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Blick nach China schreckt Märkte auf - Deutschland leidet unter Sanktionen

15.09.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2924 (08.02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2910 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.2102.

Verschreckt reagieren die Märkte auf die Industriezahlen Chinas für den August. Die Monatszahlen liegen mit 6,9 Prozent ausgewiesenem Wirtschaftswachstum unter dem von der Regierung als Ziel vorgegebenen Korridor von 7,5-7,0 Prozent erwartetem Wachstum. Die Reaktion der Rohstoffmärkte ist ausgeprägt, die Notierungen sinken auf breiter Front. Australien als Land mit großer Exportabhängigkeit nach China erlebt wie stark der heimische Aussie Dollar von der Entwicklung in Asien abhängt.

Trotzdem halten wir unsere Wachstumserwartung von mindestens 7,0 Prozent in diesem Jahr aufrecht. Die Regierung ist in der Lage kurzfristig mit Konjunkturprogrammen die Entwicklung entscheidend zu stützen. Auch sollte die weltweite Nachfrage nach Chinas Exporten in den kommenden Monaten wieder Fahrt aufnehmen.

Auf nationaler Ebene fallen die Wahlen in Thüringen und Brandenburg in die Kategorie unbedeutend. Überraschungen gab es keine zu verbuchen. Die Regierungen bleiben unter SPD und CDU aufgeteilt. Zweifelslos ist die AfD Gewinner der Wahlen. Jetzt liegt es an ihr zu zeigen, wie sie sich im harten politischen Alltag behaupten kann. Die FDP ist inzwischen in sämtlichen Regierungen von der Bildfläche verschwunden. Der Niedergang der Liberalen ist beispiellos…dabei würde Deutschland eine Partei mit Wirtschaftskompetenz gut tun.

Auch die Wahlergebnisse in Schweden sind als unspektakulär einzustufen, auch wenn hier eine ausgabefreudige neue Regierung das Zepter übernehmen wird.

Die anhaltende Investitionsschwäche in Europa und besonders in Deutschland ist und bleibt ein heiß diskutiertes Thema unter den Kollegen. Auch eine EU Studie sieht dunkle Wolken am deutschen Industriehimmel aufziehen angesichts der Zurückhaltung. Die Finanzminister haben sich dieses Thema auf ihrem Treffen in Mailand vorgeknüpft. Durch den gezielten Ausbau von Förderprojekten nach Blaupause des deutsch-französischen Wachstumspaktes soll das Wachstum endlich beschleunigt werden.

Die Rolle der Europäischen Investitionsbank (EIB) wird hierbei gestärkt. Ergebnisse sind nicht vor Oktober zu erwarten. Die Richtung ist ermutigend. Aussagen Schäubles wonach die Refinanzierungsbedingungen keinen entscheidenden Einfluss auf die Investitionstätigkeit mehr haben möchten wir hervorheben. Bleibt zu hoffen, dass die richtigen Stellhebel umgelegt werden. Wie sagte eine bekannte Versicherung? …aber die Idee ist gut!

Derweil orientieren sich die Russen auch offiziell nach Asien. Deutsche Politiker - bitte gut lesen:

Russland kooperiert stärker mit China

Angesichts der Entfernung Russlands von Europa hat die Regierung die vergangenen Tage genutzt und seine Verbindungen nach Asien gestärkt. Bei Gesprächen habe sich das Land mit China auf 30 neue Projekte verständigt, sagte ein ranghohes Regierungsmitglied. Die Zusammenarbeit wird in verschiedenen Sektoren ausgebaut. Besonders die von den Sanktionen betroffenen Bereiche Finanzen, Nahrungsmittelproduktion und petrochemische Industrie stehen im Mittelpunkt der gemeinsamen Projekte.

Die Abwendung von Europa und besonders Deutschland ist in vollem Gange. Die Wirtschaft schlägt lautstark Alarm! Dass die Warnungen ungehört verhallen werden, ist wahrscheinlich….und beängstigend zugleich. "Wir schaden uns selbst, ohne die erhoffte politische Wirkung zu erzielen“, sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes. Dem ist nichts hinzuzufügen!

Im Mittelstand herrscht inzwischen große Frustration, weil gerade kleine- und mittelständische Firmen nicht einfach ihre Absatzmärkte auswählen können wie Großunternehmen. Die Existenz vieler solcher Unternehmen steht auf dem Spiel. So riskiert man einen kapitalen Motorschaden der deutschen Wirtschaft, liebe Genossen.
Eine Überraschung zeigte die Industrie in Europa:

Die Industrieproduktion in Europa ist im Juli um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Vormonat war noch ein Rückgang um 0,3 Prozent zu verzeichnen. Im Jahresvergleich stieg der Wert um 2,2 Prozent. Damit konnten die Prognosen deutlich übertroffen werden. Erfahrungsgemäß sind die Zahlen volatil, weshalb die Entwicklung nicht extrapoliert werden kann.

Aufgrund der wackeligen Konjunktur und der vielen Krisenherde steht die weitere Entwicklung auf wackeligen Beinen. Sorgen bereitet die Industrieproduktion in Italien, die gegen den Trend negative Tendenzen (-1,0 Prozent) zeigte. Italien steckt in einer Rezession, die letzten Konjunkturdaten lassen hier keinen optimistischen Blick auf das nächste Quartal zu.

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Die Verbraucherstimmung in den USA bleibt sehr optimistisch. Im September stieg die Stimmung der von der Uni Michigan befragten Verbraucher deutlicher als erwartet um 2,1 Punkte auf nunmehr 84,6 Zähler. Damit wurde die höchste Marke seit über einem Jahr erreicht. Die aktuelle Situation wurde ein wenig schlechter eingeschätzt, die Aussichten aber deutlich besser als zuletzt. Grund für den Optimismus sind erwartete Lohnsteigerungen der Konsumenten.

Gesamtindex zurzeit in Reichweite zum Höchstwert der vergangenen 7 Jahre aus Juli 2013 (85,10 Punkte):

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Erwartungswert zeigt deutliches Aufhellen der Konsumentenerwartungen:

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Erfreulich robust zeigten sich die US-Einzelhandelsumsätze. Nachdem die vergangenen Monate geringere Dynamik zeigten, konnten die Einzelhändler ihren Umsatz im August um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat steigern.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3120-50 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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