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Positive US-Arbeitsmarktdaten sorgen für Bewegung

04.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die guten US-Arbeitsmarktdaten haben dem Ölpreis wieder auf die Beine geholfen und Brent über 111 USD je Barrel steigen lassen. Derzeit halten sich die positiven und die negativen Faktoren am Ölmarkt die Waage. Einerseits wurden diese Woche erstmals seit dem Exportverbot von 1975 in den USA Ölkondensate verkauft, die demnächst zum Export anstehen. Außerdem hat Enterprise Products Partners die Fertigstellung einer zusätzlichen Pipeline mit einer Kapazität von täglich 450 Tsd. Barrel von Cushing zur US-Golfküste bekanntgegeben, die im 3. Quartal in Betrieb genommen werden soll. Damit wird sich die Transportkapazität des Seaway-Systems auf täglich 850 Tsd. Barrel mehr als verdoppeln.

Seit dem Jahresbeginn haben sich die Cushing-Lagerbestände bereits halbiert und liegen mit 20,5 Mio. Barrel auf dem niedrigsten Stand seit November 2008. Die beiden Faktoren sprechen vor allem für ein Zusammenlaufen der Preisdifferenz zwischen den beiden Öl-Benchmarks WTI und Brent. Für zusätzlichen Druck auf die Brentöl-Notierungen dürfte außerdem die Wiedereröffnung der libyschen Ölhäfen Ras Lanuf und Es Sider sorgen. Andererseits schüren Nachrichten aus dem Nahen Osten weiterhin Ängste vor mittelfristigen Produktions- und Transportunterbrechungen. So ließ die Terrorgruppe ISIS wieder von sich hören, nachdem sie einige Städte in Syrien und das größte syrische Ölfeld al-Omar unter ihre Kontrolle brachte.

Im Irak bereitet sich unterdessen die kurdische Führung auf ein Unabhängigkeitsreferendum vor, was die Gefahr eines Staatszerfalls im Irak und damit verbundenen Auseinandersetzungen in der Region erhöht. Separat hat die kurdische Regierung dem irakischen Ölministerium mit Konsequenzen gedroht, wenn sich Bagdad weiter "einmischt" und die unabhängigen Ölexporte aus Kurdistan blockiert.


Edelmetalle

Der Goldpreis geriet gestern bereits im Vorfeld der EZB-Sitzung und der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten stärker unter Druck. Während die EZB wie erwartet keine neuen Maßnahmen beschloss und ihre Geldpolitik unverändert beibehielt, fiel der US-Arbeitsmarktbericht überraschend positiv aus: Im Juni wurden 288 Tsd. neue Stellen geschaffen, die Arbeitslosenquote sank auf 6,1%, den niedrigsten Wert seit September 2008. Entgegen dieser positiven Zahlen und eines festeren US-Dollars holte Gold im späteren Handelsverlauf einen Großteil seiner Verluste wieder auf, was wir als Zeichen relativer Stärke interpretieren.

Heute Morgen handelt Gold wieder über 1.320 USD je Feinunze. Im Fahrwasser von Gold legten auch die anderen Edelmetallpreise zu. So stieg beispielsweise Palladium zwischenzeitlich wieder auf 865 USD je Feinunze und machte damit seine Verluste seit dem Streikende in der südafrikanischen Platinminenindustrie komplett wett. Wegen des Unabhängigkeitsfeiertages bleiben die Märkte in den USA heute geschlossen, weshalb das Handelsvolumen an den weltweiten Rohstoffmärkten wohl deutlich geringer ausfallen wird als sonst üblich. Die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger wird deswegen auch erst am Montagabend veröffentlicht.


Industriemetalle

Die Metallpreise erhielten gestern Nachmittag durch abermals gute US-Konjunkturdaten Auftrieb. So ist der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für Juni wie schon die ADP-Statistik einen Tag zuvor klar besser als erwartet ausgefallen. Damit hellt sich das Konjunkturbild in den USA nach dem doch recht schwachen ersten Quartal merklich auf. Da die USA der weltweit zweitgrößte Nachfrager nach Metallen sind, sollte sich dies mittelfristig auch in höheren Metallpreisen widerspiegeln.

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Kupfer verteuerte sich im Zuge dessen auf fast 7.200 USD je Tonne, den höchsten Stand seit 4½ Monaten. Neben zuletzt besseren Fundamentaldaten hat wohl auch das Überschreiten der 200-Tage-Linie zu höheren Kupferpreisen beigetragen, da es dadurch zu technischen Anschlusskäufen gekommen ist. Aluminium erreichte gestern mit knapp 1.940 USD je Tonne das höchste Niveau seit August 2013. Gleichzeitig zogen auch die physischen Prämien weiter an.

Gemäß Daten von Platts müssen aktuell in Europa 360-375 USD je Tonne (exklusive Zölle) bzw. 440-450 USD je Tonne (inklusive Zölle) auf den LME-Preis gezahlt werden. Die Prämien eilen somit weiter von Rekordhoch zu Rekordhoch. Zwar wurden die LME-Aluminiumvorräte seit Ende April um 5,6% auf 5,06 Mio. Tonnen abgebaut und liegen damit nur unweit des tiefsten Stands seit Oktober 2012. Dies rechtfertigt u.E. aber weder den Anstieg des LME-Aluminiumpreises noch die stark steigenden Prämien. Ausschlaggebend sind vielmehr die Finanztransaktionen, die in Anbetracht des Niedrigzinsumfeldes und des ausgeprägten Contangos der Forward-Kurve attraktiv bleiben.


Agrarrohstoffe

Die Welternährungsorganisation FAO lieferte gestern weitere Argumente für fallende Getreidepreise. Laut FAO sollen die weltweiten Getreidelagerbestände am Ende des Erntejahres 2014/15 auf 604 Mio. Tonnen steigen, was einer Aufwärtsrevision um 28 Mio. Tonnen gegenüber der bisherigen Prognose und dem höchsten Niveau seit 2001 entspricht. Die Schätzung für die globale Getreideernte wurde von der FAO um 18,3 Mio. Tonnen nach oben revidiert, was vor allem einer Prognoseanhebung um 13 Mio. Tonnen bei Mais geschuldet war.

Die globale Maisernte soll damit das zweite Jahr in Folge die Marke von 1 Mrd. Tonne übertreffen. Kleinere Aufwärtsrevisionen gab es auch bei den Ernteschätzungen für Weizen und Reis. Bei allen drei Getreidearten liegt die FAO mit ihren Ernteprognosen höher als das US-Landwirtschaftsministerium USDA und der Internationale Getreiderat IGC, bei Mais und Reis sogar deutlich. Die Schätzung für die globale Sojabohnenernte blieb dagegen unverändert.

Die sich abzeichnende reichliche Versorgung macht sich auch in den von der FAO ermittelten globalen Nahrungsmittelpreisen bemerkbar. Diese sind im Juni den dritten Monat in Folge gefallen und liegen auf dem niedrigsten Niveau seit Januar. Weizen und Mais zeichneten mit monatlichen Preisrückgängen um jeweils 7% dafür hauptverantwortlich. Auch Sojabohnen verbilligten sich um fast 3%. Eine Ausnahme bildete Reis, welcher sich um knapp 2% verteuerte.




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