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Europas Daten positiv, aber auch die der USA!

02.04.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3810 (07.56 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3772 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.2188.

Der Datenpotpourri aus der Eurozone war gestern positiv und erfrischend. Darüber sind wir sehr erfreut.

Es gilt aber nicht nur für gestern und nicht nur für Konjunkturdaten, sondern vor allen Dingen auch für Strukturdaten der Eurozone. Themen, die hier im Forex Report in den letzten Jahren immer wieder angemessen aufgenommen wurden. Sie waren Grundlage sachlicher und vor allen Dingen schlussendlich richtiger Prognosen über die Entwicklung in der Eurozone. In der internen Diskussionsrunde wurde gefragt, was man diesbezüglich von den "ökonomischen Größen" Deutschlands hört, die in den letzten Jahren die Eurozone abgeschrieben haben. Der Targetsaldo der Bundesbank stand dabei unter anderem im Fokus.

Was hört man in den letzten Monaten von dieser Seite über den Rückgang des Targetsaldos von 751 auf 499 Mrd. Euro (Stand Ende Februar)? Werden ebenso viele Wirtschaftsseiten der Zeitungen gefüllt mit dieser nicht erwarteten Entspannung wie bei dem Anstieg dieses Verrechnungssaldos? Wenn nicht, warum nicht? Bedeutet das, dass Teile unserer ökonomischen akademischen Elite und Medien eine politische und keine sachliche Motivation antreibt? Fragen über Fragen …

Wir suchen nach Antworten und setzen dabei auf Sie, unsere Leser!

Es wurde diskutiert, wie die Medien diesbezüglich mit ihrer Verantwortung umgingen. Selbst im europäischen Parlament in Brüssel war man verwundert (diplomatischer Ausdruck!), dass die von uns thematisierten und allen zugänglichen Zahlen (z.B. massiv verminderte strukturelle Defizite, Waren- und Handelsbilanz der Reformländer) keinen öffentlichen Widerhall fanden und selbst von den beratenden Instanzen des Parlaments ignoriert wurden.

Schon Aristoteles schrieb etwa 400 Jahre vor Christus, dass strukturelle Reformen konjunkturelle Folgen haben, die sich dann fiskalisch auswirken. Themen, die offensichtlich von einigen Protagonisten ausgeblendet wurden, obwohl Deutschland im neuen Jahrtausend doch gerade besten Anschauungsunterricht lieferte.

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich bei den Medien, bei denen wir unsere Sichtweisen und fundamentalen Argumente (unbestechliche Daten) in angemessenem Umfang präsentieren durften. Talkshows sind dafür besonders geeignet. Merci Frau Illner und ZDF. Alleinstellungsmerkmale sind doch klasse … Wer unseren Sichtweisen folgte, war in der Tendenz seit Mitte 2009 am Aktienmarkt engagiert, wer den "ökonomischen Größen" folgte nicht.

Was heißt das für die Eigentumsverhältnisse am deutschen und europäischen Kapitalstock? Wer hat gekauft? Wer hat mehr und wer hat weniger Kontrolle? Hat diese Konstellation der Veränderung der Eigentumsverhältnisse für Deutschland und die Eurozone systemische Risiken erhöht oder vermindert? Können wir bis drei zählen oder ist Abstraktion nur eine Kunst, die "unsere Freunde" beherrschen? Cui bono? - "Food for thought!"

Gestern wurde der Rückgang der deutschen Verschuldung (Ende 2013 78,4% nach 2012 81% des BIP) öffentlich thematisiert (IfW, Boysen-Hogrefe, Bundesbank). Diese Entwicklung der Gesamtverschuldung Deutschlands ist ein weiteres belastbares Indiz, das sich mit unseren Statements, dass Deutschland Gewinner der Defizitkrise war und ist, deckt.

Es wurden zwischen 2007 und 2014 2 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen, da unter anderem das Niedrigzinsniveau bei uns im Gegensatz zu den Reformländern voll ankam. Ebenso wirkte sich der für Deutschland niedrige Eurokurs auf unsere Wirtschaft unterstützend aus.

Die Refinanzierung Deutschlands lief sensationell. In der Folge haben die ausstehenden Bundesanleihen eine Duration von 7,8 Jahren bei einer Umlaufrendite von 1,3% (Stand Februar, weiter fallende Tendenz).

Der Schuldenberg Deutschlands ist mit historisch niedriger Rendite refinanziert und sichert damit die Möglichkeit eines raschen Schuldenabbaus in % des BIP bei Einhaltung der aktuellen fiskalischen Politikansätze.

Wir waren in den letzten Jahren sehr irritiert, dass äußerst wenige Analysen zu diesen Themen in den Medien kursierten, obwohl sie zumindest aus Bremen heraus produziert wurden, um ignoriert zu werden oder unsachliches Feedback auszulösen …

Kommen wir zu den Fakten:

Der finale Wert des Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor wurde per März bei 53,0 Punkten bestätigt. Damit ergibt sich weiterhin solides Wachstum innerhalb der Eurozone. Der Blick auf die Kontribution der einzelnen Länder unterstreicht die Breite der Entwicklung, mittlerweile auch in Frankreich. Nur Griechenland befindet sich einen Wimpernschlag unterhalb der bei 50 liegenden Wachstumsschwelle. Ein Zusammenhang zu der Abhängigkeit zum Tourismus ist hier der Hintergrund.

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Der deutsche Arbeitsmarkt setzte per März positive Akzente. Saisonal bereinigt sank die Arbeitslosenzahl von 2.914.000 auf 2.901.000. Die saisonal bereinigte Quote verharrte bei 6,7% (Prognose 6,8%, Vormonat revidiert von 6,8% auf 6,7%). Der Blick auf den Chart unterstreicht noch einmal den positiven Einfluss der Krise auf den Arbeitsmarkt seit 2009 (Quote von 8,2% auf 6,7%).

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Auch in der Eurozone zeigt sich eine moderate Reaktion an den Arbeitsmärkten. Die Quote sank per Februar von zuvor 12,0% auf 11,9% (Prognose 12,0%). Sukzessive bewegen wir uns weg von den bei 12,1% markierten historischen Höchstständen. Aktuell liegt die Quote auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2012.

Fakt ist, dass der Arbeitsmarkt ein nachlaufender Indikator ist. Seit dem 2. Quartal 2013 kommt es langsam aber zuletzt verstärkt zu einer konjunkturellen Erholung der Eurozone, die seit Oktober letzten Jahres zögerlich Traktion an den Arbeitsmärkten findet.

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Die US-Bauausgaben legten im Monatsvergleich per Februar um +0,1% nach zuvor -0,2% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 8,7%.

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Der ISM-Index für den Sektor Produktion stieg im März von zuvor 53,2 auf 53,7 Punkte. Die Subindices lieferten ein heterogenes Bild. Der Produktionsindex legte massiv von 48,2 auf 55,9 Zähler zu. Dagegen sank der Beschäftigungsindex von 52,3 auf 51,1 Punkte. Mit deutlich über 50 Punkten bleibt das Wachstumsbild in der Produktion solide.

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Im Berichtsmonat März ergab sich bei dem Automobilabsatz in den USA eine kräftige Ausweitung von zuvor 15,4 auf 16,4 Millionen Kfz in der annualisierten Darstellung. Damit wurde der höchste Absatzwert seit November letzten Jahres markiert. Sowohl der Novemberwert letzten Jahres als auch der aktuelle Wert lieferten die höchsten Absatzzahlen Mio. 16,4 Mio. Kfz seit Mitte 2007.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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