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Wildgewordenes Gelddrucken

25.06.2014  |  Clif Droke
Seit Beginn der quantitativen Lockerungsprogramme - jener beispiellosen Versuche der Fed, die Folgewirkungen der Kreditkrise umzukehren - wurden viele traditionelle Glaubensgrundsätze und Annahmen zerstört. Eine der heiligsten Grundsätze von Investoren wie auch Ökonomen lautete, dass Geldschöpfung der Zentralbanken am Ende immer zu Inflation führt.

Nun sind schon sechs Jahre vergangen, seitdem die Fed den historischen Versuch startete, die Folgen des Kreditcrashs umzukehren, und siehe da, es zeigen sich immer noch keine Inflationssignale am Horizont.

Die quantitativen Lockerungen haben die Geldbestände in den Wirtschaften der USA, Großbritannien und Japans in den letzten Jahren um fast 4 Billionen $ ansteigen lassen. Der Erfolg dieser koordinierten geldpolitischen Reaktion auf globale Deflation lässt sich nicht in Abrede stellen: Seit 2009 befindet sich die US-Wirtschaft im Erholungsmodus, während andere große Wirtschaftsräume Konjunkturerholungen unterschiedlicher Ausmaße aufwiesen.

Noch nicht einmal erwähnt sind die Wirkungen, die QE auf die Aktienmärkte gehabt hat. Einige der großen US-Aktienindizes haben Allzeithochs erreicht oder stehen kurz davor. Was könnte also nur falsch an der Idee sein, die jüngst von verschiedenen Kommentatoren verbreitet wird - also, dass die Zentralbanken die Methode Gelddrucken auch in den kommenden Jahren häufiger einsetzten sollten?

Ein altes chinesischen Sprichwort lautet: “Erfolg legt den Grundstein für Misserfolg und Misserfolg den Grundstein für Erfolg.“ Leider trifft dieses Sprichwort auch voll und ganz auf die Sphäre der Ökonomie zu. Viele Analysten gehen fälschlicherweise davon aus, dass alle Probleme, die normalerweise mit lockerer Geldpolitik in Verbindung gebracht werden, nun permanent gelöst seien, weil QE eben keine Inflation erzeugen konnte.

In einem kürzlich in der Bloombergs Businessweek veröffentlichten Leiartikel schrieb Michael Metclafe, ein Anlagestratege bei State Street Global Markets, dass Geldschöpfung doch ein nützliches Instrument zur Verringerung der globalen Armut sein könnte. Da die Inflation auch im Gefolge von QE nicht ansprang, wie Panikmacher immer prognostiziert hatten, glaubt Metcalfe jetzt, dass die Fed und andere Zentralbanken an ihre Grenzen gehen sollten, um im Namen der globalen Armutsbekämpfung noch mehr Geld zu drucken.

Wie Metcalfe erklärt, seien die Investoren zuversichtlich, dass die Zentralbanker die Geldschöpfung auch wieder stoppen könnten, falls die Inflation jemals zum Problem werden würde. Allem Anschein nach geht Metcalfe hier dem Problem der Extrapolation aktueller Trends in die ferne Zukunft auf den Leim; überhaupt kein Gedanke daran, dass die letzten fünf Jahre auch die Ausnahme von der Regel gewesen sein könnten.

Metcalfe behauptet nun, dass das Ausbleiben der Inflation zum Teil auch auf die weiter andauernde Wachstumsschwäche zurückführen sei - für die freie Kapazitäten in vielen Industriebereichen, verhaltene Kreditvergabe durch Banken sowie niedrige Geldumlaufgeschwindigkeit charakteristisch seien (was in der Tat auch so ist).

“Nichtsdestotrotz“, so schreibt er, “haben die Erfahrungen mit QE deutlich gezeigt, dass Geldschöpfung durch staatliche Stellen ein effektives geldpolitisches Instrument zur Deflationsbekämpfung ist - unter den richtigen ökonomischen Bedingungen und mit einer glaubhaften Zentralbank, die Inflationsziele setzt.“

Er meint zudem, dass die Fed, solange sie nur geringe Inflationsrisiken sähe, auch Geld drucken könne, um die Hilfszahlungen für das Ausland in gewissen Grenzen abzudecken. Er schlägt zudem vor, “Geld zu schöpfen, um Anleihen jener Länder zu erwerben, die direkt mit den Entwicklungszielen in Verbindung stehen.“.

Metcalfe vertritt die Auffassung, "Hilfe zu drucken, ist technisch möglich" und würde nicht zwangsläufig zu Inflation führen. “Die Erfahrungen der Finanzkrise haben gezeigt, dass die sich die Risiken der Geldschöpfung viel besser handhaben lassen, als zuvor angenommen.“, so sein Fazit. “Wahrscheinlich ist jetzt, und nur jetzt, die Zeit, in der entwickelte Nationen es sich tatsächlich leisten können, das immer schon angestrebte Maß an Hilfe für die Armen dieser Welt wirklich auch bereitstellen.“




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