Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die dritte Manipulation des Goldpreises

01.06.2014  |  Manfred Gburek
In den vergangenen Wochen hat die Diskussion um den nach unten manipulierten Goldpreis zugenommen, nicht allein in Deutschland, sondern international. Um eines gleich vorweg festzuhalten: Die Diskussion dreht sich vorwiegend um Indizien. Die sind allerdings so eindeutig, dass die Feststellung erlaubt sei:

Natürlich wird der Goldpreis manipuliert. Darüber kann man sich nun aufregen, weil jegliche Manipulation vom Gefühl her als unanständig gilt. Jedoch lässt sich unabhängig davon auch ein anderer Standpunkt vertreten: Manipulation gehört beim Gold ebenso zu den Marktkräften wie das Angebot der Minen und die Nachfrage der Schmuckindustrie, die Spekulation auf einen fallenden Preis an der Terminbörse Comex und auf einen steigenden Preis durch Käufer von Goldfonds.

Wer da im Einzelnen manipuliert, ist weniger entscheidend als die Antwort auf die Frage, warum dies aus Sicht von Regierungen und Notenbanken immer wichtiger wird: Weil die Kaufkraft der Währungen, angeführt von Dollar und Euro, durch Geldentwertung noch in diesem Jahrzehnt derart abzunehmen droht, dass es aus Sicht solcher Kreise notwendig erscheint, mit allen Mitteln dagegen vorzugehen. Eines dieser Mittel - wenn nicht sogar das wichtigste - ist die Manipulation des Goldpreises nach unten. Denn ein hoher Goldpreis bedeutet, dass Anleger den Währungen misstrauen; und das soll, von offizieller Warte aus gesteuert, verhindert werden. Dass dieses Manöver misslingt, ist indes nur eine Frage der Zeit.

Falls Sie aus guten Gründen Gold (und Silber) in irgendeiner Form besitzen, brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen (außer wenn Sie kurzfristig spekulieren). Warum, dafür liefert die Geldgeschichte immer wieder Beispiele. Besonders markant: die im Herbst 1960 begonnenen und erst ein Jahrzehnt später beendeten Interventionen der USA und Großbritanniens am Londoner Goldmarkt. Ihr Ablauf und die weiteren von höchster Warte aus angeordneten Manipulationen sind besonders lehrreich, weil sie davon zeugen, dass die Marktkräfte sich am Ende umso explosiver durchsetzen, je länger vorher manipuliert wurde:

Nachdem Amerikaner und Briten mit ihren Interventionen zulasten des Goldpreises nur mittelprächtige Erfolge erzielt hatten, ersannen sie im Oktober 1961 den Goldpool. Das hatte für sie den Vorteil, dass sie sich nicht mehr allein um die Ausreißversuche des Preises kümmern mussten, sondern auch andere Länder einschließlich des Internationalen Währungsfonds in die Durchsetzung eigener Interessen einbeziehen konnten. Wobei noch anzumerken ist, dass zu Beginn der 60er Jahre das Zahlungsbilanzdefizit der USA einen Minusrekord nach dem anderen aufstellte und die britische Wirtschaft sich in ihre Einzelteile aufzulösen begann.

Im März 1961 wurde die D-Mark um 5 Prozent aufgewertet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie damals über diese Maßnahme so heftig diskutiert wurde, als hätte gerade eine Währungsreform stattgefunden. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen begannen die Amerikaner im Jahr darauf am Devisenmarkt zu intervenieren - eine Verzweiflungstat, denn die Kaufkraft des Dollars gab ebenso dramatisch nach wie die des britischen Pfundes.

Immerhin erbarmte sich der Internationale Währungsfonds einmal mehr der beiden schwachen Leid-Währungen, indem er eine sogenannte kompensierende Finanzierung zuließ (später hieß so etwas einfach nur fiat money oder Geld aus dem Nichts). Der Goldpool mischte wieder einmal kräftig mit. Er konnte freilich nicht verhindern, dass das Pfund 1964 immer tiefer in eine Krise rutschte, aus der es sich erst Jahrzehnte später erholen konnte.

