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Zinssenkung in China beflügelt (kurzfristig) die Märkte

24.11.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg am Freitag zwischenzeitlich um mehr als 2 US-Dollar auf 81,6 USD je Barrel und ging schließlich mit einem Plus von 1,3% bei 80,4 USD je Barrel aus dem Handel. Damit endete zugleich eine Rekordserie von acht Wochenrückgängen in Folge. Auslöser für den Preissprung war eine überraschende Zinssenkung in China.

Zudem dürften mit dem Näherrücken der OPEC-Sitzung Short-Positionen geschlossen worden sein. Der Iran will auf der OPEC-Sitzung am Donnerstag in Wien eine Kürzung des Produktionsziels um 1 Mio. Barrel pro Tag vorschlagen. Dies würde ausreichen, um das Überangebot im nächsten Jahr vom Markt zu nehmen. Der Iran will zu diesem Zwecke mit dem saudi-arabischen Ölminister al-Naimi sprechen. Saudi-Arabien scheint allerdings eher an der Verteidigung von Marktanteilen als an der Verteidigung eines bestimmten Preisniveaus interessiert.

Heute endet zudem die Frist, bis zu welcher eine Lösung im Atomkonflikt mit dem Iran gefunden werden sollte. Die Zeichen stehen eher auf eine nochmalige Verlängerung der Gespräche. Der Iran könnte dann nicht wie von ihm erhofft sein Ölangebot bereits kurzfristig steigern. Dies würde es Saudi-Arabien zumindest etwas leichter machen, einer Produktionskürzung zuzustimmen. Russische Medien berichten derweil, dass Russland seine Produktion 2015 um knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag reduzieren könnte, um der OPEC eine Kürzung schmackhaft zu machen.

Eine offizielle Bestätigung dieser Nachricht gibt es allerdings nicht. Laut Aussagen des russischen Energieministers vom Wochenende plant Russland keine Produktionskürzung zur Unterstützung der Preise. Dennoch dürften diese Nachrichten die Ölpreise unterstützen.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt zum Wochenauftakt nahezu unverändert bei 1.200 USD je Feinunze. Letzten Freitag kam es entgegen eines sehr festen US-Dollar und steigender Aktienmärkte zu einem Anstieg um 0,6%. Dabei wurde Gold von der Zinssenkung in China (siehe Industriemetalle auf Seite 2) unterstützt, die zu einem höheren Kaufinteresse bei fast allen Rohstoffen führte. Auch hat sich EZB-Präsident Draghi am Freitag über die Wirkung der QE-Maßnahmen der EZB geäußert, was Gold zusätzlichen Auftrieb verlieh.

Dass der jüngste Preisanstieg von Gold stark durch die spekulativen Finanzinvestoren getrieben war, zeigt die am Freitagabend veröffentlichte Statistik zur Marktpositionierung der CFTC. Demnach wurden in der Woche zum 18. November die Netto-Long-Positionen um 58% auf 48,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Der Goldpreis ist in der Beobachtungsperiode um über 30 USD je Feinunze gestiegen.

Fast das gleiche Bild ergibt sich bei Silber. Hier wurden die Netto-Long-Positionen auf 4,8 Tsd. Kontrakte mehr als verdoppelt und haben ein 11-Wochenhoch erreicht. Somit war auch hier der Preisanstieg maßgeblich spekulativ getrieben. Sowohl bei Gold als auch bei Silber könnten die jüngsten Preisanstiege daher auf wackeligen Beinen stehen. Damit sich diese als nachhaltig erweisen, bedarf es einer robusten bzw. anziehenden physischen Nachfrage, für die allerdings noch keine belastbaren Daten vorliegen.


Industriemetalle

Die Metallpreise geben zum Wochenauftakt einen Teil ihrer Zuwächse von letztem Freitag wieder ab. So handelt Kupfer z.B. bei 6.700 USD je Tonne und Nickel bei rund 16.500 USD je Tonne. Stärkere Preisrückgänge werden wohl durch die sehr festen chinesischen Aktienmärkte verhindert, die heute Morgen die deutlichen Kursanstiege in Europa und den USA nachvollziehen. Ende letzter Woche erhielten die Metallpreise deutlichen Auftrieb, nachdem die chinesische Zentralbank erstmals seit mehr als zwei Jahren unerwartet die Zinsen gesenkt hatte - der einjährige Einlagensatz für Banken wurde um 25 Basispunkte auf 2,75% und die Untergrenze für den Kreditzins um 40 Basispunkte auf 5,6% reduziert.

Die Zinssenkungen sind als Maßnahme zu betrachten, die eher eine weitere Abschwächung der chinesischen Wirtschaft verhindern als das Wachstum stärken soll. Vor allem der Immobiliensektor schwächelt und droht, die gesamte Wirtschaft nach unten zu ziehen. Medienberichten zufolge könnte die Zentralbank weitere Maßnahmen ergreifen. Sollte dadurch ein spürbarer Abschwung der Wirtschaft in China verhindert werden, würde sich dies wohl in einer soliden Nachfrage nach Metallen widerspiegeln.

Die spekulativen Finanzinvestoren haben gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 18. November bei Kupfer ihre Netto-Short-Positionen mit 1,3 Tsd. Kontrakten nahezu unverändert beibehalten. Sie setzen damit seit nunmehr neun Wochen unter dem Strich auf fallende Preise.


Agrarrohstoffe

Die Risikoprämie im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Ebola in Westafrika, die Ende September die Kakaopreise auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2011 getrieben hatte, ist weitgehend aus den Kakaopreisen verschwunden. Gemeinsam mit bisher deutlich höheren Anlieferungen seit Beginn der Haupternte im wichtigsten Anbauland Elfenbeinküste hat dies dazu geführt, dass der Kakaopreis in London im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2015 in den letzten Tagen bei rund 1.870 GBP je Tonne auf den niedrigsten Stand seit Mai abgesunken ist.

Der ivorische Hafen San Pedro meldete für Oktober 64% höhere Anlieferungen als im Vorjahresmonat, was auf einen sehr guten Beginn der Haupternte hindeutet. Die Internationale Kakaoorganisation gibt sich denn auch etwas optimistischer als in früheren Äußerungen und hat die Erwartung geschürt, sie werde ihre Defizitprognose für 2014/15 von 100 Tsd. Tonnen verringern. Zwar bleibt sie bei ihrer Prognose, dass die Nachfrage das Angebot in den nächsten Jahren übersteigen wird.

Die ICCO erwartet jedoch, dass die Produzenten wegen höherer Auszahlungspreise zu einem Ausbau und einer besseren Pflege ihrer Plantagen veranlasst werden, so dass die Produktion mit zeitlicher Verzögerung ausgedehnt wird. Bis dahin werden ihrer Einschätzung nach die hohen Lagerbestände dafür sorgen, dass nicht mit Versorgungsschwierigkeiten gerechnet werden muss. Dennoch dürfte der Kakaopreis im nächsten Jahr auf über 2.000 GBP je Tonne steigen.

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