Auch der Goldpreis in Euro liegt seit Jahresbeginn fast 14% im Plus und erreichte mit 1.000 EUR je Feinunze ebenfalls das höchste Niveau seit sechs Monaten.

Wir gingen zwar im Gegensatz zu vielen anderen Markbeobachtern in unserem Jahresausblick davon aus, dass der Goldpreis im Verlauf des Jahres 2014 steigen wird. Allerdings sind auch wir ob des frühen Zeitpunkts und des Ausmaßes der Aufwärtsbewegung überrascht worden. Dazuhaben sicher auch Sonderfaktoren wie die zwischenzeitlichen Unruhen und Währungsturbulenzen in einigen Schwellenländern beigetragen. Hinzu kamen zuletzt die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und die drohende Eskalation des Konflikts auf der Halbinsel Krim. Dadurch war Gold als sicherer Hafen stärker gefragt.

Wichtiger für den Preisanstieg ist aber die Erholung der Investmentnachfrage im Westen. Als Schlüssel hierfür erachteten wir im Jahresausblick eine Trendwende bei den ETF-Abflüssen. Letztere ist inzwischen eingetreten. Nachdem im Januar noch 24 Tonnen Gold aus den ETFs abgezogen wurden, wurden diese Abflüsse seither nahezu vollständig rückgängig gemacht (Grafik 2).

Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnet seit Jahresbeginn inzwischen sogar Netto-Zuflüsse von 15 Tonnen. Das Ende der ETF-Verkäufe bedeutet für den Goldpreis eine massive Entlastung. Um dies zu verdeutlichen, lohnt ein Blick auf die Statistik des World Gold Council. Die ETF-Abflüsse von insgesamt 881 Tonnen waren dafür verantwortlich, dass die gesamte Goldnachfrage im letzten Jahr um 15% auf ein 4-Jahrestief von 3.756,1 Tonnen fiel. Ohne die ETF-Abflüsse hätte die Goldnachfrage 2013 dagegen ein Rekordhoch erreicht. Denn die Nachfrage nach Goldschmuck markierte mit 2.209,5 Tonnen ein 5-Jahreshoch und die Nachfrage nach Münzen und Barren mit 1.654 Tonnen ein Allzeithoch.

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Die Stimmungswende bei den ETF-Investoren hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Wichtig war, dass Ende Dezember das 3-Jahrestief von Ende Juni bei 1.180 USD je Feinunze gehalten hat. Dadurch wurde der Boden beim Goldpreis bestätigt und der Verkaufsdruck eingedämmt. Zweiter wichtiger Grund ist das (vorläufige) Ende des Höhenfluges an den Aktienmärkten. Zwar erreichte der S&P 500 Anfang März ein neues Rekordhoch, liegt seit Jahresbeginn aber nur leicht im Plus.

Der DAX konnte das im Januar markierte Allzeithoch seither nicht wieder erreichen und handelte Mitte März sogar 5% niedriger als zu Jahresbeginn. Dazu kam es an den Aktienmärkten aufgrund der Währungsturbulenzen in den Schwellenländern und der Krim-Krise zwischenzeitlich zu heftigen Schwankungen. Gold erhält durch die weniger euphorische und deutlich volatilere Entwicklung an den Aktienmärkten Rückenwind. Denn die Umschichtungen von Gold in Aktien, welche im letzten Jahr wesentlich zu den ETF-Abflüssen beigetragen hatten, sind dadurch abgeebbt.

Dritter wesentlicher Grund ist der deutliche Rückgang der Realzinsen seit Jahresbeginn. Die höhere Risikoaversion an den Finanzmärkten und die vor allem wetterbedingt schwächeren Konjunkturdaten aus den USA haben die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen in diesem Jahr um bis zu 40 Basispunkte auf 2,6% fallen lassen. Gleichzeitig war die US-Inflationsrate im Januar leicht gestiegen. Ende Januar lag der Realzins nur noch bei etwas mehr als 1% und war damit so niedrig wie zuletzt im August 2013.

Allerdings dürften die Realzinsen wieder steigen, wenn sich die US-Daten im Frühjahr nach dem Ende desextrem kalten Winters verbessern. Einen so kräftigen Anstieg der Realzinsen wie im Vorjahr erwarten wir jedoch nicht. 2013 stiegen die Realzinsen aufgrund steigender Nominalzinsen und einer fallenden Inflationsrate von 0% auf 1,8%, was für die Goldnachfrage im Jahr 2013 einen erheblichen Belastungsfaktor darstellte (Grafik 3).

Eine deutliche Stimmungsaufhellung lässt sich auch bei den kurzfristig orientierten Finanzanlegern beobachten. Diese setzen wieder verstärkt auf einen steigenden Goldpreis. Der Saldo aus spekulativen Long- und Short-Positionen ist seit Ende Dezember in zehn von elf Wochen gestiegen. Mitte März erreichten die Netto-Long-Positionen mit 106 Tsd. Kontrakten das höchste Niveau seit Dezember 2012 (Grafik 4).

Zwischen Ende Dezember und Mitte März sind auf diese Weise per Saldo umgerechnet 294 Tonnen Papier-Gold in den Futuresmarkt geflossen. Damit haben auch die spekulativen Finanzanleger maßgeblich zum Preisanstieg in den letzten Wochen beigetragen. Gleichzeitig hat sich dadurch aber auch Korrekturpotenzial gebildet.

Die robuste Nachfrage aus Asien sollte auch 2014 ein wichtiger unterstützender Faktor für den Goldpreis bleiben. Laut World Gold Council fragten China und Indien im letzten Jahr zusammengenommen über 2.000 Tonnen Gold nach und stellten damit mehr als 50% der weltweiten Goldnachfrage. Die Goldnachfrage Chinas stieg 2013 um 32% auf 1.066 Tonnen, die Indiens um 13% auf 975 Tonnen. Damit hat China Indien als weltgrößtes Konsumentenland abgelöst.




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