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Fronten beim Streik in Südafrika weiter verhärtet

04.04.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen auf 106,5 USD je Barrel, WTI auf 101 USD je Barrel. Offensichtlich weicht die bisherige Erwartung einer schnellen und umfangreichen Rückkehr des Ölangebots aus Libyen einer realistischeren Betrachtung. Zunächst bleibt abzuwarten, ob es in den kommenden Tagen tatsächlich zu der angekündigten Öffnung der ostlibyschen Ölhäfen kommt.

Selbst für diesen Fall ist unklar, ob das vorherige Exportvolumen von 600 Tsd. Barrel pro Tag schnell wieder erreicht werden kann. Denn durch die über mehrere Monate andauernde Schließung der Produktion könnten Schäden bei den Anlagen entstanden sein. Zudem nimmt das Hochfahren der Produktion und das Auffüllen der Pipelines Zeit in Anspruch. Davon unabhängig bleibt auch die Ölproduktion im Westen Libyens stark beeinträchtigt. Der libysche Ölminister hat gestern bestätigt, dass das zweitgrößte Ölfeld des Landes, El Sharara, mit einer Produktionskapazität von 340 Tsd. Barrel pro Tag aufgrund von Protesten weiterhin geschlossen ist.

Gleiches gilt für das benachbarte El Feel-Ölfeld sowie eine Pipeline an den westlibyschen Hafen Mellitah. Die libysche Ölproduktion dürfte daher selbst im Falle einer Öffnung der Häfen im Osten ein Niveau von 600 Tsd. Barrel pro Tag nicht überschreiten, was weniger als die Hälfte des normalen Produktionsniveaus ist. Bislang hat der Brentölpreis ca. die Hälfte seiner Verluste der ersten Wochenhälfte wieder wettmachen können. Wir sehen weiteres Erholungspotenzial. Dafür spricht auch der erneute Rückgang der ARA-Gasölvorräte. Diese liegen laut PJK International mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit November 2008.


Edelmetalle

Der Goldpreis gab gestern zeitweise bis auf gut 1.280 USD je Feinunze nach, was unter anderem dem festen US-Dollar geschuldet war. Denn die US-Währung wertete gegenüber dem Euro während der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi merklich auf. Die EZB hat gestern wie erwartet die Zinsen nicht gesenkt. Draghi betonte aber, dass die EZB weitere Maßnahmen ergreifen wird - hierzu könnten auch Käufe von Staatsanleihen zählen -, wenn die Inflation zu lange niedrig bleibt.

Unsere Volkswirte gehen nicht davon aus, dass es dazu kommen wird, denn die Teuerungsrate sollte bereits im April wieder anziehen.
Der Streik in der südafrikanischen Platinminenindustrie ist mittlerweile in der elften Woche - und noch immer ist kein Ende in Sicht. Der Führer der radikalen Gewerkschaft AMCU, Mathunjwa, ließ gestern verlautbaren, dass er "niemals" über die von den Unternehmen angebotenen Lohnerhöhungen von 9% verhandeln wird.

Laut Aussagen von Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, erachten aber die meisten der vom Unternehmen befragten Arbeiter das Angebot als fair und wollen wieder zurück zur Arbeit kommen. Unabhängig davon haben sowohl Lonmin als auch vorher schon Anglo American Platinum gegenüber ihren Lieferanten "force majeure" erklärt. Da derzeit nicht gearbeitet wird, nehmen die Produzenten keine Ausrüstung für die Minen mehr ab und keine Dienstleistungen mehr in Anspruch.


Industriemetalle

Wie schon die International Copper Study Group zu Kupfer am Vortag hat gestern auch die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) ihre Einschätzung zu den globalen Blei- und Zinkmärkten merklich revidiert. Für Blei erwartet sie 2014 nun ein Angebotsdefizit von 49 Tsd. Tonnen, für Zink wird ein Defizit von 117 Tsd. Tonnen unterstellt. In beiden Fällen ist dies auf eine robuste Nachfrage ausgehend von China zurückzuführen.

Das für 2014 prognostizierte Nachfragewachstum übersteigt sowohl bei Blei als auch bei Zink leicht die erwartete Angebotsausweitung. Im Oktober noch war die ILZSG für den Bleimarkt in diesem Jahr von einem Angebotsdefizit von 23 Tsd. Tonnen ausgegangen. Für den Zinkmarkt wurde damals sogar ein Angebotsüberschuss von 115 Tsd. Tonnen vorhergesagt. An beiden Märkten spannt sich die Lage offenbar an, was für höhere Preise im Jahresverlauf spricht.

Am Aluminiummarkt wird das physische Angebot weiter und derzeit sogar noch verstärkt künstlich verknappt. Seit dem Gerichtsurteil gegen die LME am 27. März sind die gekündigten Lagerscheine um 12% bzw. 308 Tsd. Tonnen auf ein Rekordhoch nach oben geschossen. Gleichzeitig sind die frei verfügbaren Lagerbestände um 12,2% bzw. 346 Tsd. Tonnen gesunken. Dies ist wohl auf weitere bzw. neue Finanztransaktionen zurückzuführen, nachdem die LME erstmal nicht ihre geplanten Regeländerungen zur Auslieferung von Metallen aus den Lagerhäusern einführt. Die Wartezeiten zur Auslieferung von Aluminium wie auch die physischen Prämien werden wohl länger hoch bleiben.

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Agrarrohstoffe

Anfang des Jahres hatten die wichtigsten Kautschukproduzenten beschlossen, das Angebot zu reduzieren, um damit die Preise zu unterstützen. Dies scheint nun der Fall zu sein. Die Kautschukproduktion in den der Vereinigung Kautschukproduzierender Länder (ANRPC) angehörenden Mitgliedsländern könnte im März der ANRPC zufolge um 5,5% auf 749,2 Tsd. Tonnen sinken. Grund ist eine verringerte Gewinnung von Kautschuksaft aus den Gummibäumen. Die ANRPC stellt wiederum 93% des weltweiten Kautschukangebots. Der Erfolg der Maßnahmen lässt bislang aber zu wünschen übrig.

Nach einem kurrzeitigen Anstieg auf 2 USD je kg Mitte März ist der in Singapur gehandelte Kautschukpreis zuletzt wieder auf 1,84 USD je kg gefallen und nähert sich damit wieder dem Ende Februar verzeichneten 4½-Jahrestief. Offensichtlich besteht die Sorge, dass China angesichts hoher Lagerbestände in den kommenden Monaten weniger Kautschuk importieren könnte. Zudem bleibt abzuwarten, wie lange die großen Produzentenländer Thailand, Indonesien und Malaysia freiwillig auf Exporterlöse aus dem Kautschukgeschäft verzichten können. Für eine nachhaltige Erholung des Kautschukpreises ist daher eine stärkere Nachfrage unerlässlich. Die jüngsten Daten aus der Automobilindustrie stimmen dabei zuversichtlich.




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