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Von der Goldpreis-Manipulation bis zur Alibaba-Emission

28.09.2014  |  Manfred Gburek
Der Programmbeirat der ARD hat bekanntlich die einseitige, pro Westen und kontra Putin gerichtete Berichterstattung zur Ukraine-Krise kritisiert. Das wird demnächst wahrscheinlich ebenso in Vergessenheit geraten wie die vielfältige Schmähkritik an der AfD, zuletzt wiederholt durch die ZDF-Satiresendung heute-show. Nachrichten und Kommentare gehen halt ineinander über. Das sei bei Spiegel, stern und anderen weit verbreiteten Druckerzeugnissen längst üblich, ganz zu schweigen von Bild, Express und weiteren Boulevardblättern, werden Sie jetzt womöglich einwenden. Mainstream eben. Und wenn Sie meine Kolumnen lesen, kann Ihnen nicht entgangen sein, dass es sich ebenfalls um eine Mischung aus Nachrichten und Kommentaren handelt. Wozu also die ganze Aufregung?

Lassen Sie mich mit Beispielen rund um die Anlage in Gold und Aktien antworten. Zunächst zum Thema Gold: Die in letzter Zeit besonders auffälligen Attacken gegen das Edelmetall, deutlich erkennbar an dessen abrupten Preiseinbrüchen in nur wenigen Minuten, veranlassen viele Medien, darüber zu berichten und so eine gewisse Unruhe unter denen zu schüren, die Gold besitzen oder es erst kaufen wollen. Dimitri Speck hat über dieses Phänomen sogar ein ganzes Buch mit dem Titel "Geheime Goldpolitik" geschrieben, weshalb ich ihn in meiner letzten wiwo.de-Kolumne zitiert habe.

Ich erwähne das, weil der Druck auf den Goldpreis, in den aktuellen Fällen über den Terminmarkt, regelmäßig eine Gegenreaktion auslöst. Das hat die Währungsgeschichte schon mehrfach gezeigt, nachhaltig nicht erst im Rahmen der direkten Goldverkäufe durch Großbritannien und die Schweiz nach der Jahrtausendwende, sondern bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Damals währte die Preismanipulation, die aber nur die Stagnation des Goldpreises bewirkte, knapp sieben Jahre. Danach stieg der Goldpreis als Gegenreaktion zehn Jahre lang in der Spitze auf das 24-Fache. Solche Fakten finden heute in den Mainstream-Medien keine Erwähnung, stattdessen werden irgendwelche nichtssagenden Prognosen veröffentlicht. Lassen Sie sich dadurch nicht beirren, üben Sie sich als Goldbesitzer einfach weiter in Geduld.

Solange uns die Geschichte lehrt, dass der Goldpreis - gemessen in gängigen Währungen - nach einer Reihe von Abwärtsjahren oder im Extremfall auch -jahrzehnten wieder nach oben zurückfindet, können geduldige Anleger eigentlich beruhigt sein. Sie sollten neben dem Timing beim Kauf allerdings einen weiteren Zeitfaktor berücksichtigen: Für Zwanzig- oder Dreißigjährige und wahrscheinlich auch noch für Fünfzigjährige spielt die Zeit keine so große Rolle; diese Altersgruppen erhalten erfahrungsgemäß ihren Einsatz und noch mehr zurück. Wer dagegen älter ist, muss indes damit rechnen, dass eventuell erst die Erben einen auskömmlichen Preis für den Goldschatz erzielen.

Kommen wir nun zu den Aktien. Ihre Kurse haben sich zur Abwechslung wieder einmal erholt, in Amerika mehr als in Europa, bis sie am Donnerstag doch noch schlapp gemacht haben. Der Deutsche Aktienindex Dax wollte allen schlechten Nachrichten zum Trotz einfach nicht abtauchen; er profitierte von der Geldschwemme seitens der EZB, den gängigen Kommentaren zufolge aber auch - und das muss man sich mal gründlich durch den Kopf gehen lassen - von der Euro-Abwertung. Das ist ebenfalls ein Phänomen. Denn just, als das Abwertungs-Argument die Runde machte, offenbarte der ifo-Index zum Geschäftsklima deutscher Unternehmen seinen fünften Rückgang in den vergangenen Monaten.

