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Protokoll des Fed-Offenmarktausschusses versus 0,95 Prognose einer Großbank …

09.10.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2743 (07.43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2623 im Europa-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.96. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.58. EUR-CHF oszilliert bei 1.2122.

Nach mehr als zwei Wochen Abstand zu dem Tagesgeschehen und dem erfrischenden Genuss der Nordsee, ergibt sich grundsätzlich ein deutlich ernüchterndes Gesamtbild bezüglich der globalen Konjunktur - als auch der Marktlage.

Der Hintergrund liegt nicht ansatzweise in den Grundlagen der Weltökonomie (keine endogene Störung), sondern ist Ausfluss der Risiken der Geostrategie des Westens im Umgang mit Ländern, die nicht zum engeren Freundeskreis des Westens gehören (= exogene Störung).

Dabei steht die Ukrainekrise im Mittepunkt der konjunkturellen Verwerfungen in der Eurozone und vor allen Dingen in Deutschland. Die Warnungen als auch die nachrichtentechnische Aufklärung waren diesbezüglich im Forex Report laut und deutlich, um wenig Resonanz bei Entscheidungsträgern zu generieren.

Unsere Kritik an der medialen Begleitung der Ukrainekrise fand unter anderem eine sachliche Würdigung im Rahmen der Kritik des Programmbeirats innerhalb der ARD (nach unseren Erkenntnissen in dieser Form einmalig in der Geschichte der ARD).

Ich bedanke mich herzlich für den weit überwiegenden Zuspruch, den unsere Kommentierungen hervorriefen.

Kaum liefert eine deutsche Großbank eine martialische EUR-USD Prognose mit einem Kursziel bei 0,95 per 2017, schon bieten sich Implikationen dafür, dass die Analysebasis für diese Prognose mindestens auf wackeligen Beinen steht.

Der starke USD und die labilere Verfassung der Weltwirtschaft (neben den von uns im Forex Report thematisierten strukturellen Schwächen bezüglich Immobilienmarkt und Arbeitsmarkt) wirken sich auf die Gemütslage der Teilnehmer des Offenmarktausschusses aus. Daraus ergibt sich derzeit am Finanzmarkt eine moderatere Einschätzung der für das 2. Quartal 2015 erwarteten und bereits diskontierten Zinswende in den USA.

Hinsichtlich der Bedeutung des US-Immobilienmarkts für den privaten Verbraucher und der geringen Partizipationsrate der Bevölkerung am US-Arbeitsmarkt gekoppelt mit der Tatsache einer Lohnsummenschwäche bei dem Arbeitsplatzaufbau ist die Erwartungshaltung einer Zinswende in den USA 2015 meines Erachtens grundsätzlich ambitioniert.

Kommen wir zu elementaren Aspekten der Kursprognose:

Die geplanten quantitativen Maßnahmen der EZB in Höhe von 1 Billion Euro werden die Bilanzsumme der EZB wieder auf das Niveau von 2011 ansteigen lassen. Von 2011 bis 2014 kam es bei der EZB zu einer Reduktion der Bilanzsumme um gut 30%, während die Bilanzsumme der Fed im selben Zeitraum um mehr als 35% anzog. Dieser Vergleich soll den massiven quantitativen, aber auch qualitativen Unterschied zwischen der Politik der EZB und der Federal Reserve verdeutlichen.

Fraglos ist die damit verbundene Liquiditätsausweitung der EZB ein Belastungsfaktor. Fakt ist das derzeit die quantitativen Maßnahmen der Bank oft Japan in Höhe von circa 45 Mrd. USD monatlich keine wesentliche Marktwirkung entfalten. Ergo ist die Annahme, dass bei einem vergleichbaren monatlichen Volumen der EZB massivere Verwerfungen am Devisenmarkt auftreten werden, fragwürdig.

Die Tatsache, dass in der Eurozone ganz im Gegensatz zu den USA durch markante Reformen Strukturveränderungen forciert werden, wird in den Negativszenarien des Euros ausgeblendet. Einmal mehr wird Aristoteles These, dass Strukturveränderungen zu veränderten Konjunkturverläufen und ultimativ veränderten Haushaltslagen führen, in diesen Analysen sportlich ignoriert.

Unsere Sichtweise bezüglich der weiteren Kursentwicklung des Euros gegenüber dem USD fällt auf Sichtweise der nächsten 12 Monate vergleichsweise moderat aus. Nachdem bei marginaler Volatilität eine Bandbreite zwischen 1.30 - 1.40 dominierte, verschiebt sich diese Bandbreite. Dabei schließen wir Tiefstkurse in Richtung 1.20 nicht aus. Das Aufwärtspotential ist bezüglich der EZB-Politik als auch der Konjunkturlage hinsichtlich der verfügbaren Daten aktuell bei 1.30 - 1.32 begrenzt.

Gestern wurde der OECD-Frühindikator veröffentlicht. Per Berichtsmonat August kam es im Monatsvergleich dank der Revision des Vormonatswerts von 100,5 auf 100,4 zu einem unveränderten Ergebnis.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht das Risiko einer nachhaltigeren Trendumkehr. Das aktuelle Niveau markiert den niedrigsten Stand seit November 2013.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.2770 - 1.2800 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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