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Industriemetallpreise im Abwärtssog

10.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Preis für ein Barrel Brentöl kämpfte gestern mit der Marke von 100 USD, schaffte es jedoch nicht, diese zurückzuerobern. Druck lastet vor allem von spekulativer Seite auf dem Markt. Die Anzahl der Netto-Short-Positionen an der ICE war Anfang September auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnung der Zeitreihe im Jahr 2011 geklettert. Sie dürften mittlerweile weiter gestiegen sein. Öl auf das Feuer der Bären goss gestern noch die US-Energiebehörde EIA.

In ihrem neuen Monatsbericht zeigte sie sich nochmals deutlich optimistischer für die US-Rohölproduktion. Sie erwartet nun im nächsten Jahr eine Rohölförderung von 9,5 Mio. Barrel pro Tag. Das sind immerhin 200 Tsd. Barrel pro Tag mehr als noch im Vormonat und wäre das höchste Niveau seit 1970. Auch wenn die EIA gleichzeitig ihre Nachfrageprognosen nur geringfügig zurücknahm und damit weiterhin von einer leichten Beschleunigung der globalen Ölnachfrage ausgeht, ist damit ihrer Einschätzung nach der globale Ölmarkt künftig reichlicher versorgt.

Entsprechend nahm sie auch ihre Preisprognose für Brentöl im vierten Quartal bzw. im Jahresdurchschnitt 2015 auf 103 USD je Barrel zurück. Ob die OPEC und die IEA, die bereits im August ihre Nachfrageprogosen deutlich zurückgenommen hatten, die Einschätzung teilen, wird sich heute bzw. Donnerstag zeigen. Auch wenn vor allem im Falle pessimistischerer Nachfrageprognosen neue Tiefs getestet werden dürften, bleiben wir überzeugt, dass die Angebotsrisiken momentan zu niedrig eingepreist sind und erwarten deshalb mittefristig eine Preiserholung.

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Edelmetalle

Der Goldpreis rutschte gestern kurzzeitig unter 1.250 USD je Feinunze und notiert heute Morgen auch nur knapp darüber. Er stand damit kurz davor, die seit etwa sechs Monate bestehende Handelsspanne nach unten zu verlassen. Dies könnte nochmals zu Anschlussverkäufen führen. Als größter Belastungsfaktor erweist sich weiterhin der feste US-Dollar, der gestern gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit 14 Monaten aufwertete. Dies heißt aber auch, dass sich Gold in Euro gerechnet relativ gut bei rund 970 EUR je Feinunze behauptet.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist gestern erstmals seit Anfang August wieder über die Marke von 2,5% gestiegen, was die Opportunitätskosten der Goldhaltung erhöht. Die Anleger dürften sich auch deshalb trotz des jetzt schon niedrigen Preisniveaus mit Goldkäufen noch zurückhalten. Silber vollzog in den letzten Tagen die Preisentwicklung von Gold fast 1:1 nach, was sich im Gold/Silber-Verhältnis widerspiegelt, das nahezu unverändert bei 66 liegt.

Palladium kam gestern im späteren Handel stark unter Druck und verlor fast 3%. Mit 860 USD je Feinunze handelte das industrielle Edelmetall auf einem 4-Wochentief. Wir hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass es bei Palladium trotz möglicher weiterer Wirtschaftssanktionen gegen Russland kurzfristig zu Korrekturen kommen kann, da der Preisanstieg über 900 USD je Feinunze zum Teil spekulativ getrieben war. Mittel- bis langfristig gehen wir wegen der angespannten Marktlage und drohender Angebotsausfälle aber von höheren Preisen aus.


Industriemetalle

Gestern stand der gesamte Industriemetallsektor deutlich unter Druck und vollzog damit die Abgaben der Energieträger und Edelmetalle des Vortages nach. Der LME-Industriemetallindex fiel um 2,4% auf 3.213 Punkte. Am stärksten verlor Nickel (-5% bzw. 1.000 USD auf Schlusskursbasis), das einen Großteil seiner Preiszuwächse der vorangegangenen vier Handelstage wieder abgab, nachdem es kurzzeitig fast wieder die Marke von 20.000 USD je Tonne erreicht hatte.

Wie die gestern veröffentlichten Daten zur Positionierung der Finanzinvestoren an der LME zeigten, war der jüngste Preisanstieg von Nickel zum Teil spekulativ getrieben. Denn diese Anlegergruppe ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen und hat ihre Netto-Long-Positionen in der letzten Woche um 9% auf 32,5 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Hier dürften nun Gewinne mitgenommen worden sein. Zwar wurde letzte Woche bekannt, dass die Philippinen nach indonesischem Vorbild erwägen, ein Exportverbot für unbehandelte Erze einzuführen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 4. September).

Allerdings dürften bis dahin noch Jahre vergehen. So könnte der eingereichte Gesetzentwurf zwar innerhalb von zwei Jahren tatsächlich zum Gesetz werden. Bis zur Umsetzung eines Exportverbots könnte es laut gestrigen Äußerungen eines Kongressabgeordneten, der den Entwurf befürwortet, aber noch weitere fünf Jahre dauern. Sorgen vor einer kurzfristigen möglichen Verknappung des globalen Nickelangebots waren den Marktteilnehmern wohl verfrüht.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker sank in den letzten Tagen unter 15 US-Cents je Pfund ab. Ende Januar waren die Preise ähnlich niedrig gewesen, bevor die Dürre in Brasilien zu einem Anstieg der Notierungen führte. Seit Ende Juni scheint der Zuckerpreis aber nur noch eine Richtung zu kennen: nach unten. Denn trotz der erwarteten Einbußen in Brasilien dürfte das weltweite Zuckerangebot reichlich bleiben.

Die Internationale Zuckerorganisation rechnet für 2014/15 mit einem fünften Überschuss in Folge. Darüber besteht unter den Beobachtern aber keine Einigkeit. Die Analysten von Kingsman erwarten 2014/15 ein Marktdefizit, auch wenn sie ihre Prognose hierfür zuletzt von 2,1 Mio. Tonnen auf 1,8-1,9 Mio. Tonnen reduzierten. Dabei berufen sie sich auf höhere Annahmen für die Zuckerproduktion in der EU und eine schwächere Nachfrage, während sie für die brasilianische Zuckerproduktion eine nochmals niedrigere Zahl ansetzen.

Demnach soll Center-South nur 32,9 Mio. Tonnen Zucker produzieren. Im Vorjahr waren es 34,3 Mio. Tonnen gewesen. Allerdings zeigen die Daten der Zuckerindustrievereinigung Unica für Center-South, das wichtigste brasilianische Anbaugebiet, seit Erntebeginn kumuliert noch immer eine höhere Verarbeitung und Zuckerproduktion als in der Vorsaison. Ein Minus gegenüber der Vorsaison ist aber nur eine Frage der Zeit, denn in den letzten Wochen lag die Produktion jeweils unter dem Vorjahresniveau. Dies dürfte den Preisen dann etwas Auftrieb geben.




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