Ticken die Börsianer noch richtig? Zweifel sind angebracht. Nehmen wir die Milliarden-Investitionsvorhaben großer deutscher Konzerne, erst die von SAP, ZF und Bayer, in der abgelaufenen Woche dann auch noch die von Siemens und Merck. Sie alle wandern zu unserem Nato-Partner USA. Also allerhand Stoff zum Nachdenken über den Standort Deutschland, wie er wohl in Zukunft aussehen mag. "Kaum noch Wachstum, zu wenig neue Ideen und ignorante Politiker- die Wirtschaftselite verliert die Lust an Deutschland", schreibt treffend das manager magazin in seiner Oktober-Ausgabe.

Das wäre - neben dem negativen Einfluss der Ukraine-Krise auf die Börsenstimmung - ein wichtiger Grund, deutsche Aktien kritisch unter die Lupe zu nehmen. Ein weiterer Grund ergibt sich aus dem Beitrag zum Thema Aktien im neuen Bundesbank-Bericht. Demzufolge hängt die Kursentwicklung nachweisbar primär von den Gewinnerwartungen der Unternehmen ab, die im Großen und Ganzen mit dem erwähnten ifo-Index korrelieren. Nicht nur das, dieser Index korrelierte in der Vergangenheit geringfügig zeitversetzt auch mit dem Dax. Und was machte der Dax? Er ignorierte das einfach, indem er sich oben hielt. Lange konnte das nicht mehr gut gehen.

Zum Thema Aktien bleibt noch nachzutragen, dass die aktuellen und potenziellen Börsengänge von Internethändlern die Stimmung an den Börsen enorm anheizen. Alibaba war dort in der abgelaufenen Woche ein Riesenhit, Rocket Internet verspricht es in knapp zwei Wochen zu werden - es sei denn, Anleger besinnen sich vorher der Technologieblase um die Jahrtausendwende und machen das Spiel nicht mit. Ein Spiel ist es ja, das da stattfindet. Es kann gut, aber auch schief gehen. Es eignet sich also nur für Spieler, nicht für Anleger.

Bei dieser Angelegenheit noch ein Seitenhieb auf europäische Banken, den sie verdient haben. Sofern sie börsennotiert sind, wollen die Kurse ihrer Aktien einfach nicht vom Fleck kommen. Das hat mehrere Ursachen, beginnend mit ihrer Verstrickung in die Finanzkrise bis zur Schlafmützigkeit in puncto Technologie. Man stelle sich nur vor: Da erobert mit rasender Geschwindigkeit das Zahlungssystem PayPal aus dem eBay-Konzern den europäischen Markt zulasten der Banken, der Ableger Alipay von Alibaba hat in China fast ein Monopol und sucht jetzt dank erfolgreichem Börsengang im Westen nach neuen Kunden, Apple Pay macht sich breit - und die Banken haben dem nichts Adäquates entgegenzusetzen, ja sie sind voll mit der Bankenunion einschließlich Stresstests beschäftigt.

Auch wenn die Aktienkurse der hier genannten und weiterer Internetkonzerne - Google, Facebook, Amazon, Baidu, Tencent, Softbank u.a. - überwiegend in hohen Sphären schweben und zunächst scharfe Kurskorrekturen nach unten zu erwarten sind, sollten all diese Aktien auf Ihrer Beobachtungsliste stehen. Denn es hat sich schon immer als nützlich erwiesen, spätere Kaufkandidaten früh genug unter die Lupe zu nehmen, um ein Gefühl für ihre Kursausschläge zu bekommen. Nebenbei bemerkt handelt es sich um spannende Börsengeschichten mit mindestens ebenso hohem Unterhaltungswert wie Krimis aus Münster.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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