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Aktienbaisse durch EZB-Irssin noch möglich?

10.06.2014  |  Markus Blaschzok
Am Donnerstag wurden die Sitzungsergebnisse der Bank of England (BoE) und die der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht. Das britische Anleihekaufprogramm blieb unverändert bei 375 Mrd. Pfund und man beließ die Zinsen unverändert bei 0,5%, obwohl die Konjunktur im Königreich zum Ende des ersten Quartals ein Wirtschaftswachstum von +3,1% aufwies.

Zentralbankchef Mark Carney will eine Zinsanhebung erst dann ins Auge fassen, wenn sich die Wirtschaft endgültig von den Folgen der Finanzkrise erholt hat. Diese Aussage bedeutet, dass die Zinsen, ebenso wie in den USA und im Euroraum, noch für sehr lange Zeit niedrig bleiben werden, da sich die Wirtschaft bisher nicht nachhaltig erholen durfte.


FEHLALLOKATIONEN NICHT BEREINIGT

Die nötige Bereinigung unternehmerischer und staatlicher Fehlallokationen blieb bisher aus, da die Volkswirtschaften und die Kreditmärkte seit dem Jahr 2008 mit frisch gedrucktem Geld geflutet werden. Es gab zwar bereits eine Bereinigung privater Fehlallokationen in den Krisenländern, doch die in den Bürokratien der Wohlfahrtsstaaten und jene im Bankensystem fehlt. Die Folge aus der sozialistischen Politik ist die Verarmung der Bevölkerung.

Diese wird in ständiger Abhängigkeit vom Staat gehalten und gleichzeitig von ihm und dem Bankensystem durch Inflation bestohlen und enteignet. Solange die Rekapitalisierung des Bankensystems mit einhergehender Umverteilung der Volksvermögen nicht größtenteils abgeschlossen wurde, werden Regierungen und Banken eine Bereinigung der restlichen Fehlallokationen (Reset des Systems) nicht zulassen.

Bis dahin dürften noch 3-8 Jahre ins Land gehen, da die zusätzliche Geldmenge unter den neuen Bedingungen nur langsam preissteigernd wirken kann und es so etwas Zeit benötigen wird, bis die Konsumentenpreise aus dem Ruder laufen werden. Erst wenn dies geschieht, müssen auch die Zentralbanken die Zinsen anheben und sie werden dies keinen Tag früher als zwingend notwendig machen.

Den ersten Schritt für einen stärkeren Anstieg der Konsumentenpreise ging die Europäischen Zentralbank gestern indem sie den Zins für Einlagen von Banken bei ihr auf -0,1% ins negative Terrain senkte. Privatbanken werden jetzt dafür bestraft, wenn sie Liquidität bei der EZB parken, anstatt weitere Kredite zu vergeben.

Nun gibt es einen Anreiz das Geld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen, wo es langsam steigende Preise verursachen wird. Ebenso preistreibend werden die 400 Mrd. Euro wirken, die Draghi den Banken zur Verfügung stellen will, wenn diese das Geld zielgerichtet in die Wirtschaft vergeben. Das Geld soll nicht für den Ankauf von Staatsanleihen verwendet werden dürfen, was schwer zu kontrollieren sein dürfte.


ÖKONOMISCHER UNSINN

Naive Gemüter freuen sich über derartiges planerisches Vorgehen, denn Geld müsse ja angeblich fließen. Diesen Unsinn hört man aktuell ständig aus allen Ecken. Ökonomisch ist es jeder Kredit, der aus dem Nichts geschöpft wird, kontraproduktiv, da lediglich die Verfügungsgewalt über begrenzte Resourcen an die Empfänger der Kredite geht. Es ist ein Nullsummenspiel, bei dem die Banken und die begünstigten Unternehmen, die Kredite erhalten, lediglich auf Kosten der übrigen Wirtschaft profitieren.

