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Divergenz zwischen Europa und USA weitet sich aus

08.10.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2631 (07.53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2584 im Europa- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.95. EUR-CHF oszilliert bei 1.2120.

Nach weiteren schwachen Zahlen aus Europa zeigten sich gestern wieder Bremsspuren an den Wertpapiermärkten. Risikoaversion ist derzeit Trumpf. Deutschland, das nach ganz schwachen Auftragseingängen (-5,7 Prozent) und Zahlen zur Industrieproduktion für den August (-4,0 Prozent) als Konjunkturlokomotive im dritten Quartal auszufallen droht, strahlte auf die Anleger ab. Auch die britischen Zahlen konnten in diesem Zusammenhang nicht überzeugen. Die UK-Dynamik in der Wirtschaftsleistung liegt weit über der Euroland-Wachstumsrate, aber auch selbst hier nahm sich die Industrieproduktion ein "Timeout" im August.

Wie schon die Einkaufsmanagerindizes im Vorfeld aufzeigten, bremst die schwächelnde Nachfrage vom europäischen Festland die Produktion in UK. Die Augustproduktion fiel gegenüber dem Juliwert unverändert aus. Der Juliwert wurde auch noch leicht nach unten korrigiert, fiel aber mit revidierten +0,4 Prozent immer noch recht unbeeindruckt aus.

Auf Jahresbasis legte der Augustwert um 2,5 Prozent zu und zeigte damit die stärkste Dynamik seit Mai. Der Juli wurde von 2,2 Prozent auf 3,5 Prozent revidiert. Für die kommenden Wochen wird sich der Trend einer stützenden Nachfrage aus UK und gleichzeitig anhaltender Zurückhaltung aus Euroland voraussichtlich fortsetzen.

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Aufgrund der abnehmenden Dynamik in Europa und einigen Schwellenländern (Russland, Brasilien, Südafrika) hat der IWF gestern seine globalen Wachstumsprognosen teils scharf reduziert. Auch für Deutschland wird ein deutlich schwächeres Wachstum als bisher prognostiziert. Mit 1,4 Prozent in 2014 soll das Wachstum nicht wirklich in Fahrt kommen, auch 2015 sieht der IWF mit +1,5 nur ein unwesentlich dynamischeres Wachstum voraus.

Nicht nur dass die IWF-Experten Europa kritischer als bisher beurteilen, die Auswirkungen der geopolitischen Spannungen wirkt sich aufgrund der starken wirtschaftlichen Verflechtungen Europas und hier besonders Deutschlands, Österreichs und der Niederlande besonders drastisch aus. In den Julizahlen waren noch nicht alle Sanktionen enthalten, im August waren es dagegen schon eine Vielzahl, im September werden die Spuren sich noch stärker bemerkbar machen.

Offensichtlich wird die wachsende Divergenz dann wenn man sich das Wachstum in den USA anschaut. Hier wurden die Prognosen angehoben (!). Für 2014 wird mit einem um 0,5 Punkte höherem Wachstum von jetzt 2,2 Prozent gerechnet.

Die heute startende Berichtssaison in den USA sollte zeigen, ob die Unternehmen die bessere Wirtschaftslage auch in steigende Gewinne umwandeln können.

Vor dem Hintergrund der schwachen Verfassung Europas haben die Anleger gestern global Vorsicht gezeigt. Der Dow Jones musste den stärksten Tagesverlust seit Mitte Juli hinnehmen. Auch der DAX droht derweil unter die psychologisch wichtige 9.000-Marke zu rutschen.

Der Euro hat sich seit Wochenanfang wieder stabilisiert. Nachdem die EZB-Notenbanksitzung von Donnerstag und noch stärker der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag dem Euro zugesetzt hatte und ihn kurz vor die 1,2500 Schwelle gedrückt hatte, hat sich der Euro wieder etwas konsolidieren können und zwischen 1,2650 und 1,2600

eingependelt. Spannend werden heute die Hinweise aus dem FOMC Protokoll sein, ob die Fed den schwachen US-Dollar als Belastung ansieht. Hiervon ist aber eher nicht auszugehen, da die Inflation in USA immer noch gering ist und der Dollar trotz der Aufwertung der letzten Wochen noch nicht außergewöhnliche Dimensionen erreicht hat.

Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3120-50 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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