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Vor 70 Jahren: Die Rückkehr zur Golddeckung

06.07.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs entschied man sich, das weltweite Geldsystem im Gold zu verankern. Am 1. Juli 1944 trafen sich Vertreter aus 44 westlichen Ländern im beschaulichen amerikanischen Ferienort Bretton Woods im Bundestaat New Hampshire. Das Ziel war es, die Welthandels- und Finanzordnung für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auszuarbeiten. Nach 22 Verhandlungstagen wurde ein Abkommen unterzeichnet.

Darin wurde der US-Dollar zur internationalen Leitwährung und löste damit das Britische Pfund ab. Der Greenback sollte an das Gold angebunden bleiben: 35 US-Dollar entsprachen einer Feinunze Gold. Alle anderen Währungen waren mit einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gebunden - und damit indirekt auch an das Gold.

Alle Währungen sollten untereinander frei konvertibel sein. Es war jedoch ein zähes Ringen. Die Briten, unter der Führung des Ökonomen John Maynard Keynes (1883-1946), favorisierten das Ende des Goldstandards, wollten ihn durch eine Art Welt-Zentralbank mit eigener Währung ersetzen. Die Amerikaner mit ihrem Verhandlungsführer Harry Dexter White (1892-1948) wollten das Gold zum Ankerpunkt des Weltfinanzsystems machen. Die Amerikaner setzten sich gegenüber den Briten durch.

Das System von Bretton Woods funktionierte zunächst gut. Der internationale Handel und die Kapitalströme kamen wieder in Gang und mit ihnen Wachstum und Beschäftigung. Doch in den 1950er und 1960er begannen die Amerikaner, immer mehr US-Dollar auszugeben, die nicht mehr durch Gold gedeckt waren - vor allem, um die Kriegs- und Umverteilungsausgaben zu finanzieren.

Die Inflation stieg daraufhin an. Die Halter von US-Dollar begannen, ihre Greenbacks in physisches Gold einzutauschen. Bald stand Amerika vor der Zahlungsunfähigkeit, war nicht mehr in der Lage, das Goldeinlöseversprechen des US-Dollar zu erfüllen. Am 15. August 1971 verkündete US-Präsident Richard Nixon (1913-1994) daraufhin, dass von nun an der US-Dollar nicht mehr in Gold einlösbar sei.

Durch diese einseitige Entscheidung der Amerikaner wurde der Übergang zu einem weltweit ungedeckten Papiergeldsystem vollzogen. Fortan konnte die Geldmenge de facto ungehindert durch Bankkreditvergabe ausgeweitet werden. Das Geldproduktionsmonopol lag bei den staatlichen Zentralbanken. Nicht nur chronische Inflation war die Folge. Mit dem ungedeckten Papiergeld kamen auch die Schuldenwirtschaft und vor allem die gefürchteten, immer schwerer werdenden Finanz- und Wirtschaftskrisen.

Auf der Konferenz von Bretton Woods wurde letztlich zwischen den Nationen ein Konsens erzielt, das Gold zu einer Art Anker des internationalen Geld- und Kreditsystems zu machen. Es gelang dabei jedoch nicht, einen "reinen" Goldstandard zu errichten. Das System von Bretton Woods war in letzter Konsequenz ein brüchiger US-Dollar-Devisenstandard, der seine Goldbindung letztlich aufgrund politischer Disziplinlosigkeit verlor.


Hintergrund

Das System von Bretton Woods wird häufig als Goldstandard bezeichnet - beziehungsweise das Ende des Systems von Bretton als das Ende des Goldstandards. Das jedoch ist nicht richtig.

Das System von Bretton Woods zeichnete sich bereits durch erhebliche Verstöße gegen die Prinzipien eines Goldstandards aus. Im "reinen" Goldstandard läuft Gold als Geld um, und jederzeit fällige Bankguthaben sind vollumfänglich in Gold eintauschbar.

Beides war im System von Bretton Woods nicht der Fall. Seit Anfang der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es zum Beispiel US-Bürgern verboten, Gold zu halten. Goldmünzen liefen nicht um. Auch galt die Goldeinlösbarkeit des US-Dollar nur im internationalen Zahlungsverkehr zwischen Staaten, sie galt nicht mehr für Private. Sie waren von der Goldhaltung abgeschnitten.

Das System von Bretton Woods, das von 1945 bis 1971 andauerte, war also bestenfalls ein "unreiner" oder "kompromittierter" Goldstandard. Diese Einschätzung ist überaus wichtig, weil häufig zu lesen ist, das System von Bretton Woods sei gescheitert, weil der Goldstandard nicht funktioniert hätte. Das jedoch ist eine falsche, irreführende Interpretation.

Das System von Bretton Woods war kein "reiner" Goldstandard, und insbesondere die US-Regierung verfolgte Politiken, die gegen die Prinzipien eines Goldstandards verstießen. Die Probleme, die daraus erwuchsen, sind daher nicht dem Goldstandard anzulasten, sondern vielmehr dem staatlichen Handeln: Nicht das Goldgeld, sondern die Regierungen versagten.


Ludwig von Mises (1881-1973) schrieb dazu (vorausschauend): "Man hat an der Goldwährung manches auszusetzen gewusst; man hat ihr den Vorwurf gemacht, dass sie nicht vollkommen sei. Doch niemand weiss anzugeben, wie man an Stelle der Goldwährung Vollkommeneres und Besseres setzen könnte."


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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