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Preissprünge bei Öl und Gold kurz vor dem Wochenende

17.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg am Freitagabend bis auf knapp 80 USD je Barrel. Zuvor hatte er bei 77 USD ein neues 4-Jahrestief verzeichnet. Der Preisanstieg am Nachmittag dürfte auf Eindeckungen von Short-Positionen zurückzuführen sein. Die Fundamentaldaten rechtfertigen einen Preisanstieg dagegen kaum, was sich in einem fallenden Ölpreis heute zeigt.

Die Internationale Energieagentur IEA hat in ihrem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht die Schätzung für den Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr auf nur noch 29,2 Mio. Barrel pro Tag nach unten revidiert, was 1,4 Mio. Barrel pro Tag unter der derzeitigen OPEC-Produktion liegt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit zu einer kräftigen Produktionskürzung seitens der OPEC bei der Sitzung am 27. November, damit es im nächsten Jahr nicht zu einem massiven Überangebot kommt.

Die IEA sprach außerdem davon, dass der Druck auf die Ölpreise bis in das erste Halbjahr 2015 anhalten könnte. Normalerweise tätigt die IEA keine Aussagen zu von ihr erwarteten Preisentwicklungen. Der iranische Ölminister hat einige OPEC-Staaten am Wochenende beschuldigt, ihre Produktion nicht zu reduzieren und dafür verschiedenste Ausflüchte zu liefern.

Die Anschuldigung des Iran kommt nur wenige Tage nachdem der saudi-arabische Ölminister einen Preiskrieg zurückgewiesen und stattdessen den Markt als Preissetzer genannt hatte. 10 Tage vor der richtungsweisenden OPEC-Sitzung scheinen die beiden wichtigsten Kartellmitglieder von einer gemeinsamen Linie weit entfernt, was eine Einigung auf eine Produktionskürzung schwierig macht. Dafür könnte möglicherweise ein weiterer Preisverfall sorgen.


Edelmetalle

Gold stieg am Freitagnachmittag um 40 US-Dollar auf 1.194 USD je Feinunze. Neben einem schwächeren US-Dollar dürften abermals Eindeckungen von Short-Positionen für den Preissprung kurz vor dem Wochenende verantwortlich gewesen sein. Schon am vorherigen Freitag war es zu einem ähnlichen Preisanstieg gekommen. Im Gegensatz zur Vorwoche ist es Gold diesmal allerdings gelungen, die wichtige charttechnische Marke von 1.180 USD je Feinunze zurückzuerobern, was für einen nachhaltigeren Preisanstieg spricht.

Dazu kommt, dass das Schweizer Goldreferendum am 30. November zusehends seine Schatten vorauswirft. In dessen Vorfeld dürfte es Spekulanten schwer fallen, auf einen fallenden Goldpreis zu setzen. Denn im Falle einer (unerwarteten) Annahme der Initiative "Rettet unser Schweizer Gold" durch das Volk und die Kantone müsste die Schweizerische Nationalbank SNB große Mengen Gold kaufen.

Dass das Goldreferendum an den Märkten zunehmend eine Rolle spielt, zeigt sich auch am Devisenmarkt. Dort steht der Franken gegenüber dem Euro seit Tagen unter Aufwertungsdruck, so dass der EUR-CHF-Wechselkurs nur noch knapp über dem SNB-Mindestkurs von 1,20 notiert. Laut CFTC-Statistik am Freitag haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Gold in der Woche zum 11. November um 8,2 Tsd. auf 30,6 Tsd. Kontrakte reduziert. Das ist das niedrigste Niveau seit Anfang Oktober.

Bei Silber setzen erstmals seit neun Wochen die spekulativen Anleger wieder mehrheitlich auf steigende Preise.

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Industriemetalle

Die Metallpreise starten weitgehend unverändert in die neue Handelswoche. Kupfer notiert bei knapp 6.700 USD je Tonne, Aluminium leicht oberhalb der Marke von 2.000 USD je Tonne und Nickel bei gut 15.500 USD je Tonne. Die negativen Nachrichten, die merklich steigenden Metallpreisen wohl entgegenstehen, reißen nicht ab. Nach den eher schwachen China-Daten am Freitag hat heute Morgen Japan auf ganzer Linie enttäuscht.

So ist die japanische Wirtschaft im dritten Quartal bereits das zweite Quartal in Folge spürbar geschrumpft. Sollte die Konjunktur nicht bald wieder in Schwung kommen, dürfte dies auch negative Auswirkungen auf die Metallnachfrage haben. Mögliche weitere Stimulierungsmaßnahmen der japanischen Wirtschaft durch die Regierung dürften da kaum helfen. Japan ist einer der größten Rohstoffimporteure Asiens, da es selbst kaum eigene Vorkommen besitzt. Dass die International Study Groups in ihren Monatsberichten diese Woche wohl überwiegend angespannte Marktlagen für die einzelnen Metalle berichten werden, dürfte kaum überraschen, so dass der Effekt auf die Preise gering sein wird.

Vielmehr stehen weitere Konjunkturdaten aus China im Mittelpunkt des Marktinteresses. Die spekulativen Finanzinvestoren an der COMEX in New York hielten bei Kupfer die achte Woche in Folge Netto-Short-Positionen. Diese wurden allerdings in der Woche zum 11. November auf 1,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Ein Stimmungsumschwung dieser Investorengruppe könnte den Preisen Auftrieb geben.


Agrarrohstoffe

In den letzten fünf Handelstagen haben sich die Weizenpreise diesseits und jenseits des Atlantiks um beeindruckende 8,5% erhöht. Mit 561 US-Cents je Scheffel in Chicago und 176,5 EUR je Tonne in Paris kostet Weizen so viel wie zuletzt Anfang August. Hauptgrund dürfte die Furcht davor sein, heftiger Frost in den USA könnte die Weizenpflanzen schädigen. Dass auch in Russland und der Ukraine die Pflanzenentwicklung bisher unbefriedigend ist, und die australische Ernte durch Stürme im letzten Monat über das bisher erwartete Maß hinaus sinken dürfte, hat die Preise zusätzlich unterstützt.

Zudem zeigen die Daten der US-Terminaufsichtsbehörde CFTC einen Stimmungsumschwung der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer am Weizenmarkt: Seit einigen Wochen baut diese Gruppe ihre Netto-Short-Positionen ab. Wir erwarten, dass die Weizenpreise bald wieder etwas nachgeben. So haben bereits in den vergangenen Wochen die US-Weizenexporte unter dem starken US-Dollar gelitten, was höhere Dollarpreise noch verschärfen - auch wenn letzte Woche ein kräftiges Exportplus gegenüber der Vorwoche gemeldet wurde.

Auch dürfte der Preisdruck von Seiten der hohen US-Mais- und Sojabohnenernte bald wieder stärker Berücksichtigung finden. Aufgrund der währungsbedingt besseren Wettbewerbsfähigkeit dürfte sich der Preis in Paris relativ besser halten als der Preis in Chicago. Der Rückgang des Russischen Rubel auf ein Rekordtief dürfte dagegen auf den Weizenpreis in Paris drücken, da er Weizen aus Russland preiswerter macht.




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