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QE XXL

15.09.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Diese Überlegungen könnten darauf hindeuten, dass der Euroraum in der Tat vor einer gewaltigen Ausweitung der (Basis-)Geldmenge stehen könnte. Solch ein "QE XXL" der EZB hätte eine Reihe von Konsequenzen.

Der Außenwert des Euro würde vermutlich (weiter) nachgeben - möglicherweise in ähnlicher Weise, wie der Yen jüngst abgewertet hat (siehe unten: "Yen-Abwertung als Folge des QE").

Nachdem die Bank von Japan gegen Ende 2012 durchklingen ließ, sie werde - wie die Fed auch - eine QE-Politik verfolgen, begann der Yen-Außenwert stark nachzugeben.

Zudem dürften die Kreditaufkäufe der EZB einen starken Abwärtssog auf die Marktzinsen ausüben. Sie würden dem Euroraum anhaltend "japanische Zinsverhältnisse" bescheren.

Das klassische Sparen findet damit sein Ende. Es kommt zudem zu schweren volkswirtschaftlichen Schäden (wie zum Beispiel Kapitalverzehr), die die Wachstumsaussichten der Volkswirtschaften verdüstern.


Über die Zahlungsfähigkeit der Euro-Banken

Wer ein Sicht- oder Giroguthaben bei einer Bank unterhält, hat das Recht, sich das Guthaben jederzeit zum Nennwert in Bargeld (Noten und Münzen) auszahlen zu lassen. Im Euroraum beliefen sich die jederzeit fälligen Auszahlungsverpflichtungen der Banken im Juli 2014 auf 4.662 Mrd. Euro.

Die gesamten Guthaben der Banken bei der EZB betrugen jedoch nur etwa 238 Mrd. Euro (das waren die Mindestreserve plus andere, jederzeit verfügbare Guthaben). Dieser Betrag kann von den Banken jederzeit bei der EZB (oder der nationalen Zentralbank) in Bargeld eingetauscht werden.

Wie hoch die Bargeldbestände sind, die die Euro-Banken sonst noch in der Kasse halten, ist nicht bekannt. In Deutschland sind sie es jedoch: Im Juni 2014 hielten die deutschen Banken insgesamt 90,1 Mrd. Euro als Kassenbestand und Guthaben bei der Zentralbank, davon betrug die Kassenhaltung 14,9 Mrd. Euro. Zur gleichen Zeit beliefen sich die jederzeit fälligen Auszahlungsverbindlichkeiten der Banken auf 1.438,8 Mrd. Euro.

Großzügig gerechnet können die Banken in Deutschland also nur sechs Prozent ihrer täglich fälligen Auszahlungsverpflichtungen bar auszahlen! Vermutlich lässt sich diese Zahl auf die Verhältnisse im Euroraum übertragen.

Erscheint also plötzlich eine große Anzahl von Kunden in den Kassenräumen der Banken, so kann es sein, dass die Banken den Auszahlungswünschen nicht vollumfänglich nachkommen können. Das ist das Ergebnis der "Teilreserve", mit der Banken operieren.

Kann eine Bank den Auszahlungswünschen ihrer Kunden nicht nachkommen, weil sie nicht über ausreichend Bargeld in der Kasse verfügt, ist sie illiquide und müsste, wenn niemand ihr Bargeld leiht, die Pforten schließen. Weil das aber absehbar "Ansteckungseffekte" auslösen würde - schließlich haben auch alle anderen Banken eine zu geringe Kassenhaltung -, würde die Zentralbank eingreifen.

Sie würde den strauchelnden Banken das benötigte Bargeld bereitstellen, beispielsweise durch ein "Monetisieren" der Wertpapiere, die die Banken halten.

Mit anderen Worten: Die Zentralbank würde sprichwörtlich neues Geld drucken und es den Banken zur Verfügung stellen, damit die Banken zahlungsfähig bleiben. Im heutigen ungedeckten Papiergeldsystem, das mit einer Teilreserve operiert, könnte ein "Sturm auf die Bankschalter" daher erhebliche inflationäre Effekte nach sich ziehen.




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