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Der Pain Train rollt weiter!

30.09.2014  |  Philip Hopf
Mit dem Doppelboden im Gold in 2013 nahmen viele Anleger an, es müsste sich um die Geburt der neuen Bullenmarktrallye handeln. Diese Hoffnungen lodern bei jedem neuen Tiefstand wieder auf. Jedoch ist ein x-beliebiger neuer Tiefstand ohne Relevanz. Er kann keine neue Rallye ausbilden. Märkte sind sentimentgetrieben und Sentiment (Marktstimmung) ist berechenbar. Dadurch waren wir auch in der Lage, fast jede Bewegung diesen Jahres im Voraus zu kalkulieren.

Und doch werden Ihnen mit jedem neuen Medienereignis die Analysten erzählen, dass der Edelmetallmarkt irgendwie darauf reagiert hat. Im Nachhinein kann damit wunderbar erklärt werden, warum es mal wieder ganz anders kam, als erwartet. Ein Methode, die Lernresistenz fast voraussetzt. Gerade in diesem Jahr, als die bullischen Rallyeankündigungen wie Streubomben auf die Anleger niederprasselten, hat der aufmerksame Leser recht schnell erkannt, dass auch ein Großteil der honorigen Experten maximal über ein moderates Marktverständnis verfügt.

Im Staccato werden die bullischen Einbahnstraßen-Prognosen, vom Kursgeschehen unabhängig, veröffentlicht. Und sollte es dann, wie in den letzten drei Jahren üblich, nicht dazu kommen, macht man die grassierende Gold- oder Silberpreismanipulation dafür verantwortlich. Fundamental gesehen müsste der Preis ja schon bei knapp unendlich stehen.

Ist Ihnen als Leser nicht bereits etliche Male aufgefallen, dass Preisanstiege wohlwollend und mit Verweis auf die momentane Situation am Markt zur Kenntnis genommen werden, jedoch bei einem unerwarteten Preisverfall fast immer die “Manipulatoren“ verdächtigt werden, ihre Finger im Spiel zu haben. Mit solchen Glaubensmustern berauben sie sich als Anleger der Möglichkeit, aus Marktsituationen kontinuierlich zu lernen und Informationen verarbeiten zu können.

Wenn ich davon ausgehe, dass der Gold- oder Silbermarkt tagtäglich einer Verschwörung erliegt, welche nur zum Ziel hat, den Markt zu drücken, dann darf ich in solch einen Markt definitiv nicht investieren. Und doch werden über 90% der Edelmetallfans in einem Atemzug von der Sinnhaftigkeit der Investition und der Bedrohung durch die Manipulation erzählen. Ein Paradoxon wie aus dem Bilderbuch. Wo waren die Proteststürme der Anleger, als sich die Metalle zwischen 2000-2011 vervielfacht haben? Die Manipulatoren müssen ja kollektiv einem jahrzehntelangen Tiefschlaf geführt haben.

Bei dieser Argumentationskette vieler Manipulationsanhänger fällt mir der Englische Denkpsychologe Peter Wason ein, der schon 1968 in seiner Theorie zur kognitiven Verzerrung schrieb: "Die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu suchen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen, führt dazu, dass die betreffende Person einer Selbsttäuschung unterliegt."

Ich bin mir bewusst, dass viele Leser sich wieder darüber wundern/ärgern/echauffieren werden, wie man so etwas Offensichtliches wie die Marktmanipulation verneinen und sich darüber lustig machen kann.

Erstens ist es sinnlos, mit einer Grundeinstellung der Hilflosigkeit in diese Märkte zu investieren. Wenn ich der Annahme bin, dass die schwarze Hand der Manipulatoren mich um meine Gewinne bringt, kann ich kein Geld verdienen. Der alte Kaufmannsspruch: "aus einer Position der Schwäche heraus ist kein Profit zu schlagen" bestätigt dies.

Zweitens spricht unsere Prognosegenauigkeit der letzten Jahre klar dagegen. Wie können wir unsere Zielbereiche, welche grundsätzlich im Voraus einer Bewegung im Chart mit einer Blauen Box markiert werden, in 78% der Fälle getroffen werden, wenn es doch unmöglich wäre, einen fremdgesteuerten Markt voraus zu prognostizieren? Es fällt mir also sehr schwer zu glauben, dass Gold oder Silber unter Dauermanipulation leiden, sich aber doch, oft auf den Cent genau, an Fibonacciwiderstände und Wellenmuster halten. Ich sehe hier ganz andere Kausalketten zum Tragen kommen.

Wer in den letzten Jahren am lautesten nach Manipulation geschrien hat, lag gleichzeitig auch am häufigsten falsch.

“100 $ die Silberunze bis 2012“, sie erinnern sich? Was war das nicht für ein toller Werbeslogan! Er weckte Sehnsüchte, brachte die Gedankenwelt in Wallung und man ertappte sich dabei, die möglichen Gewinne auszurechnen. Jetzt schreiben wir das Jahr 2014, steuern auf den Oktober zu und Silber steht bei 17,50 $ die Unze, einem weiteren Zielbereich, der getroffen und lang davor in meinen Publikationen und in unseren kostenlosen täglichen Updates angekündigt wurde.

Wenn nun solche Behauptungen im Raum stehen, welche auf der Zeitebene episch fehlschlagen, dann ist die Reputation eines Analysten stark beschädigt. Die Anleger sind aufgebracht und wollen einen Schuldigen präsentiert bekommen. Und was ist da naheliegender und auch nachvollziehbarer, als die Schuld bei der Marktmanipulation zu suchen, welche die eigentlich richtige Einschätzung zunichte gemacht hat. Denn eigentlich müssten die Metalle ja bereits viel höher stehen. Diese Taktik ist nicht mal besonders ausgeklügelt, sie ist nur menschlich und nachvollziehbar und oft genug wiederholt, schenkt man ihr irgendwann Glauben.

Zum aktuellen Geschehen: Das schwache Abverkaufsmomentum im Gold, vergangene Woche deutet darauf hin, dass wir für ein neues Tief, unter das von 2013, wahrscheinlich noch bis zur ersten oder zweiten Oktoberwoche warten müssen. Eine Gegenbewegung im Gold halte ich für die kommende Woche für wahrscheinlich. Ich möchte nun aus unserem aktuellen kostenlosen Weekend Update zitieren:


Gold

Die letzte Handelswoche ging ohne klare Entscheidung zu Ende und brachte bislang keine klaren Ergebnisse über den Verbleib der Welle 4 oder eines weiteren Abverkaufs unter das letzte Low und somit eines Anlaufens des Bereichs 1180 $-1200 $. Wie wir bereits am Freitag schrieben, sollte nun, um die Konsolidierung in Form der Welle 4 bis 1243 $-1257 $ nicht zu gefährden, kein Abfall mehr unter den Bereich 1214 $-1216 $ erfolgen.




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