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Chinesische Goldnachfrage weiterhin schwach

26.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben sich trotz zwischenzeitlich volatilen Handels per saldo gegenüber gestern Morgen kaum verändert. Brentöl notiert mit knapp 97 USD je Barrel weiter nur knapp über seinem 2-Jahrestief. Auf den Preisen lasten "gute" Angebotsnachrichten. Libyen produziert mittlerweile wieder täglich 925 Tsd. Barrel Rohöl und damit eine halbe Million Barrel pro Tag mehr als im Juli. Darüber hinaus war aus Industriekreisen in Saudi-Arabien zu hören, dass der Swing-Producer, der eigenen Angaben zufolge seine Produktion im August um gut 400 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber Vormonat gekürzt hatte, seine Fördermenge bis Jahresende beibehalten würde.

Dazu passt auch die Meldung des Beratungsunternehmens Oil Movement, dass die OPEC-Exporte (ohne Angola und Ecuador) in den vier Wochen zum 11. Oktober mit 23,5 Mio. Barrel 360 Tsd. Barrel höher ausfallen werden als in den vier Wochen zuvor. Positiv ist jedoch zu werten, dass die Talfahrt am Ölmarkt trotz des möglichen Überangebots an Tempo verloren hat. Das dürfte auch daran liegen, dass spekulative Investoren zumindest am Brentmarkt ihre hohen Short-Positionen nicht weiter ausbauen. Für eine Preiserholung fehlt es aber klar an Impulsen: die vorlaufenden Stimmungsindikatoren, die für die wichtigsten Wirtschaften Mitte nächste Woche veröffentlicht werden, versprechen kaum Abhilfe.

Die Produktmärkte hat die Talfahrt am Ölmarkt unterschiedlich stark erwischt: Benzin kostet noch immer soviel wie im März, Diesel dagegen ist momentan so billig wie zuletzt Anfang 2011. Letzteres ist vor allem Chinas schwacher Dieselnachfrage geschuldet. Zum Winter hin dürfte sich aber der Crack-Spread für Diesel u.E. wieder etwas erholen.

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Edelmetalle

Die Goldnachfrage in China ist weiterhin schwach. Laut Daten der Hongkonger Statistikbehörde hat China im August auf Netto-Basis nur 27,5 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie importiert. Damit lagen die Netto-Importe nur leicht über dem niedrigen Niveau des Vormonats, der den tiefsten Stand seit Juni 2011 darstellte. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Netto-Goldimporte Chinas aus Hongkong auf 497 Tonnen. Das sind 33% weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Selbst wenn die Goldnachfrage Chinas in den nächsten Monaten anzieht, dürfte sie deutlich hinter der des Vorjahres zurückbleiben.

Die schwache Goldnachfrage in China ist ein wesentlicher Grund für den Goldpreisrückgang der letzten Monate. Bislang hat der Preisrückgang nicht zu einer Belebung der physischen Nachfrage geführt. Offensichtlich halten sich die Käufer in Asien in Erwartung noch niedrigerer Preise zurück. Der Goldpreis bleibt somit stärker abhängig von der westlichen Investmentnachfrage. Heute endet das fünfte und damit letzte Jahr des aktuellen (dritten) Zentralbankgoldabkommens.

Laut Angaben des World Gold Council haben die Zentralbanken bis 1. September 6,8 Tonnen Gold verkauft, fast alles davon die Deutsche Bundesbank. Im vorangegangenen Laufzeitjahr des Abkommens wurden 5,1 Tonnen Gold veräußert bei einer jährlichen Höchstgrenze von 400 Tonnen. Im Mai hatten sich die Zentralbanken auf ein weiteres Goldabkommen geeinigt, ohne eine Höchstgrenze für Verkäufe festzulegen. Allerdings hatten sie damals die Intention geäußert, keine größeren Mengen Gold verkaufen zu wollen.


Industriemetalle

Das Ausmaß des Betrugsskandals mit Industriemetallen in China, die mit der Aufdeckung der Unregelmäßigkeiten im Hafen Qingdao begann, hat man wohl unterschätzt. Laut der Staatlichen Verwaltung für Devisenhandel beträfe dies Geschäfte im Wert von knapp 10 Mrd. USD. Die Affäre betrifft Finanzierungsgeschäfte, bei denen Industriemetalle als Sicherheit hinterlegt wurden, die es offenbar nicht oder nicht im ausreichenden Umfang gegeben hat.

Um das Ausmaß zu verdeutlichen: Die weltweiten LME-Lagerbestände für Aluminium haben in heutigen Preisen einen Gegenwert von rund 9 Mrd. USD, die für Nickel weniger als 6 Mrd. USD und die für Kupfer lediglich 1 Mrd. USD. Die direkten Folgen des Skandals dürften neben den möglichen Verlusten für die finanzierenden Institute vor allem ein Vertrauensverlust und schärfere Regeln für Finanzierungsgeschäfte mit Metallen in China sein. Zwar könnte dies kurzfristig die Stimmung und die Preise belasten, dürfte jedoch mittelfristig Lagerüberhänge in China reduzieren und für mehr Transparenz an den Metallmärkten sorgen.

Der Zinnpreis war zuletzt auffällig schwach und ist auf den niedrigsten Stand seit August 2013 gefallen. Wir sehen dafür vor allem spekulative Kräfte verantwortlich: Von Ende Juli bis 19. September sind die spekulativen Netto-Long-Positionen an der LME um 90% gefallen und dürften sich zuletzt sogar noch weiter verringert haben. Da das fundamentale Bild besser als die Stimmung ist, rechnen wir mit einer Preiserholung (Produktidee in der "Woche im Fokus").


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist gestern zwischenzeitlich auf ein 4-Jahrestief von 466 US-Cents je Scheffel gefallen. Weizen an der LIFFE in Paris handelt mit 150 EUR je Tonne ebenfalls auf dem niedrigsten Stand seit 4 Jahren. Der Internationale Getreiderat sorgte gestern mit einer Aufwärtsrevision der Ernteschätzung 2014/15 für weitere Verkaufsargumente. Der IGC erhöhte seine Schätzung für die weltweite Weizenernte um 4 Mio. auf 717 Mio. Tonnen, was einem Rekordniveau entsprechen würde.

Geringere Ernten in Nordamerika und Australien werden durch höhere Ernten in Europa, den Ländern der früheren Sowjetunion und China mehr als ausgeglichen. Der globale Marktüberschuss steigt daraufhin auf 8 Mio. Tonnen, was sich in einem entsprechenden Anstieg der globalen Weizenbestände auf ein 5-Jahreshoch von 195 Mio. Tonnen zum Ende des Erntejahres widerspiegelt. Für Australien zeichnet sich unterdessen eine deutlich niedrigere Weizenernte ab. Einer Reuters-Umfrage zufolge dürfte Australien in diesem Erntejahr 24 Mio. Tonnen Weizen ernten. Das sind 11% weniger als im Vorjahr und 1 Mio. Tonnen weniger als vom IGC in seiner gestrigen Schätzung unterstellt.

Grund hierfür sind geringere Erträge infolge ungünstiger Wetterbedingungen. Dies dürfte allein kaum ausreichen, damit sich der Weizenpreis spürbar erholt. Denn die inzwischen nahezu abgeschlossenen reichlichen Ernten auf der Nordhalbkugel haben das Angebot deutlich anschwellen lassen.




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