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Chinesische Rohstoffimporte im Juni erneut geringer

10.07.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen weiter unter Druck. Brent fällt am Morgen unter 108 USD je Barrel und handelt damit auf einem Monatstief. Brent ist gestern den neunten Tag in Folge gefallen, was der längsten Verluststrecke seit mehr als vier Jahren entspricht. Es belastet weiterhin die Aussicht auf ein steigendes Ölangebot aus Libyen, nachdem dort ein größeres Ölfeld und die beiden größten Ölhäfen wieder in Betrieb genommen wurden. Für weiteren Abgabedruck sorgen die in der Nacht veröffentlichten chinesischen Rohölimporte.

China hat laut Zollbehörde im Juni 5,67 Mio. Barrel Rohöl pro Tag importiert und damit knapp 8% weniger als im Vormonat. Gleichzeitig war dies das zweitniedrigste monatliche Importvolumen in diesem Jahr. Offensichtlich sind die Lagerbestände in China nach den hohen Einfuhren der vorherigen Monate hinreichend gefüllt, so dass der Importbedarf trotz einer höheren Nachfrage durch die Raffinerien niedriger ist. Im ersten Halbjahr importierte China trotz des schwachen Juni dennoch gut 10% mehr Rohöl als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

China blieb damit bis zuletzt ein wesentlicher Treiber der globalen Ölnachfrage. Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 2,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Damit lag der Lagerabbau etwas über den Erwartungen und war zudem auch etwas stärker als vom API am Vortag gemeldet. Der Lagerabbau fand vor allem an der US-Golfküste statt. Die Ölvorräte in Cushing stiegen dagegen, was zu einem weiteren Preisrückgang bei WTI beitrug. Erstmals seit Oktober 1986 lag die US-Rohölproduktion bei mehr als 8,5 Mio. Barrel pro Tag. Dem stand eine auf ein 9-Jahreshoch gestiegene Rohölverarbeitung durch die Raffinerien gegenüber.

Edelmetalle

Gestern Abend hat die US-Notenbank Fed das Protokoll ihrer Juni-Sitzung veröffentlicht. Dies enthielt eigentlich keine neuen Informationen, sondern bestätigte lediglich, was die Notenbankchefin Janet Yellen schon auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung geäußert hatte. An den Finanzmärkten wurde das Protokoll aber offenbar taubenhafter als erwartet aufgenommen, weshalb die Edelmetallpreise nach der Veröffentlichung zulegten. Auf Schlusskursbasis stieg Gold gestern um 0,7% und zeigt sich auch heute Morgen fest bei rund 1.330 USD je Feinunze.

Im Fahrwasser von Gold zog auch Silber an. Palladium stieg gestern den 14. Tag in Folge, die längste Gewinnstrecke seit Juni 2000. Heute Morgen präsentierte die neue indische Regierung den Haushalt für das laufende Fiskaljahr. Demnach peilt sie ein Haushaltsdefizit von 4,1% an - das geringste Defizit seit dem Fiskaljahr 2008. Im Vorfeld hatten die Regierung und Zentralbank angekündigt, nach Bekanntgabe der Haushaltsprojektionen über die Importrestriktionen bei Gold zu entscheiden. Mit den nun vorgelegten Zahlen besteht unseres Erachtens Spielraum für eine Lockerung der Importrestriktionen. Tritt Indien wieder verstärkt als Nachfrager am Goldmarkt auf, sollte dies den Preis im Jahresverlauf unterstützen.


Industriemetalle

Die Metallpreise setzen ihren Aufwärtstrend der letzten Wochen heute Morgen zunächst nicht fort. Wie die chinesische Zollbehörde bekannt gab, hat China im Juni den zweiten Monat in Folge weniger Kupfer und Eisenerz importiert. Mit 353,5 Tsd. Tonnen lagen die Kupfereinfuhren sogar auf dem niedrigsten Niveau seit 14 Monaten. Die chinesischen Händler haben sich offenbar mit Käufen zurückgehalten, nachdem chinesische Behörden seit gut einem Monat die Lagerhaltungspraktiken im Hafen von Qingdao untersuchen. Dort ist es anscheinend zu Unregelmäßigkeiten gekommen, dieselben Lagerbestände wurden gleichzeitig mehrfach als Sicherheit für Finanztransaktionen genutzt.

Industriekreisen zufolge sollen die Auswirkungen der Untersuchungen erst in den kommenden Monaten richtig sichtbar werden, da es etwas Zeit braucht, um Lieferungen zu stornieren, was für weiter rückläufige Importe im Juli spricht. Trotz der zuletzt geringeren Importe hat China im ersten Halbjahr 2,52 Mio. Tonnen Kupfer eingeführt, 25,6% mehr als im Vorjahr. Die Eisenerzimporte fielen im Juni auf ein 3-Monatstief von 74,6 Mio. Tonnen. Auch hier hat die Thematik der Finanztransaktionen wohl eine wesentliche Rolle gespielt.

Im Gegensatz zu Kupfer gibt es in China bei Eisenerz zudem rekordhohe Lagerbestände, so dass nicht die unmittelbare Notwendigkeit zu höheren Importen bestand. Im ersten Halbjahr summieren sich die Eisenerzeinfuhren dennoch auf 457,2 Mio. Tonnen, 19% mehr als im Vorjahr.

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Agrarrohstoffe

China hat im Juni 6,39 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Damit lagen die Einfuhren 7% höher als im Vormonat. Das Importvolumen im Juni war zudem das zweithöchste in diesem Jahr. Gegenüber dem Vorjahresmonat gab es zwar einen Rückgang um knapp 8%. Dieser stellte aber bis dahin einen Rekordwert dar und wurde danach nur noch im Dezember 2013 übertroffen. Die chinesischen Sojabohnenimporte im ersten Halbjahr summieren sich auf rekordhohe 34,21 Mio. Tonnen. Sie lagen damit 24,4% über dem Importvolumen in der entsprechenden Vorjahresperiode.

Negative Verarbeitungsmargen und geringere Lieferungen aus Südamerika sprechen für niedrigere Einfuhrvolumina in den kommenden Monaten. Für Juli rechnet das staatliche China National Grain and Oils Information Center mit einem Rückgang auf 5,8 Mio. Tonnen. Dennoch dürfte China im laufenden und im kommenden Erntejahr rekordhohe Mengen an Sojabohnen einführen. Dies spricht für höhere Sojabohnenpreise, sobald der derzeitige Druck durch die hohen Ernteerwartungen nachlässt.

Die Kakaoverarbeitung in Europa sank im zweiten Quartal laut Europäischer Kakaovereinigung um 0,7% gegenüber dem Vorjahr auf 308 Tsd. Tonnen. Angesichts niedriger Verarbeitungsmargen war mit einer weiteren Abschwächung der Dynamik gerechnet worden. Dennoch lag die Verarbeitung etwas niedriger als erwartet.


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