Jene Unternehmen, die das neue Geld nicht empfangen, müssen finanziell leiden und gehen sukzessive Bankrott. Unter dem Strich gehen durch diese Geldpolitik Arbeitsplätze und Wohlstand verloren, da das Realkapital unproduktiv fehlgeleitet wird und die Banken ein leistungsloses Einkommen erhalten. Vor Krediten muss immer erst das Sparen kommen, was die Regierungen aufgrund immer höherer Steuern verhindern und so kein nachhaltiges Wachstum entstehen kann.

Abgesehen davon, dass das Vorgehen der EZB völliger Unsinn ist, was die Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ausführlich darlegt, hatte das britische Pendant (Lending-for-Funding) zu dem TLTRO (Targeted long-term refinancing operations) Programm der EZB, hauptsächlich zu einer Spekulationsblase im Immobilienmarkt geführt.

Dass vonseiten der CDU und auch vom Chef des ifo-Instituts Hans Werner Sinn im Handelsblatt die kontraproduktive Politik der EZB fachlich richtig kritisiert wurde, ist leider nur ein Ausnahme. Der Rest der Parteien und die Gewerkschaften erkennen zwar noch, dass "Unternehmen und Privathaushalte überschuldet sind und deshalb nicht investieren können", wie es beispielsweise auch der Grünen-Politiker Schick sagte, sehen dann aber völlig falsch in einer Steigerung der staatlichen Investitionsnachfrage die vermeintliche Lösung.

"Mehr Fiskalpolitik und eine klügere Umverteilung des Wohlstands", also praktisch Sozialismus, wäre nach Schick die Lösung. Könnten Bürokraten zwischen ihren Kaffeepausen Wohlstand und Wirtschaft planen, wäre die Sowjetunion keine Mangelwirtschaft gewesen, in der nur der Schwarzmarkt das Überleben der Bevölkerung sicherte.

Es gab nicht eine Stimme aus der Politik, die eine Abschaffung der EZB, der BuBa und des Zwangspapiergeldmonopols gefördert hätte. Alle Probleme unserer Zeit fußen jedoch auf diesem Grundübel. Die gesamte Politik der BRD ist heute sozialistisch oder sozialdemokratisch und freiheitliche und marktwirtschaftliche Kräfte sind gänzlich verschwunden.

Der pathologische Altruismus der Deutschen, der sich auch in dem selbstlosen Verzicht auf Zinserträge für Sparer zugunsten niedrigerer Zinsen in den Krisenländern zeigt, ist eine Katastrophe für die Altersvorsorge aller Deutschen, da ein Vermögensaufbau unmöglich geworden ist. In dieser Situation und solange Sozialisten ein mehrheitlich planwirtschaftliches Europa lenken, bleiben dem Sparer nur noch Edelmetalle zum Aufbau einer Altersvorsorge, da selbst das selbst gebaute Häuschen nicht sicher vor dem Zugriff der Roten ist und Zwangshypotheken nur eine logische und zwingende Konsequenz des starken Staates ist.


BAISSE AM AKTIENMARKT NOCH MÖGLICH?

Seit einem Jahr trauen wir dem Aktienmarkt nicht mehr viel zu. Unser präferiertes Szenario war und bleibt das eines Einbruchs. Jedoch hatten wir diesen mit dem Beginn des Taperings in den USA erwartet. Die EZB hatte auf ihrer dieswöchigen Sitzung noch auf ein europäisches QE-Programm verzichtet. Dennoch dürfte es in naher Zukunft zu einem Anleihenkaufprogamm von möglicherweise 55 Mrd. Euro an ABS-Papieren monatlich kommen.

Daher scheint es zunehmend fraglich, ob eine Baisse am Aktienmarkt überhaupt noch möglich ist. Selbst ein vorübergehender Crash dürfte durch die Geldflut dann viel milder ausfallen. Umso lockerer die Geldpolitik wird, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit für eine Baisse und es sieht immer mehr danach aus, als könnte der Aktienmarkt stattdessen für einige Jahre unter hoher Volatilität seitwärts laufen.



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