Im Jahr darauf begann Frankreich auf seiner Weise zu intervenieren: mit dem allmählichen Abrücken vom Gold-Devisen-Standard, der gut zwei Jahrzehnte zuvor unter amerikanischer Vorherrschaft eingeführt worden war, durch die Annahme von Dollar in nur noch beschränktem Umfang und mit dem Pochen auf die Rückkehr zum reinen Goldstandard. Daraufhin wurden international solche Stimmen immer lauter, die eine Währungsreform forderten. Schließlich, im Juni 1967, beendete Frankreich die Mitarbeit beim Goldpool und schied dort fünf Monate später ganz aus. Es kam, wie es kommen musste: Die Goldnachfrage nahm dramatisch zu; der Goldpool erlag seinen letzten Zuckungen, im März 1968 bereitete er seinen aussichtslos gewordenen Interventionen ein Ende.

Den Rest dieses Goldkapitels kennen Sie wahrscheinlich, falls nicht aus eigener Erfahrung, dann doch zumindest aus verschiedenen Büchern zu diesem Thema: Goldpreis im Jahr 1968 und nach kurzem Hin und Her noch einmal 1970 bei 35 Dollar je Unze, dann ein Jahrzehnt lang Anstieg auf etwa 850 Dollar in der Spitze, also auf das gut 24-Fache. Dem folgte ein neues Kapitel mit einigem Runter und dann wieder Rauf, bis die Interventionen gegen das Edelmetall dessen Preis während der 90er Jahre und dann noch einmal 2001 in die Gegend von gut 250 Dollar nach unten schickten.

Von da aus über zehn Jahre Anstieg auf das Niveau um 1920 Dollar, entsprechend einer knappen Verachtfachung des Preises, Rückgang unter 1200, zweimalige kurze Erholung und erneuter Rückgang auf ein Niveau um 1250 Dollar.

Festzuhalten bleibt, dass zwei gescheiterte Manipulationen des Goldpreises nachweisbar sind, die des Goldpools vor einem Vierteljahrhundert sowie die weniger spektakuläre aus den 90er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends, als die Schweiz auf Druck der USA gezwungen war, einen erheblichen Teil des eigenen Goldes zu verkaufen (unter anderem nachzulesen in den Büchern "Die Goldverschwörung" von Ferdinand Lips und "Das geheime Wissen der Goldanleger" von Bruno Bandulet) und als Großbritannien in Abstimmung mit den USA das Edelmetall wie von Sinnen zu Tiefstpreisen auf den Markt warf. Dass die aktuelle dritte Manipulation erst auf Indizien zurückzuführen ist, tut ihrer Plausibilität keinen Abbruch. Die Fakten kommen in solchen Fällen bekanntlich erst später ans Tageslicht.

Was spricht für die These, dass der Goldpreis jetzt manipuliert wird? Kurze Antwort: die peniblen Recherchen von Dimitri Speck, die in verschiedenen Internetforen heiß diskutiert werden, etwa bei Peter Boehringer und Thorsten Schulte. Längere Antwort: Die Notenbanken, schon bald (am 5. Juni) wieder einmal die EZB, überschwemmen die Märkte mit Geld in der Hoffnung, dadurch ihrem Ziel einer Inflation von 2 Prozent oder etwas darunter näher zu kommen. Das ist Geldwertverschlechterung bzw. Kaufkraftminderung pur.

Demzufolge müsste der Goldpreis über kurz oder lang geradezu explodieren. Doch daran möchten die Notenbanken ihn solange wie möglich hindern, um ihre extreme Geldpolitik nicht in Gefahr zu bringen. Sie werden es nicht schaffen. Denn sobald die Inflation sich dem Ziel von 2 Prozent nähert, werden Anleger ins Gold flüchten. Dagegen wird dann keine Manipulation mehr etwas ausrichten können.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"