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Herbstgutachten - Katalysatoren des deutschen Abschwungs

10.10.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2705 (08.02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2665 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.73. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.2109.

Die deutschen führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr 2014 und 2015 gesenkt. In dem Herbstgutachten sagten sie folgende Veränderungen voraus:

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Die Institute weisen der deutschen Bundesregierung für die veränderte Wirtschaftslage die Verantwortung zu.

Dabei stellen sie insbesondere auf die Ausweitung der konsumtiven staatlichen Ausgaben als auch auf kontraproduktive Regulierungen und ein Rückbau der Agenda 2010 ab (unter anderem Rente mit 63, Mütterrente, Mindestlohn oder Mietpreisbremse).

Die Energiewende hat übrigens auch nicht wirklich geholfen, sie hilft aber fraglos der Reindustrialisierung der USA und den europäischen Nachbarn, die den deutschen Überschussstrom billigst importieren. Solidarität hat ihren Preis …

Diese Erklärungen der Institute sind nicht falsch, sie greifen aber meines Erachtens deutlich zu kurz:

Die Verwerfungen, die die Außenpolitik der Bundesregierung und der EU zur Folge haben, sind der Primärkatalysator der Schwäche der deutschen Konjunktur.

Die Konfrontation mit Russland über das "Schachbrett" Ukraine steht im tieferen Sinne für eine Machtauseinandersetzung zwischen dem "Westen/USA" und der so genannten "Shanghai Corporation".

Diese Gruppe setzt sich aus China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan zusammen. Die Bande der Corporation zu Indien und weiteren asiatischen Staaten und anderen Schwellenländern sind in den letzten zwei Jahren intensiviert worden. Die Gründung der New Development Bank als Gegenentwurf zu dem IWF ist Ausdruck dieser Emanzipation von dem westlichen Führungsanspruch.

Das mit dieser Konfrontation einhergehende Risiko einer Entglobalisierungshypothek (nach der Globalisierungsdividende seit 1990) zeichnet sich in ersten zarten Formen ab.

Gerade das exportsensitive Deutschland ist hier primär Betroffener. Diesen Zusammenhang zu negieren, mag zwar politisch korrekt sein, mehr jedoch nicht.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die jüngsten Nachrichten aus Russland, das mit Sanktionen (auf Basis von Unterstellungen ohne stichhaltige Beweisführung) bestraft wird:

Der "Reserve Fund" nahm per Oktober unerwartet stark um 4,6% im Monatsvergleich und um 26,8% im Jahresvergleich zu.

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Kommen wir zum öffentlichen Haushalt Russlands. Russland hat vom Januar bis August mit einem Haushaltsüberschuss von mehr als 1,5 Billionen Rubel (rund 30 Milliarden Euro) geschlossen. Im Vorjahreszeitraum lag das Plus bei knapp 849 Milliarden Rubel.

Die Sanktionen haben fraglos Wirkung, beispielsweise in Finnland, in Österreich, in der Slowakei und in Deutschland. Cui bono?

Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 4. Oktober auf 287.000 nach zuvor 288.000. Hier gibt es keine neuen Erkenntnisse.

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Im US-Großhandel ergeben sich weniger erbauliche Nachrichten. Während die Lagerbestände per August um 0,7% zulegten, kam es zu einem unerwarteten Rückgang des Absatzes um -0,7%. In der Folge legte das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz von zuvor 1,17 auf 1,19 Monatsumsätze zu.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.2770 - 1.2800 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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