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Interview: "Bärenfalle beim Gold"

11.10.2014
Smart Investor im Gespräch mit Uwe Bergold, GR Asset Management GmbH


Smart Investor: Gold befindet sich aktuell im Korrekturmodus und kann auch von geopolitischen Krisen nicht profitieren. Wie sollen sich Anleger verhalten und wann können sie wieder mit steigenden Kursen rechnen?

Uwe Bergold: Ich gehe davon aus, dass das, was wir jetzt erleben, nur ein Vorgeplänkel ist und sich die Krise noch verschärfen wird. Auch ein Kriegsszenario im russisch-ukrainischen Konflikt ist nicht auszuschließen. Daneben gibt es im Nahen Osten noch die Kämpfe mit der IS. Wenn dort Ölpipelines gesprengt werden, würde Öl sich massiv verteuern. Momentan werden die Kurse sowohl beim Öl als auch beim Gold gedeckelt, ich schätze das als Bärenfallen ein.

Beim Gold und bei Goldminenaktien gibt es interessante Entwicklungen zu beobachten. Goldminenaktien haben mittlerweile zum Gold eine relative Stärke entwickelt, was als positives Signal zu werten ist. Für mich hat die Trendumkehr zum Jahreswechsel 2013/2014 begonnen. Die All-in-Kosten bei der Goldproduktion liegen für die Feinunze bei ca. 1.200 USD. Würde die Marke unterschritten, müssten Minen mangels Rentabilität schließen. Die Folge wäre eine Verknappung des Angebots und in Folge wieder steigende Preise.

Im Bereich zwischen 1.200 und 1.300 USD ist Gold, fundamental betrachtet, preiswert und kaufenswert. Zu denken geben sollte Investoren auch, dass sich Gold-Futures aktuell in einer Backwardation-Situation befinden. Das deutet auf eine künftige Knappheit des Edelmetalls hin. Unabhängig von allen Krisenszenarien: Für Gold spricht vor allem die negative Realverzinsung in anderen Assetklassen.


Smart Investor: Das Thema Vermögensabgabe taucht gegenwärtig wieder auf. Was ist aus Ihrer Sicht zu erwarten?

Uwe Bergold: Viele Investoren warten oft auf einzelne Ereignisse, die dann aus ihrer Sicht besondere Weichen stellen. Dabei geraten oft schleichende Entwicklungen in den Hintergrund. Der Prozess der Enteignung über die Inflation ist bereits im Gange. Anleger müssen sich vergegenwärtigen, dass Aktien und Anleihen in den vergangenen Jahren im Einklang nach oben marschiert sind. Trotz der nominalen Hochs in den Aktienindizes stammen die letzten inflationsbereinigten Hochpunkte am Aktienmarkt aus dem Jahre 2000.

Die Bank of England besteht seit 1694. Noch nie in ihrer Geschichte gab es so niedrige Zinsen wie aktuell. Es ist keine gute Idee, bei einem 300-Jahres-Hoch in eine Anlageklasse einzusteigen. Kommt es zu einem geopolitischen Schock, werden beide Anlageklassen deutlich verlieren. In die zinstragenden Anlageklassen Immobilien, Aktien und Bonds ist einfach zu viel von dem massenhaft produzierten Geld geflossen. Die Asset Price Inflation ist unabweisbar.


Smart Investor: In welcher Größenordnung sollten Edelmetalle in einem gut strukturierten Portfolio allokiert werden?

Uwe Bergold: Investoren, die keine marktzyklischen Beobachtungen betreiben und sich entsprechend positionieren, sind mit der klassischen prognosefreien Aufteilung 25% Anleihen, 25% Aktien, 25% Immobilien und 25% Rohstoffe gut bedient. Der 25%ige Rohstoffanteil sollte mit Edelmetallen abgedeckt werden. Wenn Anleger bedenken, dass außer in die Rohstoffe in die anderen drei Anlageklassen bereits viel Geld geflossen ist und Blasen entstanden sind, kann man auch einen höheren prozentualen Anteil in Edelmetalle investieren.


© Christian Bayer



Das Interview erschien im Smart Investor 10/2014.



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