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Kurzfristige Erholung dank schwächerem US-Dollar

07.10.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend zu Wochenbeginn fort. Brentöl verbilligte sich gestern Nachmittag im Tief auf 91,25 USD je Barrel und war damit so preiswert wie zuletzt im Juni 2012. Die Finanzanleger wurden vom Preisrückgang offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt, was zu weiteren Verkäufen geführt haben dürfte. Zumindest sind laut CFTC die spekulativen Netto-Long-Positionen unmittelbar vor dem Preiseinbruch in der letzten Woche kräftig gestiegen.

Für Brent liegen bislang keine aktuellen Informationen zum Anlegerverhalten vor, da sich die eigentlich für gestern vorgesehene Veröffentlichung der Positionierungsdaten durch die ICE aufgrund eines Problems bei der Datenerfassung verzögert. Die hohe Ölproduktion in den USA und seitens der OPEC sowie die kräftige Preissenkung durch Saudi-Arabien lasten weiterhin auf den Preisen. Solange die OPEC keinerlei Anstalten macht, das Angebot zu reduzieren, dürften die Ölpreise unter Druck und die vor allem auf den schwächeren US-Dollar zurückzuführende leichte Preiserholung auf knapp 93 USD je Barrel über Nacht ein Strohfeuer bleiben.

Der heute anstehende Monatsbericht der US-Energiebehörde EIA dürfte keine Gegenargumente liefern, da die Prognose für die globale Ölnachfrage nochmals nach unten revidiert werden könnte. Zumindest lag die EIA mit ihrer letzten Prognose eines Nachfrageanstiegs um gut 1 Mio. Barrel pro Tag noch über der Schätzung der Internationalen Energieagentur von 0,9 Mio. Barrel pro Tag. Das private Energieberatungsunternehmen Energy Aspects rechnet für dieses Jahr sogar nur noch mit einem Zuwachs um 0,6 bis 0,7 Mio. Barrel pro Tag.


Edelmetalle

Unterstützt durch einen fallenden US-Dollar hat der Goldpreis gestern wieder die Marke von 1.200 USD je Feinunze zurückerobert. Heute Morgen hält er sich noch knapp über diesem Niveau. Morgen kommen die chinesischen Händler aus der Feiertagswoche an den Markt zurück. Es wird interessant zu beobachten, ob sie das niedrige Preisniveau zu opportunistischen Käufen nutzen. Dies würde dem Goldpreis wohl Unterstützung geben. Sollten sich die Chinesen allerdings weiter mit Käufen zurückhalten, dürfte sich der Abwärtstrend von Gold fortsetzen. Dann würde wohl auch das Tief von Mitte letzten Jahres bei 1.180 USD je Feinunze getestet werden.

Die Türkei hat gemäß Daten der Istanbuler Goldbörse im September 12,6 Tonnen Gold importiert. Dies waren die höchsten Einfuhren seit Juni. Im August wurden lediglich 2 Tonnen Gold importiert. Offensichtlich wurde der Preisrutsch im Vormonat zu Käufen genutzt. Auch in den USA scheinen die niedrigen Preise zu verstärkten Goldkäufen geführt zu haben, was sich in robusten Münzabsätzen in den ersten Tagen des Monats widerspiegelt.

Stärker als Gold erholen sich die anderen Edelmetalle, insbesondere Silber, welches gestern um 3% stieg und auf einem Wochenhoch von 17,6 USD je Feinunze notiert. Das Gold/Silber-Verhältnis bleibt mit knapp 69 aber in der Nähe seines letzte Woche verzeichneten 5-Jahreshochs. Platin kostet inzwischen rund 60 USD je Feinunze mehr als Gold, nachdem gestern kurzzeitig fast Parität erreicht wurde.


Industriemetalle

Angetrieben von einem schwächeren US-Dollar, der gestern die Gewinne vom Freitag wieder komplett abgegeben hat, legten die Metalle ohne Ausnahme und teilweise spürbar zu. Der LME-Industriemetallindex stieg um 1% auf 3.100 Punkte und beendete damit vorerst seinen vierwöchigen Abwärtstrend. Ab morgen kehren die chinesischen Händler nach der "Golden Week" wieder an die Märkte zurück. Dies wird sich in einer höheren Liquidität bemerkbar machen.

Der Weltstahlverband hat gestern seine Prognosen für die globale Stahlnachfrage für dieses und das kommende Jahr deutlich nach unten revidiert. Sowohl für 2014 als auch für 2015 erwartet der Verband nun ein Nachfragewachstum von 2% auf 1,562 Mrd. bzw. 1,594 Mrd. Tonnen. Zuvor wurden noch Wachstumsraten von 3,1% bzw. 3,3% unterstellt. Demnach hat das positive Momentum des zweiten Halbjahres 2013 spürbar nachgelassen - sowohl in den Schwellenländern als auch in den Industrienationen.

Vor allem aber hat die Abschwächung der chinesischen Stahlnachfrage laut Weltstahlverband zur Abwärtsrevision der Prognosen beigetragen. Diese ist zum einen dem strukturellen Wandel der lokalen Wirtschaft und zum anderen der aktuellen Abschwächung des Wirtschaftswachstums geschuldet. Durch das geringere Wachstum der Stahlnachfrage bleibt auch der Eisenerzmarkt gut versorgt. Eisenerzswaps an der Börse SGX in Singapur handeln daher weiter unter 80 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Der Kaffeemarkt findet keine Ruhe: Im Dezember-Kontrakt schloss Arabica-Kaffee 7% höher bei 221 US-Cents je Pfund. Im Hoch wurden sogar 225 US-Cents erreicht, was dem höchsten Niveau seit Anfang 2012 entspricht. Seit Wochen wird diskutiert, ob nach der schlechten Ernte 2014 in Brasilien möglicherweise mit einem nochmaligen Ernterückgang gerechnet werden muss. Die Dürre im ersten Quartal 2014 hatte die Kaffeesträucher empfindlich und nachhaltig getroffen.

Doch nicht nur das: auch jetzt ist es bereits wieder zu trocken, und die wichtige Blütephase für die Ernte ab April/Mai 2015 läuft. Bedingt durch die Feuchtigkeit im September hatte die Blüte früh begonnen und etwa ein Drittel der Bäume dürfte bereits in Blüte stehen. Nun braucht es weitere ausreichende Feuchtigkeit, die allerdings nicht in Sicht ist. Vielmehr warnen Wetterdienste, dass auch die beiden kommenden Wochen zu trocken bleiben könnten.

Noch ist die Ernte 2015 weit entfernt. Derzeit kursieren aber Schätzungen, sie könnte zwischen 40 und 43 Mio. Sack liegen. Die staatliche Conab bezifferte im September die Ernte 2014 auf gut 45 Mio. Sack, darunter 32,1 Mio. Sack Arabica. Der bereits defizitäre Kaffeemarkt dürfte dann auch in der nächsten Saison kaum zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Angebot und Nachfrage zurückfinden. Neben der Sorge vor einer weiteren Missernte in Brasilien dürfte auch die kräftige Aufwertung des Brasilianischen Real nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen den Kaffeepreis nach oben getrieben haben.

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