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Schwäche bei den Rohstoffpreisen hält weiter an

19.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl notiert mit gut 97 USD je Barrel nach teilweise sehr volatilen Handelstagen etwas fester als vor einer Woche. Vor allem das Contango am vorderen Ende der Kurve ist nicht mehr so stark ausgeprägt. Der Preisaufschlag für einen Brentölkontrakt in sechs Monaten gegenüber dem nächstfälligen ist mit rund 2 USD fast 1,5 USD geringer als zu Wochenbeginn. Der Kontraktwechsel im Laufe der Woche mag dabei eine kleine Rolle gespielt haben.

Entscheidend waren aber wohl die Meldungen kurzfristiger Produktionsausfälle in Libyen sowie drohender Lieferunterbrechungen in Nigeria. Im Oktober drohen zudem Rücksetzer bei den Produktionserfolgen in den USA. Denn in North Dakota, dem mittlerweile in der Ölförderung zweitwichtigsten Bundesstaat, gelten ab nächsten Monat verschärfte Umweltauflagen bei der Abfackelung überschüssigen Gases bei der Schieferölförderung.

Laut dem Gouverneur könnte dies einige Unternehmen zwingen, ihre Produktion zurückzufahren. Für ein mögliches Ende der Talfahrt am Ölmarkt sorgt aber auch das Signal der OPEC, durch (mögliche) Produktionskürzungen ein nachhaltiges Überangebot am Markt verhindern zu wollen. Schließlich sind auch die OPEC-Staaten auf hohe Ölpreise angewiesen. Im letzten Jahr lag laut Internationalem Währungsfonds in sieben OPEC-Staaten der sogenannte fiskalische Break-even Preis, der einen ausgeglichenen Haushalt ermöglicht, über 100 USD je Barrel.

Jüngste IWF-Berechnungen zeigen, dass dieser Schwellenwert auch für Saudi-Arabien steigt und im kommenden Jahr immerhin schon über 90 USD liegen wird. Dem Swing-Producer bleibt damit aber ausreichend Handlungsspielraum, seine Förderung zu reduzieren.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenausklang bei rund 1.220 USD je Feinunze und damit nur unwesentlich über seinem gestern verzeichneten 8½-Monatstief. Das schottische "Nein" zur Unabhängigkeit von Großbritannien hat heute Morgen keine Auswirkungen. Es hätte den Goldpreis auch tendenziell eher belasten sollen, da sich nun die Nervosität an den Finanzmärkten wieder legen dürfte.

Wie die EZB gestern berichtete, war die Nachfrage der europäischen Banken nach dem ersten sog. zielgerichteten Tender (TLTRO) der EZB schwächer als erwartet. So wurden "nur" 82,6 Mrd. EUR zugeteilt. Die EZB ist aber bestrebt, dem Finanzsystem Liquidität zuzuführen, um so auch zu einer Vergünstigung der Finanzierungsbedingungen der Staaten beizutragen. Das heißt, dass neben dem schon angekündigten ABS-Kaufprogramm auch Staatsanleihenkäufe (QE) der EZB wahrscheinlicher werden. Dies würde wohl zu einem schwächeren Euro führen und den Goldpreis belasten. In Euro gerechnet sollten die möglichen Verluste wegen der schwachen Währung aber geringer ausfallen.

Der World Gold Council (WGC) erwartet, dass die chinesische Goldnachfrage in den nächsten drei Jahren wegen der zunehmenden Bedeutung von Goldhandelszentren in Asien um 20% zunehmen wird. Da China im letzten Jahr gemäß WGC-Daten 807 Tonnen Gold nachgefragt hat, würde dies ein Anstieg um über 40 Tonnen bedeuten. Damit untermauert China zugleich seine Stellung als weltweit größter Goldkonsument.


Industriemetalle

Der globale Zinkmarkt wies gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) in den ersten sieben Monaten des Jahres ein Angebotsdefizit in Höhe von 248 Tsd. Tonnen aus. Zur gleichen Zeit im Vorjahr bestand noch ein marginaler Überschuss. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Monate fort. Vor allem die Nachfrage zeigt sich weiterhin sehr robust. Diese ist auf globaler Ebene im Vergleich zum Vorjahr um 7,7% gestiegen. Sie wurde einmal mehr durch China (+13,8%) getragen, gefolgt von den USA (+8,7%). Die um 4,1% höhere Zinkproduktion konnte mit dem Nachfragewachstum nicht mithalten.

Nach den bislang vorliegenden Daten dürfte die ILZSG ihre Defizitschätzung für das Gesamtjahr von 120 Tsd. Tonnen auf ihrer Herbsttagung im Oktober wohl nach oben revidieren. Die angespannte Marktlage spricht unseres Erachtens für höhere Zinkpreise. Entspannter stellt sich die Situation am globalen Bleimarkt dar. Dort wurde gemäß ILZSG von Januar bis Juli ein Angebotsüberschuss von 11 Tsd. Tonnen verzeichnet. Ein Jahr zuvor gab es noch ein Defizit von 50 Tsd. Tonnen.

Die weltweite Nachfrage legte im Vorjahresvergleich nur um 1,4% zu und blieb dabei noch hinter der ebenfalls nur höchst moderaten Ausweitung der Produktion zurück. Wir gehen im Jahresverlauf von einer wieder stärkeren Nachfrage aus, so dass sich auch der Bleimarkt anspannen sollte, was sich ebenfalls in höheren Preisen widerspiegeln dürfte.

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Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise diesseits und jenseits des Atlantiks setzen ihre Talfahrt fort. Sowohl an der CME als auch an der NYSE Euronext Paris sind die Weizenpreise in USD und Euro gerechnet auf den jeweils niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2010 gefallen. Dazu trägt auch die Einschätzung der Beratergruppe Strategie Grains für die EU-Getreideernte bei, die erneut nach oben revidiert wurde. Bei Weizen wurde die Schätzung um 2,5 Mio. auf nunmehr 146,6 Mio. Tonnen angehoben, ein Anstieg um 8% ggü. Vorjahr.

Auch in der Ukraine hat das Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und Handel die Schätzung für die Weizenernte um 13% ggü. August auf nun 23,7 Mio. Tonnen angehoben. Die Schätzungen von Strategie Grains und der ukrainischen Seite liegen rund 3,5 Mio. bzw. 1,4 Mio. Tonnen höher als die erst eine Woche alten Schätzungen des WASDE-Berichts. In den USA hat offensichtlich der starke US-Dollar den Rückgang der Preise und der Exporte für Weizen begünstigt. Letztere hatten gestern massiv enttäuscht und lagen mit 314,5 Tsd. Tonnen nicht mal halb so hoch wie in der Vorwoche. Erwartet wurden Exporte zwischen 450 Tsd. und 650 Tsd. Tonnen.

Man kann bei Weizen nur hoffen, dass ein Großteil der negativen Nachrichten bereits "eingepreist" ist, weil die meisten kurzfristig orientierten Marktteilnehmer mit hohen Überschüssen "rechnen". Die Netto-Short-Positionen der Großanleger lagen in der Woche zum 9. September mit über 59 Tsd. Kontrakten auf einem extrem hohen Niveau und dürften sich zuletzt sogar noch weiter erhöht haben.




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